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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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SandrA
20. Feb. 06:06
Ich hatte mit meinem Rüden mit dem Thema zu tun.
Hat er ausgelöst, hieß es nur noch zwischen ihn und den Reiz zu kommen, ihn körpersprachlich klar und deutlich zu begrenzen und Abstand zum Reiz zu schaffen.

Meine innere Haltung, dass mein armer Hund nur eskaliert, weil genau diese Reaktion für ihn gerade sinnvoll und verfügbar ist, um mit dem Stress, den er gerade hat, umzugehen, war ganz entscheidend für den Verlauf der Situation.
Dieses Mantra hat aufkommende Ärgerlichkeiten BEI MIR oft so eingedämmt, dass ich ruhig und gelassen nach dem Motto „so wenig Gedöns meinerseits, wie möglich“ agieren konnte. Das war für mich sehr hilfreich, die Situ zu entstressen und ein noch so großes Affentheater möglichst wenig aufgeregt „kurz“ abzuhaken.

(Klingt jetzt als wäre das ein easy Thema gewesen, war es nicht und hat mich Blut und Spucke gekostet 😉)
 
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Dogorama-Mitglied
20. Feb. 06:22
Ist das jetzt dein Ernst? 😁 Ich hab dich wohl irgendwie falsch abgespeichert. Es gibt keine einfache Zack-Reaktion ohne Training ' es sei denn du wirst übergriffig. Gibt einige Hundehalter die finden anstippen, anschnippen oder leicht anpuffen ok, für mich währe es ein Eingeständnis, meine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Aber im Notfall ...naja. Oder ein scharfes "Hey" (dass er im Alltag hoffentlich von dir nicht kennt) Mit Abbruchkommando "Aus"? Kannst du Kasernenhof? Im Subtext deiner Post's ergeben sich für mich schon Eindrücke dass auch Du relativ schnell aufdrehst - nicht nur Dein Hundi. Aber vieleicht täusche ich mich. Ich würde ein Abbruch Kommando etablieren. Notfalls drillen (bei jeder Gelegenheit den Abbruch einfordern). Dazu Hundi als zweites ein Alternativverhalten zeigen. Beides zusammen funktioniert genauso wie ein gesplitteter Abruf aus dem Jagdgallop: Hundi erst zum Stehen/Stoppen bringen und dann erst abrufen. Bei uns funktioniert das gut. Dann fällt mir noch Klickertrainig ein, könnte auch funktionieren. LG
Weißt, du finde es immer schade, wenn solche Reaktionen oder Unterstellungen kommen.
Jeder erwartet, dass Hunde bestens erzogen werden. Aber der Weg dahin, an dem stören sich viele.
Der Thread behandelt ausschließlich einen Notfall und dessen Management.
Den Fall, wo es beim Training noch weiter gehen muss, der aber im Alltag einfach nochmal vorkommen kann.
Dieser Thread ist ausdrücklich für niemanden gedacht, der hier eine bequeme Lösung sucht, sich nur *Magic* wünscht. Wer die hier angebotenen Lösungen als das sieht, als einfache Wege abseits von einem aufwändigen und nachhaltigen Training, der möge sich bitte schleichen!
Hier geht es nur darum, aus einer Situation, die während der Trainingsphase immer wieder mal passieren kann, bestmöglich rauszukommen. So nach dem Motto: „Aufstehen, Mund abwischen, weiter machen!“
Keine große Sache draus zu machen.
Und das finde ich mehr als legitim. Zumal sich hier auch weitestgehend Leute beteiligen, die oft gute Lösungen haben und mehr als vernünftig sind.

Und abschließend: Für mich gehört auch Authentizität im Umgang mit meinen Hunden dazu.
Bedeutet: wenn ich sauer bin, wenn mir mein Hund durch eine Aktion richtig weh getan hat, dann kommuniziere ich das. Das müssen meine Hunde verkraften können und das können sie auch verkraften.
Genauso wissen meine Hunde, dass wenn ich mich freue, das genauso echt ist.
Wie auch mein aufrechter, stoischer Gang, wenn ich sie aus einer unangenehmen Situation herausführe.
Das alles nehmen mir meine Hunde mittlerweile ab.
 
