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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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SandrA
13. Juni 14:38
Jo da hast du grundsätzlich völlig recht, ich finde allerding den alltagssprachlichen Gebrauch von Bindung, der für jeden ein bisschen was Anderes zu bedeuten scheint und oft mit bestenfalls vagen, tw sogar kontraproduktiven Vorstellungen über ihre Erreichbarkeit daher kommt, so wenig hilfreich für den Umgang mit Problemthemen. Es geht mir wirklich nicht um eine rein akademische Rechthaberei, ich hab die Bindungsarten deshalb erwähnt und vertreten, weil sie imho sehr hilfreich dabei sein können, die Auswirkungen des eigenen Verhaltens nochmal besser zu verstehen, es zu reflektieren und wenn nötig zu adjustieren. Als ich vor Monaten in dem Seminar das Konzept in Erinnerung gerufen bekam, war es ein regelrechter kleiner Augenöffner und hat mich sehr nachdrücklich gemacht.
Ja, die Theorien können hilfreich sein - keine Frage. Und natürlich brauchen wir wissenschaftliche Auseinandersetzung – sie hilft uns, Muster zu erkennen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und fundierte Handlungsideen zu entwickeln. Aber Wissenschaft ist kein Wahrheitsmonopol.
Sie ergänzt Erfahrung – ersetzt sie aber nicht.

Gerade im Umgang mit Problemthemen und komplexen Verhaltensdynamiken – ich denke da zB sowohl an Julias Beiträge über Nero als auch an mich und meine Hunde – ist der Blick auf die gelebte Beziehungsebene oft relevanter als der Versuch, das Ganze in ein klar umrissenes Modell zu pressen. In beiden Fällen zeigt sich: Beziehung funktioniert oder sie funktioniert nicht – unabhängig davon, ob man den Begriff Bindung im akademischen Sinne sauber definieren kann.

Dass der Begriff im Alltag unterschiedlich gefüllt wird, ist kein Mangel, sondern Ausdruck realer Perspektivenvielfalt. Wie gesagt, solange transparent ist, aus welcher Perspektive man spricht, ist daran nichts „kontraproduktiv“. Wer sich auf Bowlby beruft, darf das gern tun – aber der Begriff Bindung ist damit nicht exklusiv vergeben.

Die klassischen Bindungstheorien sind weder voraussetzungslos zugänglich noch universell anschlussfähig. Manche Menschen reflektieren wirksam über ein Modell, andere über Beobachtungen, Widersprüche oder über das Verhalten ihres Hundes bei Dritten.

Bei Neo war es bspw nicht ein entwicklungspsychologisches Aha-Erlebnis, sondern die nüchterne Feststellung, wie unterschiedlich sein Verhalten ausfällt – abhängig davon, wie klar, regulierend, konsistent und durchlässig ich selbst agiere. Auch das ist Beziehungsanalyse – nur eben nicht mit Lehrbuch, sondern mit Blut und Spucke.
Dass man Theorie nicht braucht, weil man Praxis hat, sagt niemand. Aber wer Praxis ernst nimmt, sollte auch aushalten können, dass nicht alles nach Modell läuft.
 
