Ah ja, das kannte ich in dieser konkreten Definition noch nicht, macht aber absolut Sinn und scheint sich weitgehend mit dem zu decken, wie ich die Dynamiken verstanden habe.
Nur die Einstufung von Beissen als auf Eskalation ausgerichtet bereitet mir ein Fragezeichen.
Welches Beissen ist da gemeint?
Auch ein kurzes, isoliertes Warnzwicken dient ja nach wie vor der Vermeidung des Ernstkampfes...?
Die Quelle behandelt allgemeiner das agonistische Verhalten bei Hunden, und es wird beschrieben, dass Drohverhalten (inklusive Knurren, Zähnezeigen) oft darauf abzielt, Konflikte zu entschärfen. Der Übergang zu eskalierendem Verhalten, wie Beißen, wird jedoch eher als Teil der Eskalation beschrieben.
Ich habe aber eine sehr spannende Studie dazu gefunden, die folgende Ergebnisse hatte:
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Interpretation von aggressivem Verhalten bei Hunden stark vom sozialen und situativen Kontext abhängt. Nicht jede Form von Aggression führt zu einer Eskalation; vielmehr können deeskalierende Signale wie kurzes Drohen oder Zwicken dazu beitragen, Konflikte erfolgreich zu entschärfen und den Zusammenhalt in sozialen Gruppen zu fördern. Soziale Tiere, darunter auch Hunde, nutzen subtile Signale, um das Verhalten anderer vorherzusagen. Diese Signale ermöglichen es, frühzeitig zu reagieren und Konflikte zu vermeiden. Die Forschung zeigt, dass das Verhalten in Gruppen oft einer klaren Sequenz von Droh-, Deeskalations- und Eskalationsverhalten folgt, wobei tatsächliche Eskalationen relativ selten sind.
Interessanterweise wurden milde aggressive Handlungen wie Knurren, Zähnezeigen oder ein kurzes Zwicken in der Studie als Strategien zur Verhaltensregulierung identifiziert. Diese Verhaltensweisen dienen weniger der Schädigung anderer, sondern vielmehr der Kommunikation und Konfliktlösung. Die Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen ist, dass Aggression häufig ein Teil einer umfassenderen Kommunikationsstrategie ist. Insbesondere Droh- und Warnverhalten haben eine regulierende und deeskalierende Funktion, werden jedoch oft missverstanden, da sie im menschlichen Kontext häufig negativ bewertet werden.
Die Studie betont die Bedeutung der Kontextanalyse für die Interpretation aggressiven Verhaltens. Menschen neigen dazu, aggressives Verhalten bei Hunden als rein destruktiv anzusehen, ohne die situativen und sozialen Hintergründe zu berücksichtigen. Dies führt zu Missverständnissen im Umgang mit Hunden und zur Fehlinterpretation von deeskalierenden Handlungen als aggressiv im negativen Sinne. Für das Hundetraining und die Verhaltensmodifikation ist es daher entscheidend, zwischen deeskalierenden und eskalierenden Handlungen zu unterscheiden. Ein besseres Verständnis dieser Dynamiken kann nicht nur das Wohlbefinden von Hunden verbessern, sondern auch die Beziehung zwischen Mensch und Tier positiv beeinflussen.
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0277783