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Dogorama-Mitglied
20. Feb. 06:27
Auf einer Fortbildung hab ich damals folgendes gelernt:
1. Frage warum der Hund auslöst: Frust, Angst, Statusaggression, Territorialverhalten, etc?
2. gerade bei Frust ist das einzige was was bringt wenn der Hund schon auslöst (roter Bereich) ruhig aus der Situation zu gehen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund in dem Moment überhaupt nicht mehr ansprechbar ist und hysterisch in der Leine hängt, dann bringen die meisten Methoden leider auch nichts mehr, da die Hunde so arg im Tunnel sind, dass da das Gehirn quasi aussetzt. Da bitte weiterhin an der Frustrationstoleranz arbeiten (nicht verwechseln mit Impulskontrolle!), aber für diese Situationen gibt es keine Notfalllösung außer ruhig bleiben und die Situation so schnell wie möglich verlassen.
Alles was das Thema Statusaggression/Territorialverhalten angeht, wurde uns geraten ganzheitlich an unserer Beziehung zu arbeiten und dem Hund durch klare Kommunikation/Beziehungsarbeit beizubringen, dass er nicht die Verantwortung tragen muss.

Was bei uns auf jeden Fall geholfen hat (9 Monate alter Mali, mitten in der Pubertät und probierte jetzt das ein oder andere mal solche Sperenzchen aus), war für den absoluten Notfall im Vorhinein ein Abbruchsignal aufzubauen und vor allem auch nicht zu schnell aus der Kommunikation mit meinem Hund zu verabschieden, sondern das Gespräch wirklich zu Ende zu führen.
 
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𝑭𝒓𝒆𝒊𝒈𝒆𝒊𝒔𝒕𝒊𝒏
20. Feb. 06:45
Ich würde den Hund direkt frontal blockieren,mich vor ihm stellen und auf ihn zugehen,damit er zurücksetzt und vorallem,dass der Augenkontakt sofort unterbunden wird (der triggert total) ... Ich weiß,dass Du dich in dem Moment sehr ärgerst aber versuch entspannt zu bleiben..es geht im Anschluss direkt in eine andere Richtung mit den Worten " weiter" ,er hat dort nichts mehr zu " erledigen".. da ziehe ich auch mein Programm durch,weil ich es als Halter schließlich ernst meine.. ich wünsche Dir eine für dich passende und schnelle Lösung/ Notfallreaktion🍀🍀 genug Vorschläge wirst Du ja sicher bekommen 😀
 
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Sybille
20. Feb. 07:00
Ich kann dich so gut verstehen. Du hast es ja vergleichsweise mit mir noch gut. Mein Rüde flippt nicht nur bei Sichtkontakt bei einem Erzfeind aus sondern dreht schon durch, wenn dieser seine Geruchsspur zuvor hinterlassen hat. Es ist mir so nicht möglich ihn schnell aus dieser Situation herauszuholen, da ich nicht so eine feine Nase habe wie er. Ah ja und dann soll ich ruhig bleiben ,wenn er in der Leine hängt und mit Spurlaut und vollkommen gaga die Fährte verfolgt, nicht so einfach. Das einzige, was wirklich hilft, ihn von der Spur wegzuleiten und zügig in eine andere Richtung zu laufen.
 
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Ilona
20. Feb. 08:01
Ich glaube, es gibt für solche Situationen nicht den " Tipp", schau , was von den Ratschlägen am Besten passt. Ärger dich nicht, wenn sowas passiert. Hund nehmen und weiter. Alles andere trainierst du ja ausserhalb solcher Situationen. Und irgendwann bist du dann soweit, eines von deinen Signalen hierfür zu nutzen. Shit happens, so what? Das ist mein Motto.
 