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Babs
13. Juni 14:53
Hm, vielleicht kam das etwas falsch rüber - ich meine überhaupt nicht, dass jeder die Bindungstheorien kennen muss, um selbstreflektiert an seinen Beziehungsmustern zu arbeiten. Was ich meine ist, wenn man schon im Zusammenhang mit Ratschlägen "Bindung" ins Spiel bringt, sollte man sich vielleicht mal ansehen, was die Hintergründe dieses Begriffes sind, weil die Beobachtungen und Theorien dazu Schlaglichter auf sensible und leicht übersehbare Ursache-Wirkungs-Verwebungen werfen. Ich sehe auch kein "entweder Beziehung oder Bindung", in meinem Verständnis beschreibt die Bindungstgeorie eine spezielle Art bzw "Unterkategorie" von Brziehung - nämlich eine asymmetrische Beziehung, in der ein Partner weitumfänglich vom anderen abhängig ist. Gerade diese Art von Beziehung ist naturgemäss extrem anfällig für Belastungen, internen Störungen, Unklarheiten, Inkonsistenzen, Missverständnisse, oft auch ungewollten und unbemerkten Übergrifgigkeiten. Da nehm ich mich ganz explizit mit rein, dafür bin ich sehr anfällig und finde deshalb den Nasenstüber, den man von solchen Ausarbeitungen wie den Bindungsmodellen bekommt, auch so wertvoll. Und aus dem selben Grund meckere ich immer rein, wenn von den "gleichberechtigten" Beziehungen "auf Augenhöhe" geschwärmt wird. Solange der Hund sich nicht selbst verpflegen und weitestgehend kommen und gehen und tun und lassen kann was er will, ist das schlicht nicht existent. Und anzunehmen es wäre so, macht einen blind für die Machtposition und Entscheidungsgewalt, die man über das Lebewesen hat. Wohlwollend zu Gewähren ist halt einfach nicht das Selbe wie Gleichberechtigung herzustellen.
Zu Deinem letzten Satz: Du hast sicherlich recht, dass eine Gleichberechtigung zwischen Mensch und Hund oberflächlich gesehen nicht möglich ist, da man als Hundeführer die Verantwortung für den Hund übernehmen muss (das schreiben ja schon Gesetze vor). Aber für mich ist Gleichberechtigung auch, den Hund nicht nur als Haustier zu sehen, sondern eher als ein vollwertiges Mitglied mit eigenen Bedürfnissen und eigener Persönlichkeit. Unter diesem Blickwinkel gerät man m. E. nicht in Gefahr, seine Machtposition zu missbrauchen. Es kommt also darauf an, wie ich meinen Hund auf der Gefühlsebene sehe.

Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Beziehung und Bindung. Eine Beziehung habe ich bereits schon dann, wenn es irgendwo eine Verbindung gibt. Daraus muss sich aber keine Bindung entwickeln, denn die Bindung ist die emotionale Verbindung. Es gibt daher zwar eine Beziehung ohne Bindung, aber keine Bindung ohne Beziehung.

Um auf die Abhängigkeit einzugehen: Eine emotionale Bindung ist dann nicht mehr gesund, wenn man sich so emotional bindet, dass man darüber in eine emotionale Abhängigkeit gerät wie z. B. Verlustängste. Daher ist es wichtig darauf zu achten, dass auf der emotionalen Ebene eben keine Abhängigkeit entsteht, obwohl sie auf der Beziehungsebene bestehen kann (z. B. eine Erkrankung eines geliebten Menschen, der sich selber nicht mehr verpflegen und tun und lassen kann was er will).

Das ist jetzt meine Definition von Beziehung und Bindung.
 
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Yvonne
13. Juni 15:19
Ja, die Theorien können hilfreich sein - keine Frage. Und natürlich brauchen wir wissenschaftliche Auseinandersetzung – sie hilft uns, Muster zu erkennen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und fundierte Handlungsideen zu entwickeln. Aber Wissenschaft ist kein Wahrheitsmonopol. Sie ergänzt Erfahrung – ersetzt sie aber nicht. Gerade im Umgang mit Problemthemen und komplexen Verhaltensdynamiken – ich denke da zB sowohl an Julias Beiträge über Nero als auch an mich und meine Hunde – ist der Blick auf die gelebte Beziehungsebene oft relevanter als der Versuch, das Ganze in ein klar umrissenes Modell zu pressen. In beiden Fällen zeigt sich: Beziehung funktioniert oder sie funktioniert nicht – unabhängig davon, ob man den Begriff Bindung im akademischen Sinne sauber definieren kann. Dass der Begriff im Alltag unterschiedlich gefüllt wird, ist kein Mangel, sondern Ausdruck realer Perspektivenvielfalt. Wie gesagt, solange transparent ist, aus welcher Perspektive man spricht, ist daran nichts „kontraproduktiv“. Wer sich auf Bowlby beruft, darf das gern tun – aber der Begriff Bindung ist damit nicht exklusiv vergeben. Die klassischen Bindungstheorien sind weder voraussetzungslos zugänglich noch universell anschlussfähig. Manche Menschen reflektieren wirksam über ein Modell, andere über Beobachtungen, Widersprüche oder über das Verhalten ihres Hundes bei Dritten. Bei Neo war es bspw nicht ein entwicklungspsychologisches Aha-Erlebnis, sondern die nüchterne Feststellung, wie unterschiedlich sein Verhalten ausfällt – abhängig davon, wie klar, regulierend, konsistent und durchlässig ich selbst agiere. Auch das ist Beziehungsanalyse – nur eben nicht mit Lehrbuch, sondern mit Blut und Spucke. Dass man Theorie nicht braucht, weil man Praxis hat, sagt niemand. Aber wer Praxis ernst nimmt, sollte auch aushalten können, dass nicht alles nach Modell läuft.
Danke, für das Teilen dieser Sichtweise. Ich hatte in meinen Beiträgen versucht zu vermitteln, dass man als Otto-Normal-Hundehalter nicht wirklich so tief in die Wissenschaft eindringen muss, kann und manch einer auch will.
Manchem hilft das beim Reflektieren der Beziehung zwischen sich selbst und seinem Hund und ein anderer beobachtet einfach in der Praxis, wie der Hund oder man selbst in welcher Situation wie reagiert und arbeitet mit dieser Erkenntnis ohne alles in irgendein Modell einzusortieren.

