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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Jan.

Immer erst noch Gucken...

In meiner Fantasie spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, dreht er sich zackzack um und sieht mich an oder tut was ich will. In meiner Realität spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, guckt er nicht selten erstmal noch ein gutes Weilchen in der Gegend rum, bevor er mich ansieht oder tut was ich will. (Ja ich hab prompte Reaktion auf Ansprache geübt und verstärkt. Hat bisher nicht viel geändert) 2 konträre Probleme hab ich mit diesem Verhalten: 1) Es nervt mich als Kontrollfreak ziemlich, nicht zuletzt weil es ihm Zeit gibt, sich gegen meine Aufforderung zu entscheiden und Blödsinn zu machen. 2) Je länger ich ihn dabei beobachte, um so mehr bekomm ich den Eindruck, dass das Abchecken der Umgebung wichtig für ihn/rassetypisch ist. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis/der Notwendigkeit prompter Befehlsbefolgung (sehr dicht frequentierter Lebensraum mit viel Potential für Probleme) und dass ich gerne meine Toleranz etwas erhöhen und auch ein verzögertes Befolgen akzeptieren würde, sofern dazwischen kein Blödsinn gemacht wird. Vielleicht müsste ich auch konkretere Anweisungen für konkrete Situationen ausarbeiten...? Und den Unterschied besser erkennen, zwischen Umsehen und Anvisieren (incl Davonlaufen)...? Habt ihr dazu ähnliche Erfahrungen und Gedanken?
 
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Dogorama-Mitglied
23. Jan. 00:05
Allerseits Sorry für die einsame Litanei an Antworten.

Das habt's davon wenn ihr alle schlaft in der Nacht 😅
 
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Michaela
23. Jan. 00:25
Ich kenne das was du schreibst leider auch ...da wir auch in der stadt wohnen und Wening Gebiete sind die wirklich weit einsehbar sind wo ich so vorausschauend laufen kann das ich ihn bedenkenlos ableinen würde ....und dann kommt ja immer noch die roller ,Fahrräder von hinten die leider sehr selten vorausschauend fahren 😐ich habe Buddy aber fast ausschließlich an der flexi Leine ( ich war lange Gegner davon ) dadurch hat er in der Regel ein 8 Meter Radios in dem er sich mitlerweile verlässlich verhält
Er wartet an Stellen die nicht einsehbar sind er kommt ins Fuß bei Passanten bei Hunden haben wir eine große Spanne von total gechillt vorbei ...bis mega angespannt vorbei und bei einigen wenigen Sprint er in die Leine
Die Sprünge in die Leine passieren meist bei Hunden die auch lieber kontakt aufnehmen würden oder auch Pöbeln bei diesen Hunden ist er meist auch schon nicht bereit ins Fuß zu kommen wären folglich warscheinlich auch die Situationen wo er nicht Abrufbar wäre
 
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Dogorama-Mitglied
23. Jan. 01:20
Ich kenne das was du schreibst leider auch ...da wir auch in der stadt wohnen und Wening Gebiete sind die wirklich weit einsehbar sind wo ich so vorausschauend laufen kann das ich ihn bedenkenlos ableinen würde ....und dann kommt ja immer noch die roller ,Fahrräder von hinten die leider sehr selten vorausschauend fahren 😐ich habe Buddy aber fast ausschließlich an der flexi Leine ( ich war lange Gegner davon ) dadurch hat er in der Regel ein 8 Meter Radios in dem er sich mitlerweile verlässlich verhält Er wartet an Stellen die nicht einsehbar sind er kommt ins Fuß bei Passanten bei Hunden haben wir eine große Spanne von total gechillt vorbei ...bis mega angespannt vorbei und bei einigen wenigen Sprint er in die Leine Die Sprünge in die Leine passieren meist bei Hunden die auch lieber kontakt aufnehmen würden oder auch Pöbeln bei diesen Hunden ist er meist auch schon nicht bereit ins Fuß zu kommen wären folglich warscheinlich auch die Situationen wo er nicht Abrufbar wäre
Ah, vom Verhalten an der Leine lässt meiner Erfahrung nach nicht auf das Verhalten im Freilauf schließen.

Das hat eine ganz andere Dynamik.
 
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Dogorama-Mitglied
23. Jan. 05:10
Mit dieser Erklärung hast du völlig recht, ich seh nur nach wie vor nicht, wie man ohne etwas, das in einer entsprechenden Interpunktion als Strafe interpretiert werden kann, mit anderen Lebewesen interagieren sollte. Selbst der bemühteste Mensch kann unmöglich so vorausschauend und proaktiv und was weiß ich noch sein, dass er nicht zumindest mal die Wünsche anderer durchkreuzen müsste. ZB, heute Hundeschule - G will losdüsen zu seiner Freundin - ich stell mich ihm in den Weg. Strafe. Ja, wär ich völlig fehlerfrei und hätte 7 Augen und 3 Hirne und keine Reaktionsverzögerung, oder ginge ich mit meinem Hund nicht in die Huschu mit herausfordernden Situationrn, hätt ich das wahrscheinlich proaktiv vermeiden können. Andererseits - Realität, ne? Und Hund hat Hoopers super Spass gemacht und die Strafe hat ihn nicht kaputt gemacht und demnächst merkt er sich vielleicht, dass er nicht losdüsen soll.
Mir geht es gar nicht darum, dass man Strafe komplett vermeidet – das ist in der Realität kaum möglich. Mir ist nur wichtig, dass wir Menschen uns bewusst machen, wie sehr wir mit unserer nonverbalen Kommunikation aufpassen müssen. Oft sind wir darin einfach nicht gut genug, weil wir uns so stark auf unsere verbale Kommunikation konzentrieren.

