Ich persönlich glaube nicht, dass es immer mehr verhaltensauffällige Hunde gibt.
Ich gehe eher davon aus, dass sich unsere Einstellung dazu, was "verhaltensauffällig" ist, geändert hat und zusätzlich unsere Ansprüche an den Hund, was er alles können soll/muss, sehr viel höher sind als damals. Hin und wieder höre ich von alten Leuten, dass Pöbeleien am Gartenzaun oder an der Leine normal seien. Ständig bellende Hunde waren okay. Ein älteres Paar fand es sogar gut, dass der Hund zähnefletschte, nur weil sich wer Fremdes draußen dem Paar näherte (ohne böse Hintergedanken). Mir wurde als Kind auch beigebracht, dass ich fremde Hunde nicht unerlaubt streicheln darf und selbst Schuld sei, wenn er mich dann beißt. Ein Hund, der seinen Knochen verteidigte, hatte Recht mit seinem Verhalten. Ein Hund, der fanatisch seinem Ball hinterherjagte und nichts anderes mehr wahrnahm, war das Paradebeispiel für "Spaß haben". Das sind zumindest die Dinge, die ich aus Erzählungen von älteren Leuten mitbekommen habe. Heute sieht das ja vollkommen anders aus. Da wird sehr schnell von "der ist ja aggressiv!!" gesprochen. In meinen Augen ist der Knackpunkt nicht, ob es mehr verhaltensauffällige Hunde als damals gibt, sondern was wir in der heutigen Zeit als verhaltensauffällig bezeichnen.