Ich bin für die Perspektivenvielfalt, weil ich in meinem Alltag viel zu oft erlebe, wie Hundetrainer Hunde aufgrund ihres Verhaltens in Schubladen stecken.
Sie berufen sich dann auch auf ihr in der Hundeausbildung erlerntes Wissen.
Das geht allerdings so gut wie immer an der Realität vorbei und stoppt, m. M. n. die Weiterentwicklung des betreffenden Mensch-Hund-Teams.

Wie auch immer, ich freue mich über jedes Mensch-Hund-Team, das sich miteinander beschäftigt und sich individuell passenden Lösungen für die eigenen Probleme erarbeitet.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Juni 15:28
Ja, die Theorien können hilfreich sein - keine Frage. Und natürlich brauchen wir wissenschaftliche Auseinandersetzung – sie hilft uns, Muster zu erkennen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und fundierte Handlungsideen zu entwickeln. Aber Wissenschaft ist kein Wahrheitsmonopol. Sie ergänzt Erfahrung – ersetzt sie aber nicht. Gerade im Umgang mit Problemthemen und komplexen Verhaltensdynamiken – ich denke da zB sowohl an Julias Beiträge über Nero als auch an mich und meine Hunde – ist der Blick auf die gelebte Beziehungsebene oft relevanter als der Versuch, das Ganze in ein klar umrissenes Modell zu pressen. In beiden Fällen zeigt sich: Beziehung funktioniert oder sie funktioniert nicht – unabhängig davon, ob man den Begriff Bindung im akademischen Sinne sauber definieren kann. Dass der Begriff im Alltag unterschiedlich gefüllt wird, ist kein Mangel, sondern Ausdruck realer Perspektivenvielfalt. Wie gesagt, solange transparent ist, aus welcher Perspektive man spricht, ist daran nichts „kontraproduktiv“. Wer sich auf Bowlby beruft, darf das gern tun – aber der Begriff Bindung ist damit nicht exklusiv vergeben. Die klassischen Bindungstheorien sind weder voraussetzungslos zugänglich noch universell anschlussfähig. Manche Menschen reflektieren wirksam über ein Modell, andere über Beobachtungen, Widersprüche oder über das Verhalten ihres Hundes bei Dritten. Bei Neo war es bspw nicht ein entwicklungspsychologisches Aha-Erlebnis, sondern die nüchterne Feststellung, wie unterschiedlich sein Verhalten ausfällt – abhängig davon, wie klar, regulierend, konsistent und durchlässig ich selbst agiere. Auch das ist Beziehungsanalyse – nur eben nicht mit Lehrbuch, sondern mit Blut und Spucke. Dass man Theorie nicht braucht, weil man Praxis hat, sagt niemand. Aber wer Praxis ernst nimmt, sollte auch aushalten können, dass nicht alles nach Modell läuft.
Sorry, aber Vorwürfe bez Theoretisiererei, Praxisferne und "Wahrheitsansprüchen" mag ich nimmer kommentieren, dazu hab ich mich bereits x Mal relativierend geäußert und bin etwas müde davon, dass die weitgehend unverändert immer wieder daherkommen.