Aus diesem Grund nutze ich zum Beispiel gerne eine Pfeife für den dringlichen Rückruf. Wir haben zwei Signale: einen langen Pfiff fürs Absitzen und einen kurzen Pfiff für ‘Jetzt sofort hierher!’ Die Pfeife hat den Vorteil, dass ich damit keine widersprüchlichen paraverbalen Signale senden kann. Sie klingt immer gleich, unabhängig davon, ob ich gestresst, unsicher oder entspannt bin.

Bei uns funktioniert das tatsächlich mit einer 100%igen Verlässlichkeit. Meine Hündin hat noch nie gezögert, darauf zu reagieren. Diese Klarheit und Konsistenz macht für mich einen großen Unterschied in der Kommunikation aus.
 
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Dogorama-Mitglied
23. Jan. 05:23
Es ist aber wirklich nicht nur ein Wort. Das Wort ist das mehr oder minder trainierte Kommando, aber Unwillen zeigt der Mensch (dem Hund) auch anders, durch Körpersprache, Mimik, nonverbale Laute. Auch wir Menschen sind nicht reduziert auf Sprache, wir haben ebenso eine basale, ursprüngliche Kommunikation, die von Hunden sehr gut verstanden wird. Oh, guter Punkt. Wieder mehr analog kommunizieren!
Ich stimme dir zu, dass unsere Kommunikation weit über Sprache hinausgeht. Aber genau hier sehe ich oft eine Herausforderung. Stell dir die Situation im Schuhgeschäft vor:
Eine Person sagt wiederholt ‘Ich möchte die roten Schuhe nicht’, zeigt aber gleichzeitig durch ihre Blicke oder Haltung immer wieder auf diese Schuhe. Vielleicht ist sie innerlich im Zwiespalt aufgrund des Preises. Die Verkäuferin, die die Sprache der Person nicht versteht, reagiert auf die nonverbalen Signale und holt die roten Schuhe. Die Person wird genervt und zieht die Verkäuferin vielleicht sogar zurück – ein Missverständnis, das durch die widersprüchliche Kommunikation entsteht.

Wenn wir ‘Nein’ sagen zu unserem Hund, aber mit unserer Körpersprache etwas anderes signalisieren, weil wir mit dem Kopf woanders sind, entsteht genau dieselbe Verwirrung. Oft suchen wir dann die Schuld beim Hund und sagen, er sei stur oder unwillig, obwohl die Ursache eigentlich in unserer eigenen, unklaren Kommunikation liegt.

Was ich damit sagen will: Vielleicht hat du ja die Möglichkeit, dass dich mal jemand beim Spaziergang filmt? Oder du achtest mal selber ganz bewusst darauf.
 
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SandrA
23. Jan. 06:15
Ich kenne das Problem mit der Scannerei bei Rückruf auch.
Bei mir traf das vor allem auf den Hund zu, zu dem ich die innigste Bindung hatte. Ein Malimix mit ausgeprägten Hüte-Attributen und er war sicher auch der mit Abstand pfiffigste meiner Hunde, WtP und gefühlt permanent in Austausch mit mir.
Den konnte aber eben nicht nur ich, sondern der konnte vor allem mich sehr gut lesen - und er konnte sehr gut und blitzschnell eigene Schlüsse ziehen.
Egal, wie ich das Rückrufsignal in bestimmten potenziell spannenden/ablenkungsreichen Situationen kommuniziert habe - gerufen, gepfiffen, geklatscht, hoch, tief, laut, leise whatever - er schaute sich in alle Richtungen um und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich in solchen Momenten gegen mein Kommando entschied, lag gut bei 1:5 würd ich sagen.
Bei uns hat letztlich auch geholfen, was hier schon jemand schrieb: nicht Rückruf sondern Stopp, da konnte er dann weiter gucken und ich denke dadurch fiel es ihm deutlich leichter das Kommando verlässlich zu befolgen und auch zu halten. Zumal er offenbar nicht in einen inneren Konflikt geriet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er aus dem Stopp losschoss ging gegen 0.
 
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Elke
23. Jan. 06:48
Hallo Joe
Wenn man einen Bordercollie in den Highlands bei der Arbeit gesehen hat, weiß man, wie prompt die Anweisungen ausführen können.