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Dogorama-Mitglied
20. Feb. 09:33
Ich hatte mit meinem Rüden mit dem Thema zu tun. Hat er ausgelöst, hieß es nur noch zwischen ihn und den Reiz zu kommen, ihn körpersprachlich klar und deutlich zu begrenzen und Abstand zum Reiz zu schaffen. Meine innere Haltung, dass mein armer Hund nur eskaliert, weil genau diese Reaktion für ihn gerade sinnvoll und verfügbar ist, um mit dem Stress, den er gerade hat, umzugehen, war ganz entscheidend für den Verlauf der Situation. Dieses Mantra hat aufkommende Ärgerlichkeiten BEI MIR oft so eingedämmt, dass ich ruhig und gelassen nach dem Motto „so wenig Gedöns meinerseits, wie möglich“ agieren konnte. Das war für mich sehr hilfreich, die Situ zu entstressen und ein noch so großes Affentheater möglichst wenig aufgeregt „kurz“ abzuhaken. (Klingt jetzt als wäre das ein easy Thema gewesen, war es nicht und hat mich Blut und Spucke gekostet 😉)
Ja genau, die innere Einstellung muss justiert werden.

Genau dafür möcht ich eben als ersten Schritt so eine automatisierte Reaktion, die mich aus der Überforderung und dem daraus resultierenden Ärger bringt und es mir ermöglicht, ruhiger damit umzugehen.

Ob ich dabei "armer Hund" denken werde, weiß ich allerdings noch nicht...Ich verstehe, dass du das wohlwollend meinst, es hat aber auch ein bisschen was vom Hund als Reiz-Reaktions-"Maschine", wo er keine Wahl hat als diese eine Response auf jenen Stimulus...Ich neige eher zur Einstellung, dass er innerhalb seiner Spezies schön langsam ein mündiger Erwachsener ist, von dem Mässigung und angemessenes Verhalten verlangt werden kann und dass ich dafür da bin, ihn darauf aufmerksam zu machen.
Sollte ich aber merken, dass diese Sicht mir um Wege steht, werd ich auf deine umschwenken 👍
 
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Dogorama-Mitglied
20. Feb. 09:54
Auf einer Fortbildung hab ich damals folgendes gelernt: 1. Frage warum der Hund auslöst: Frust, Angst, Statusaggression, Territorialverhalten, etc? 2. gerade bei Frust ist das einzige was was bringt wenn der Hund schon auslöst (roter Bereich) ruhig aus der Situation zu gehen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund in dem Moment überhaupt nicht mehr ansprechbar ist und hysterisch in der Leine hängt, dann bringen die meisten Methoden leider auch nichts mehr, da die Hunde so arg im Tunnel sind, dass da das Gehirn quasi aussetzt. Da bitte weiterhin an der Frustrationstoleranz arbeiten (nicht verwechseln mit Impulskontrolle!), aber für diese Situationen gibt es keine Notfalllösung außer ruhig bleiben und die Situation so schnell wie möglich verlassen. Alles was das Thema Statusaggression/Territorialverhalten angeht, wurde uns geraten ganzheitlich an unserer Beziehung zu arbeiten und dem Hund durch klare Kommunikation/Beziehungsarbeit beizubringen, dass er nicht die Verantwortung tragen muss. Was bei uns auf jeden Fall geholfen hat (9 Monate alter Mali, mitten in der Pubertät und probierte jetzt das ein oder andere mal solche Sperenzchen aus), war für den absoluten Notfall im Vorhinein ein Abbruchsignal aufzubauen und vor allem auch nicht zu schnell aus der Kommunikation mit meinem Hund zu verabschieden, sondern das Gespräch wirklich zu Ende zu führen.
Guter Hinweis...Da würd mich (d)eine Einschätzung interessieren...

Nachdem das Verhalten in dieser Form ausschließlich einigen intakten Rivalen gegenüber gezeigt wird, liegt meine Vermutung in Richtung Territorial/Status, wobei er zB im Freilauf auf der Hundewiese auf Rivalen teilweise eher gefrustet und unsicher reagiert - da quengelt er mich dann an und rennt nervös in der Gegend rum, was auf mich so wirkt, als würd er sich über deren Anwesenheit bei mir "beschweren" ("Du, du, schauschauschau, da ist ein Anderer, mach den weg, mach den weg...!").
Aus solchen Situationen lässt er sich leicht durch meine Bewegungen mitnehmen und auf Abstand bringen.