Aber egal, ich hab dazu eigentlich sowohl inhaltlich als auch meta eh nix Neues mehr zu sagen....ausser vielleicht, dass die Beobachtungen zu Bindung ja keineswegs nur entwicklungspsychologisch relevant sind, sondern für Abhängigkeitsverhältnisse generell.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Juni 15:43
Zu Deinem letzten Satz: Du hast sicherlich recht, dass eine Gleichberechtigung zwischen Mensch und Hund oberflächlich gesehen nicht möglich ist, da man als Hundeführer die Verantwortung für den Hund übernehmen muss (das schreiben ja schon Gesetze vor). Aber für mich ist Gleichberechtigung auch, den Hund nicht nur als Haustier zu sehen, sondern eher als ein vollwertiges Mitglied mit eigenen Bedürfnissen und eigener Persönlichkeit. Unter diesem Blickwinkel gerät man m. E. nicht in Gefahr, seine Machtposition zu missbrauchen. Es kommt also darauf an, wie ich meinen Hund auf der Gefühlsebene sehe. Für mich gibt es einen großen Unterschied zwischen Beziehung und Bindung. Eine Beziehung habe ich bereits schon dann, wenn es irgendwo eine Verbindung gibt. Daraus muss sich aber keine Bindung entwickeln, denn die Bindung ist die emotionale Verbindung. Es gibt daher zwar eine Beziehung ohne Bindung, aber keine Bindung ohne Beziehung. Um auf die Abhängigkeit einzugehen: Eine emotionale Bindung ist dann nicht mehr gesund, wenn man sich so emotional bindet, dass man darüber in eine emotionale Abhängigkeit gerät wie z. B. Verlustängste. Daher ist es wichtig darauf zu achten, dass auf der emotionalen Ebene eben keine Abhängigkeit entsteht, obwohl sie auf der Beziehungsebene bestehen kann (z. B. eine Erkrankung eines geliebten Menschen, der sich selber nicht mehr verpflegen und tun und lassen kann was er will). Das ist jetzt meine Definition von Beziehung und Bindung.
Da würde ich jetzt vielleicht wieder zwischen Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung unterscheiden...
Ja diese Basis bewahrt sicher vor grobem Missbrauch, Wankelmütigkeiten, Widersprüchlichkeiten und Unklarheiten passieren mir aber trotzdem immer wieder mal 🙈. Seit ich auf sie nochmal extra aufmerksam gemacht wurde, bin ich diesbezüglich auch selbst aufmerksamer.

Verstehe ich es richtig, dass du nicht von Bindung im Sinne der Bindungsmodelle sprichst, sondern von einer umgangssprachlichen, für dich individuell definierten Bindung?
 
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Julia 🐾Nero
13. Juni 16:41
Hm, vielleicht kam das etwas falsch rüber - ich meine überhaupt nicht, dass jeder die Bindungstheorien kennen muss, um selbstreflektiert an seinen Beziehungsmustern zu arbeiten. Was ich meine ist, wenn man schon im Zusammenhang mit Ratschlägen "Bindung" ins Spiel bringt, sollte man sich vielleicht mal ansehen, was die Hintergründe dieses Begriffes sind, weil die Beobachtungen und Theorien dazu Schlaglichter auf sensible und leicht übersehbare Ursache-Wirkungs-Verwebungen werfen. Ich sehe auch kein "entweder Beziehung oder Bindung", in meinem Verständnis beschreibt die Bindungstgeorie eine spezielle Art bzw "Unterkategorie" von Brziehung - nämlich eine asymmetrische Beziehung, in der ein Partner weitumfänglich vom anderen abhängig ist. Gerade diese Art von Beziehung ist naturgemäss extrem anfällig für Belastungen, internen Störungen, Unklarheiten, Inkonsistenzen, Missverständnisse, oft auch ungewollten und unbemerkten Übergrifgigkeiten. Da nehm ich mich ganz explizit mit rein, dafür bin ich sehr anfällig und finde deshalb den Nasenstüber, den man von solchen Ausarbeitungen wie den Bindungsmodellen bekommt, auch so wertvoll. Und aus dem selben Grund meckere ich immer rein, wenn von den "gleichberechtigten" Beziehungen "auf Augenhöhe" geschwärmt wird. Solange der Hund sich nicht selbst verpflegen und weitestgehend kommen und gehen und tun und lassen kann was er will, ist das schlicht nicht existent. Und anzunehmen es wäre so, macht einen blind für die Machtposition und Entscheidungsgewalt, die man über das Lebewesen hat. Wohlwollend zu Gewähren ist halt einfach nicht das Selbe wie Gleichberechtigung herzustellen.
Jetzt muss man aber beachten, dass die Theorie die Persönlichkeitsentwicklung über den Bindungstyp in der frühkindlichen Phase thematisiert.

