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Caro
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Anzahl der Antworten 168
zuletzt 14. Sept.

Lucy und das Jagdgeschrei

Hallo ihr Lieben! Seitdem Lucy bei uns ist, arbeiten wir an ihrem starken Jagdtrieb. Anfangs war noch jeder Vogel oder alles (und jeder 🫣) was sich schnell bewegt potenzielle Beute Das ist schon sehr, sehr viel besser geworden. So gut, dass Lucy an bestimmten Stellen auch frei laufen kann, da sie selbst bei Katzen gut auf das Abbruchsignal reagiert. Wir arbeiten weiterhin an Impulskontrolle etc, um Antijagdtraining soll es hier auch gar nicht gehen! Zum Problem: Laufende Rehe sind der absolute Endgegner. Stehen die Rehe, fixiert sie zwar, bleibt aber ansprechbar und lässt sich auch ablenken. Laufen die Rehe aber los, setzt das große Halali ein. Lucy bleibt inzwischen sogar sitzen oder bei Fuß stehen, aber sie kreischt derartig los, dass jedem im Umkreis von 5 Kilometern die Ohren klingeln. Ich kann davon kein Video machen, in dem Moment aufs Handy konzentrieren geht nicht, aber schreit doch mal so hoch und laut ihr könnt "JAJAJAJAJA!", dann habt ihr es ungefähr 😅 Das ist unangenehm. Es hört sich an, als wäre sie in eine Bärenfalle getreten oder als würde ich sie gerade schwer misshandeln. Ich will gar nicht wissen, was die Leute so denken 🫣. Außerdem interessiert mich der Sinn dieses Gekreisches... das Wild in der gesamten Umgebung ist gewarnt und sucht das Weite. Die gesichteten Rehe laufen noch schneller. Welchen Ursprung und Sinn hat das? Kann man etwas dagegen tun, außer im Gewerbepark spazieren zu gehen? Wenn Lucy ins Kreischen verfällt, ist sie nicht mehr ansprechbar und weiter gehen geht auch nicht. Ich halte sie dann in der Hocke zwischen meinen Knien und einem Arm vorne um die Brust. Das kürzt den "Anfall" ab und sie beruhigt sich so weit, dass wir einigermaßen gesittet weiter gehen können. Danke schonmal fürs Lesen! 🧡
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 20:13
Jetzt mal eine andere Idee.
Dein Problem ist ja „nur“ das Geplärr von Lucy. Den Rehen hintergehen tut sie ja nicht (mehr).
Wie wäre es mit dem Gedanken, wenn du Lucy „gib Laut!“ beibringst?
Und in dem Zusammenhang ihr dann im Anschluss noch etwas anbietest, was ihr Freude bereitet? Um sie dann im besten Fall bei Wildsichtung von dir gezielt zum Bellen zu bringen (bellen - nicht plärren und kreischen) plus die anschließend auf ihr Bellen folgende wie auch immer aussehende Belohnung.
Dadurch, dass du dann eine erlernte Handlungskette initiierst kommt sie gar nicht in den jetzigen Stress und muss nicht mehr instinktiv handeln, sondern bleibt ansprechbar und konzentriert.
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 20:28
Ich habe jetzt die anderen Antworten nicht durchgelesen, also auf die Gefahr der Dopplung hin: Das klingt nach Stressabbau. Stress können Hunde abbauen durch: - laufen - kauen - schütteln - schlecken Laufen is kontraproduktiv (da ist das kreischen wahrscheinlich schon die ausweichhandlung) Schütteln kann man schlecht induzieren (ein Eimer Wasser hat man ehr weniger dabei) Bleibt kauen oder schlecken: also Beisswurst, Leckerli (falls sie das nimmt), oder schleckroller
Schütteln kann man ev durch kurzes Blasen auf den Kopf auslösen...
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 20:32
Ich müsste tatsächlich fast Gewalt anwenden. Zuerst muss irgendwie das Erregungslevel runter, sodass irgendeine andere Richtung als hinterher möglich wird. Wenn ich mich aus ihrem direkten Dunstkreis heraus bewege ist das für sie das Startsignal und sie springt in die Leine (dabei bin ich immer sehr pingelig was Freigabe nach einem Kommando angeht, weggehen zählt eigentlich nicht dazu 😅 ist halt ne Ausnahmesituation). Stehen die Rehe, kann ich sie durchaus weiter locken, rufen, was auch immer. Nur laufende Rehe sind das Problem.
Da verstehst du mich vom Timing und von der Richtung her falsch - das müsste im Moment vor dem richtigen Hochfahren und in ihre Richtung passieren.

Anfänglich also quasi als ein Überraschungsmoment, welches das automatisierte "Sitzen und Schreien" um eine Alterntavreaktion und einen halben Meter verzögert und mit dem du eine Zehe in die Tür bekommst
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 21:00
Wenn du den Blick zum Wild belohnst, wer sagt dir, dass sie das Lob fürs "ruhig sein" versteht ! Wenn ihr Gedanke "geil, ein Reh, das hetzt ich jetzt" ist, dann bestätigst du genau das falsche ! Sieht sie ein Reh und schaut dich an, dreht sich weg vom Reh und geht mit dir weiter, dann kannst du sie belohnen. Alles andere macht das Wild nur wichtig ...
Da verstehst du was grundlegend falsch.