Bleibe ich statisch oder übersehe ausreichen Abstand, kann es aber auch zum Kommentkampf kommen, da ist er dann auch aktiv beteiligt.


Die Situation an der Leine, um die es hier geht, sieht anders aus, da ist er viel mehr auf Wegdrohen und Konfrontation eingestellt.
Da wird nicht gequengelt, sondern hässlich geknurrt, nach Vorne gestellt und gelehnt und eher aktiv Zoff initiiert.

Das passiert in Bewegung und wenn ich rechtzeitig reagieren kann deutlich weniger, bzw kann ich es da viel besser managen - da kommt er abgewandt neben mich und ich gehe aufrecht und zügig durch die Situation. Klappt inzwuschen fast immer sehr gut, ohne Gezerre und mit "schlimmstenfalls" verhaltenem Knurren.

Eskalieren tut es vor Allem, wenn ich überrascht werde und wenn wir stehen (zB weil er eigentlich Geschäft machen sollte).


Das ist jetzt natürlich alles alles schon voller Zuschreibung und Einordnung, vielleicht hast du/ habt ihr aber trotzdem noch einen Gedanken dazu...?
 
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Nina &
20. Feb. 09:58
Ja genau, die innere Einstellung muss justiert werden. Genau dafür möcht ich eben als ersten Schritt so eine automatisierte Reaktion, die mich aus der Überforderung und dem daraus resultierenden Ärger bringt und es mir ermöglicht, ruhiger damit umzugehen. Ob ich dabei "armer Hund" denken werde, weiß ich allerdings noch nicht...Ich verstehe, dass du das wohlwollend meinst, es hat aber auch ein bisschen was vom Hund als Reiz-Reaktions-"Maschine", wo er keine Wahl hat als diese eine Response auf jenen Stimulus...Ich neige eher zur Einstellung, dass er innerhalb seiner Spezies schön langsam ein mündiger Erwachsener ist, von dem Mässigung und angemessenes Verhalten verlangt werden kann und dass ich dafür da bin, ihn darauf aufmerksam zu machen. Sollte ich aber merken, dass diese Sicht mir um Wege steht, werd ich auf deine umschwenken 👍
Ich verstehe deine Sicht total und teile sie auch.
Vielleicht würde es dir helfen, dich auf die ganzen guten Dinge zu fokussieren. Dein Hund läuft im Freilauf, Rückruf klappt, er macht zu Hause nichts kaputt usw. Ihr habt "nur" diese eine Baustelle. Das ist doch gut. Du trainierst viel, da wird auch dieses Problem sich in absehbarer Zeit lösen lassen. Sieh es doch als Challenge an dich selbst. Denn die Fehler liegen ja immer bei uns. Der Hund verhält sich ja nicht mit Absicht falsch. Man muss halt einen Weg finden, ihm das richtige Verhalten zu zeigen und das braucht seine Zeit. Du wirst schon deinen Weg finden.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
20. Feb. 09:58
Ich würde den Hund direkt frontal blockieren,mich vor ihm stellen und auf ihn zugehen,damit er zurücksetzt und vorallem,dass der Augenkontakt sofort unterbunden wird (der triggert total) ... Ich weiß,dass Du dich in dem Moment sehr ärgerst aber versuch entspannt zu bleiben..es geht im Anschluss direkt in eine andere Richtung mit den Worten " weiter" ,er hat dort nichts mehr zu " erledigen".. da ziehe ich auch mein Programm durch,weil ich es als Halter schließlich ernst meine.. ich wünsche Dir eine für dich passende und schnelle Lösung/ Notfallreaktion🍀🍀 genug Vorschläge wirst Du ja sicher bekommen 😀
Blocken funktioniert in dem Fall bei Guinness nicht - er ist sehr wendig, geht dann in alle Richtungen an mir vorbei und wir "tanzen" blöde in der Gegend herum.

Im Moment hab ich den Eindruck, dass ich mit Umdrehen und Weggehen die besten Chancen habe und das vielleicht auch ein Ansatz von Alternativverhalten sein könnte - nicht auf den Rivalen hin, sondern von ihm weg.