Da sehe ich die Gefahr einer Vermenschlichung und Infantilisierung von Hunden.
Der Hund als das "ewige Kind", ist ja mindestens genauso weit verbreitet wie die Mensch als Alpha-Hund Philosophie.
Oder die Partnerschaft auf Augenhöhe Romantik.

Jetzt sind Hunde keine Menschen und ab einem gewissen Alter keine Kinder. Und Menschen sind keine Hunde.
Es ist schon eine sehr einzigartige Beziehung, die so eigentlich einmalig ist.

Ich sehe meinen Hund weder als gleichberechtigten Partner, noch als von mir abhängige Kindesfigur.
Ich sehe ihn mehr als fähiges erwachsenes Tier, das mit mir in einem Sozialverband lebt, in dem ich verantwortlich und Entscheidungsträger bin (wobei es da bei uns auf der Beziehungseben hängt).
Gleichzeitig haben wir eine gegenseitig emotionale Verbundenheit und Nähe, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis steht. Mein Hund hat keine Trennungsangst, bleibt problemlos alleine oder in einer Betreuung. Er ist schon sehr souverän, unabhängig und selbstfähig. Manchmal zu Ungunsten meiner Erziehungsarbeit.

Würdest du denn sagen, dass du keine Bindung zu Guinness hast, sondern nur er zu dir?
 
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Dogorama-Mitglied
13. Juni 17:07
Jetzt muss man aber beachten, dass die Theorie die Persönlichkeitsentwicklung über den Bindungstyp in der frühkindlichen Phase thematisiert. Da sehe ich die Gefahr einer Vermenschlichung und Infantilisierung von Hunden. Der Hund als das "ewige Kind", ist ja mindestens genauso weit verbreitet wie die Mensch als Alpha-Hund Philosophie. Oder die Partnerschaft auf Augenhöhe Romantik. Jetzt sind Hunde keine Menschen und ab einem gewissen Alter keine Kinder. Und Menschen sind keine Hunde. Es ist schon eine sehr einzigartige Beziehung, die so eigentlich einmalig ist. Ich sehe meinen Hund weder als gleichberechtigten Partner, noch als von mir abhängige Kindesfigur. Ich sehe ihn mehr als fähiges erwachsenes Tier, das mit mir in einem Sozialverband lebt, in dem ich verantwortlich und Entscheidungsträger bin (wobei es da bei uns auf der Beziehungseben hängt). Gleichzeitig haben wir eine gegenseitig emotionale Verbundenheit und Nähe, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis steht. Mein Hund hat keine Trennungsangst, bleibt problemlos alleine oder in einer Betreuung. Er ist schon sehr souverän, unabhängig und selbstfähig. Manchmal zu Ungunsten meiner Erziehungsarbeit. Würdest du denn sagen, dass du keine Bindung zu Guinness hast, sondern nur er zu dir?
Ich merke gerade, dass ich die Bindungsmodelle nicht wirklich aus einem kind-spezifischen oder entwicklungspsychologischen Aspekt heraus lese, sondern aus dem allgemeinen Abhängigkeits- bzw Asymetrie-Aspekt.
Also mehr Richtung dysfunktionale Beziehungen, Doppelbindungen, sowas in der Art...
Interessant, dieser selektive Fokus war mir bisher nicht bewusst...


Die Frage mit Guinness und meiner Bindung verstehe ich nicht ganz.
Für jede Beziehung sind doch mindestens zwei Beziehungspartner nötig, das gilt dementsprechend auch für die Beziehungsform "Bindung".

Oder meinst du jetzt wieder die umgangssprachliche Bindung und ob Guinness sich mir näher fühlt als ich mich ihm?
Das fände ich schwer zu beurteilen, weil ich ja nicht in ihn hineinsehe...

Vielleicht kannst du das für mich klären, wie die Frage gemeint ist?
 