Konditionierung wirkt auf Verhalten, nicht auf Emotion oder komplexe Gedankengänge, die der Hund in der von dir beschriebenen Form ohnehin nicht hat.
 
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Caro
27. Feb. 21:03
Jetzt mal eine andere Idee. Dein Problem ist ja „nur“ das Geplärr von Lucy. Den Rehen hintergehen tut sie ja nicht (mehr). Wie wäre es mit dem Gedanken, wenn du Lucy „gib Laut!“ beibringst? Und in dem Zusammenhang ihr dann im Anschluss noch etwas anbietest, was ihr Freude bereitet? Um sie dann im besten Fall bei Wildsichtung von dir gezielt zum Bellen zu bringen (bellen - nicht plärren und kreischen) plus die anschließend auf ihr Bellen folgende wie auch immer aussehende Belohnung. Dadurch, dass du dann eine erlernte Handlungskette initiierst kommt sie gar nicht in den jetzigen Stress und muss nicht mehr instinktiv handeln, sondern bleibt ansprechbar und konzentriert.
Das ist eine an sich gute Idee. Sie würde aber durchaus hinterher rennen, sie setzt sich nur hin, weil rennen aufgrund der Leine nicht geht 😅
Lucy bellt von sch aus aber gar nicht. Nie. Ich weiß, dass sie es kann - ich kann es aber weder provozieren noch auffangen, wenn sie zufällig mal bellt, um sie dann zu bestätigen. Da bin ich aber ehrlich gesagt auch froh drüber, die ist immer ruhig - am Gartenzaun, bei Ftemden, bei Besuch, kein Gebell. Sie sagt leise, aber bestimmt "Muff" wenn ihr was komisch vorkommt. Das wars.
Außer dem Gekreische natürlich. 😂
 
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Caro
27. Feb. 21:04
Schütteln kann man ev durch kurzes Blasen auf den Kopf auslösen...
Meine guckt mich dann vorwurfsvoll an, wenn ich sie anpuste. Was soll das, ey?? 😂🤣
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 21:06
Meine guckt mich dann vorwurfsvoll an, wenn ich sie anpuste. Was soll das, ey?? 😂🤣
Ach guck...Guinness schüttelt sich
 
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Caro
27. Feb. 21:06
Da verstehst du mich vom Timing und von der Richtung her falsch - das müsste im Moment vor dem richtigen Hochfahren und in ihre Richtung passieren. Anfänglich also quasi als ein Überraschungsmoment, welches das automatisierte "Sitzen und Schreien" um eine Alterntavreaktion und einen halben Meter verzögert und mit dem du eine Zehe in die Tür bekommst
Da muss ich Glück haben und das Wild eine Sekunde vor ihr flitzen sehen. Und dann möglichst dazwischen stehen 😅 einen Versuch ist es auf alle Fälle wert!
 
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Lorina
27. Feb. 21:10
Oh ja das macht meine auch, aber nur ganz selten. Saßen letztens entspannt am Weinstand. Da ist eine Ratte vorbeigerannt und das Geschreie,weil sie nicht hinterher durfte, war groß 😅. War natürlich total peinlich, weil viele Leute da waren aber manche haben sich auch einfach darüber amüsiert. Zum Glück kommt das nur selten vor, aber wenn sie mal im "Rausch" ist, krigt man sie da auch nicht mehr so schnell wieder raus.
 
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Sonja
27. Feb. 21:12
Das klappt doch aber prima bei euch! In dem Zustand kann nimmt sie dich ja noch wahr und die anderen Hunde bringen Ruhe rein 👍 Lucy (also meine Lucy 😅) ist aber in einem ganz anderen Zustand. Ich könnte ihr wahrscheinlich eine Bratpfanne um die Ohren hauen, ohne dass sie es bemerken würde 🙈 Dazu eben dieses sehr laute, sehr schrille Jauljapsjodeln, da kann ich leise mit ihr sprechen komplett vergessen. Also sage ich nix und versuche so beruhigend oder zumindest deeskalierend zu wirken. Ich glaube ich muss mal meine Freundin bitten, ein Video davon zu machen. Deren Hündin jodelt allerdings fleißig mit (Basenji 😅🥰).
Ja, inzwischen sind wir auf einem guten Weg. Vor einem halben Jahr hat Ella mich nicht mehr wahrgenommen und ihren schrillen Spurlaut minutenlang herausgeschrien, bis die Rehe außer Sicht waren. Ich wollte mit dem Video zeigen, was wir schon erreicht haben, und dass die ruhigen Hunde viel dazu beitragen, dass Ella nicht mehr ausrastet.

Dass ich dabei 6 Hunde an der Leine habe, ist keine besondere Leistung, da nur 5kg-Lucy reagiert, und verglichen mit Ella ist die Reaktion komplett zu vernachlässigen. (Natürlich übe ich trotzdem auch mit Lucy.)

Ich habe zu Anfang gedacht, da kommen wir nicht gegen an. So viel Jagdtrieb war neu für mich, und ich hatte keine Ahnung, wie wir das angehen sollen. Trotzdem klappt es gut.

Ich lese hier ähnliche, aber doch verschiedene Ansätze. Und jeder passt auf einen bestimmten Hund. Bauchgefühl ist wichtig, finde ich, und flexibel bleiben, Neues ausprobieren, aber auch verwerfen, wenn es nichts bringt.