Du hast ja selbst geschrieben, dass die Situation absichtlich provoziert wurde, und das nicht ganz richtig war. Es war aber vor allem Deiner Hündin gegenüber unfair, sie in diese Situation zu zwingen. Wenn sie ab und zu pöbelt, muss man solche Situationen doch nicht noch künstlich herbeiführen. Und wenn man es doch tut, muss man die Körpersprache der eigenen Hündin im Blick behalten und darauf reagieren.
Ary lebt jetzt 5 Monate bei Euch. Das ist zu kurz für eine tiefe, vertrauensvolle Beziehung. Sie weiß noch nicht, dass sie sich auf Euch verlassen kann. Und durch solche Aktionen wie in dem Video lernt sie höchstens, dass sie es nicht kann.
Friedliche Hundebegegnungen sind schon erstrebenswert. Hundekontakte sind meistens nur der Wunsch des Menschen. Selbst wenn Du Dich mit jemandem unterhältst, müssen die Hunde keinen Kontakt aufnehmen.
Du schreibst, dass es gute Hundekontakte gibt. Warum beschränkt Ihr Euch nicht erst mal darauf? Lass Ary ganz viele positive Hundekontakte zu wenigen ausgewählten Hunden haben. Dann hat sie die so wichtigen Sozialkontakte zu Artgenossen, wird allmählich sicherer im Umgang mit Hunden, und für Euch wäre das deutlich entspannter.
Die lange Leine würde ich beibehalten, sofern niemand dadurch gefährdet wird, aber einen Maulkorb aufzusetzen finde ich eine super Idee.
Das Video zu interpretieren ist schwierig. Es beginnt mitten im Geschehen, Ary hat den Hund bereits gesehen und fixiert. Und sie zeigt Euch die Strategie, die sie gerne weiter verfolgt hätte: Stehenbleiben.
Wenn ein Hund noch nicht weiß, was er von einer Begegnung halten soll, oder wenn sie ihm unangenehm ist, wird er in der Regel versuchen, auszuweichen. Das kann man mit Umdrehen oder Bogen laufen ermöglichen.
Geht das nicht, bleiben Hunde stehen, halten inne, um die Situation einschätzen zu können. Das hat Ary versucht, aber sie wurde weiter gezerrt.
Ary wusste auch, dass die Leine ihr Fiddeln nicht erlauben würde, also blieb ihr nur der Angriff. Ihr habt sie dazu gezwungen.
Interessant für die Problemlösung wäre aber, wie es zu dem Fixieren gekommen ist, und das sieht man in dem Video nicht.
Ihr arbeitet mit "Trainern". Mehrzahl? Habt Ihr schon öfter gewechselt? Oder habt Ihr mehrere Trainer*innen parallel?
Für Ary ist es wichtig, dass Ihr Stabilität in Ihr Leben bringt. Trainer- und Strategiewechsel sind da kontraproduktiv. Natürlich könnt Ihr wechseln, wenn der eingeschlagene Weg nichts bringt, das solltet Ihr sogar. Aber ein guter Trainer hat immer noch eine Strategie parat, wenn die bisherigen Versuche gescheitert sind. Mit so einem Trainer, der idealerweise rein positiv arbeitet, kriegt Ihr irgendwann auch hin, mit einem entspannten Hund friedlich durch die Stadt zu laufen.