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SandrA
13. Juni 17:49
Danke, für das Teilen dieser Sichtweise. Ich hatte in meinen Beiträgen versucht zu vermitteln, dass man als Otto-Normal-Hundehalter nicht wirklich so tief in die Wissenschaft eindringen muss, kann und manch einer auch will. Manchem hilft das beim Reflektieren der Beziehung zwischen sich selbst und seinem Hund und ein anderer beobachtet einfach in der Praxis, wie der Hund oder man selbst in welcher Situation wie reagiert und arbeitet mit dieser Erkenntnis ohne alles in irgendein Modell einzusortieren. Ich bin für die Perspektivenvielfalt, weil ich in meinem Alltag viel zu oft erlebe, wie Hundetrainer Hunde aufgrund ihres Verhaltens in Schubladen stecken. Sie berufen sich dann auch auf ihr in der Hundeausbildung erlerntes Wissen. Das geht allerdings so gut wie immer an der Realität vorbei und stoppt, m. M. n. die Weiterentwicklung des betreffenden Mensch-Hund-Teams. Wie auch immer, ich freue mich über jedes Mensch-Hund-Team, das sich miteinander beschäftigt und sich individuell passenden Lösungen für die eigenen Probleme erarbeitet.
Danke, Yvonne, genau das meinte ich.
 
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SandrA
13. Juni 18:17
Sorry, aber Vorwürfe bez Theoretisiererei, Praxisferne und "Wahrheitsansprüchen" mag ich nimmer kommentieren, dazu hab ich mich bereits x Mal relativierend geäußert und bin etwas müde davon, dass die weitgehend unverändert immer wieder daherkommen. Aber egal, ich hab dazu eigentlich sowohl inhaltlich als auch meta eh nix Neues mehr zu sagen....ausser vielleicht, dass die Beobachtungen zu Bindung ja keineswegs nur entwicklungspsychologisch relevant sind, sondern für Abhängigkeitsverhältnisse generell.
Ich wundere mich über die Rede von „Vorwürfen“. Ich habe keine gemacht, sondern auf deine Einordnung von Erfahrungswissen als „vage“, „wenig hilfreich“ und „kontraproduktiv“ reagiert. Dass man dazu auch eine andere Haltung vertreten kann, ist kein Angriff, sondern eine alternative Lesart. Ich stelle meine Sicht daneben, nicht dagegen.

Aber gut – wir können es auch einfach so stehen lassen.
 
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Dogorama-Mitglied
13. Juni 18:49
Ich wundere mich über die Rede von „Vorwürfen“. Ich habe keine gemacht, sondern auf deine Einordnung von Erfahrungswissen als „vage“, „wenig hilfreich“ und „kontraproduktiv“ reagiert. Dass man dazu auch eine andere Haltung vertreten kann, ist kein Angriff, sondern eine alternative Lesart. Ich stelle meine Sicht daneben, nicht dagegen. Aber gut – wir können es auch einfach so stehen lassen.
Ich habe nie Erfahrungswissen als vage, wenig hilfreich und kontraproduktiv bezeichnet, sondern die Vielzahl individueller Bindungs-Versionen und manche an sie geknüpfte Ratschläge.

Und ich sehe auch nicht andere Haltungen als Angriff, sondern dass die Kritik der Praxisferne, des Wahrheitsanpruches etc wieder und wieder rausgekugelt wird, bei gleichzeitigem Ignorieren meiner Antworten darauf.

Solch kleine Unterstellungen und implizite Spitzen sind zwar geschickte rhetorische Schachzüge (ob bewusst oder unbewusst angewandt), bei denen das Gegenüber subtil in die Defensive gedrängt wird, konstruktiver Austausch ist auf der Basis aber schwer möglich.

Drum ja, stimme ich zu - stehen lassen.

Ps: der letzte Absatz betrifft nicht nur dich, das kam von verschiedenen Seiten immer wieder. Er steht also auch stellvertretend unter deinem Post.

Pps: Und ich fühle mich stellvertredend für "die Wissenschaft" angegriffen. Dieses von vielen Seiten ausgespielte Abwerten der Bemühungen von Fachleuten, die Welt, unsere Beziehungen und uns selbst besser verständlich zu machen, find ich 💩