Eventuell ist dein Ton recht streng, wenn deine Erwartung eine zügige Ausführung ist. Das könnte dazu führen, dass dein Hund wenig Freude an der direkten Ausführung hat.

Vielleicht kannst du das Training spielerischer gestalten und mehr Spaß rein bringen. Das hat bei meinen Hunden bisher gut funktioniert.

Viel Erfolg und viele schöne Stunden mit deiner Fellnase

Liebe Grüße, Elke
 
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Maria
23. Jan. 06:52
Guter Beitrag, danke dafür. Der Punkt, dass der Rückruf auch zu einem Signal für "da muss was Interessantes sein" verkommen kann, wurde ja schon mehrfach angeführt, das ist definitiv eine Überlegung wert. Bekannte vs unbekannte Gegend wär mir noch nicht so aufgefallen (so viel völlig Unbekanntes gibt's bei uns selten), eher scheint es mir Mut der Wichtigkeit der Ablenkung bzw der Grunderregung zusammenzuhängen.
Hab ich vielleicht falsch ausgedrückt: es sind auch keine komplett unbekannte Gegenden, eher der Park wo wir halt 3x im monat hin fahren oder so. Da ist die erregungslage/ ablenkungen grundlegend höher als in bekannter Umgebung.
Gerade wenn wir genau eine große ablenkung haben ist der Reiz gefühlt größer und der Wunsch nochmal zu scannen vs. Wenn ohnehin viele reize da sind, die "ständig" in der Umgebung sind. Da ist ein neuer Reiz dann weniger "scan" wert bzw. Muss da eben nicht beurteilt werden ob er dafür den Rückruf ignoriert.

Das mit dem mal ohne Reiz abrufen mache ich auch, hatte ich hier nicht gelesen waren schon zu viele posts sorry.
 
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Dogorama-Mitglied
23. Jan. 08:10
Mir geht es gar nicht darum, dass man Strafe komplett vermeidet – das ist in der Realität kaum möglich. Mir ist nur wichtig, dass wir Menschen uns bewusst machen, wie sehr wir mit unserer nonverbalen Kommunikation aufpassen müssen. Oft sind wir darin einfach nicht gut genug, weil wir uns so stark auf unsere verbale Kommunikation konzentrieren. Aus diesem Grund nutze ich zum Beispiel gerne eine Pfeife für den dringlichen Rückruf. Wir haben zwei Signale: einen langen Pfiff fürs Absitzen und einen kurzen Pfiff für ‘Jetzt sofort hierher!’ Die Pfeife hat den Vorteil, dass ich damit keine widersprüchlichen paraverbalen Signale senden kann. Sie klingt immer gleich, unabhängig davon, ob ich gestresst, unsicher oder entspannt bin. Bei uns funktioniert das tatsächlich mit einer 100%igen Verlässlichkeit. Meine Hündin hat noch nie gezögert, darauf zu reagieren. Diese Klarheit und Konsistenz macht für mich einen großen Unterschied in der Kommunikation aus.
Pfiff für Rückruf hab ich jetzt auch, klappt sehr gut, aber wenn er bereits im Hinrennen zu etwas ist, stoppt ihn auch das nicht immer ab.

Das steht jetzt als extra Training auf der Liste. 🤦
 
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Babs
23. Jan. 08:20
Mit dieser Erklärung hast du völlig recht, ich seh nur nach wie vor nicht, wie man ohne etwas, das in einer entsprechenden Interpunktion als Strafe interpretiert werden kann, mit anderen Lebewesen interagieren sollte. Selbst der bemühteste Mensch kann unmöglich so vorausschauend und proaktiv und was weiß ich noch sein, dass er nicht zumindest mal die Wünsche anderer durchkreuzen müsste. ZB, heute Hundeschule - G will losdüsen zu seiner Freundin - ich stell mich ihm in den Weg. Strafe. Ja, wär ich völlig fehlerfrei und hätte 7 Augen und 3 Hirne und keine Reaktionsverzögerung, oder ginge ich mit meinem Hund nicht in die Huschu mit herausfordernden Situationrn, hätt ich das wahrscheinlich proaktiv vermeiden können. Andererseits - Realität, ne? Und Hund hat Hoopers super Spass gemacht und die Strafe hat ihn nicht kaputt gemacht und demnächst merkt er sich vielleicht, dass er nicht losdüsen soll.
Das in den Weg stellen sehe ich nicht als Strafe an, sondern gehört für mich zu einer normalen Kommunikation. Worauf ich in so einer Situation achten würde ist, dass der Hund das tatsächlich verstanden hat (sich körpersprachlich auch mal zurücknimmt), man den eigenen Körper dann aber auch wieder entspannt. Wir nennen das "soziales Gespräch".

Sich einfach nur in den Weg stellen und dann sofort wieder auflösen, reicht meisstens nicht aus und ist auch nicht logisch für den Hund.

Habe ich ein Thema/einen Konflikt aufgemacht, ist es m. E. wichtig, da dann auch in seiner Entscheidung konsequent zu bleiben.

Aber ich weiß natürlich nicht, wie ihr das normalerweise macht.