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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Jan.

Immer erst noch Gucken...

In meiner Fantasie spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, dreht er sich zackzack um und sieht mich an oder tut was ich will. In meiner Realität spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, guckt er nicht selten erstmal noch ein gutes Weilchen in der Gegend rum, bevor er mich ansieht oder tut was ich will. (Ja ich hab prompte Reaktion auf Ansprache geübt und verstärkt. Hat bisher nicht viel geändert) 2 konträre Probleme hab ich mit diesem Verhalten: 1) Es nervt mich als Kontrollfreak ziemlich, nicht zuletzt weil es ihm Zeit gibt, sich gegen meine Aufforderung zu entscheiden und Blödsinn zu machen. 2) Je länger ich ihn dabei beobachte, um so mehr bekomm ich den Eindruck, dass das Abchecken der Umgebung wichtig für ihn/rassetypisch ist. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis/der Notwendigkeit prompter Befehlsbefolgung (sehr dicht frequentierter Lebensraum mit viel Potential für Probleme) und dass ich gerne meine Toleranz etwas erhöhen und auch ein verzögertes Befolgen akzeptieren würde, sofern dazwischen kein Blödsinn gemacht wird. Vielleicht müsste ich auch konkretere Anweisungen für konkrete Situationen ausarbeiten...? Und den Unterschied besser erkennen, zwischen Umsehen und Anvisieren (incl Davonlaufen)...? Habt ihr dazu ähnliche Erfahrungen und Gedanken?
 
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Sil
22. Jan. 18:09
Was passiert denn, wenn er nicht reagiert ?
Meist wird jedes richtige Verhalten belohnt, aber Fehlverhalten ignoriert.
Ein NEIN und ein ernst genommen werden muss ich mir erarbeiten/verdienen.
Wenn nie eine Konsequenz folgt, es mal unangenehm wird, wozu dann sofort kommen !?
So etwas erarbeitet man sich zuhause und geht erst dann in die Ablenkung.
Wenn man nur trainiert ein schnelles Kommen zu belohnen bleibt immer die Wahl: Keks abholen oder Spaß beim fremden Hund.
Bei einer roten Ampel bleibt man stehen und das stop wird nicht diskutiert !
 
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Jessica
22. Jan. 18:18
Hunde haben in der Regel eine gemeinsame ‘Sprache’, die sie verstehen und die für sie instinktiv klar ist. Wenn wir Menschen hingegen Strafen einsetzen, kann es schnell passieren, dass der Hund nicht versteht, was genau gemeint ist, weil unsere Signale für ihn oft weniger eindeutig sind. Jedenfalls knurre ich meinen Hund nicht an. Zudem gibt es ja viele Kommunikationsstrategien zwischen Hunden die außerhalb von Strafen liegen wie einen Meidebogen zu laufen.
Ich stimme dir voll zu, dass wir da manchmal doofe Ansätze haben. Zum Beispiel wage ich zu bezweifeln, dass ein Hund daraus lernt nach dem Anspringen von Besuch in eine Box gesperrt zu werden. Ich wollte damit nur anregen, dass "Strafe" an sich durchaus ein Mittel hündischer Kommunikation ist zur Verhaltensmodifikation ☺️
Und in manchen Aspekten können wir da vielleicht auch Hundesprache lernen so wie sie auch Menschensprache lernen. Was zum Beispiel gut verstanden wird, ist der strenge Blick über den Nasenrücken, wenn er drauf und dran ist, sich etwas zu nehmen, was er nicht soll. Oder auch das "Abschnappen" kann man imitieren, um etwas für sich selbst zu beanspruchen. Raum einfordern geht als Mensch meist auch gut. Knurren und bellen eher nicht 😄
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 18:53
Ich stimme dir voll zu, dass wir da manchmal doofe Ansätze haben. Zum Beispiel wage ich zu bezweifeln, dass ein Hund daraus lernt nach dem Anspringen von Besuch in eine Box gesperrt zu werden. Ich wollte damit nur anregen, dass "Strafe" an sich durchaus ein Mittel hündischer Kommunikation ist zur Verhaltensmodifikation ☺️ Und in manchen Aspekten können wir da vielleicht auch Hundesprache lernen so wie sie auch Menschensprache lernen. Was zum Beispiel gut verstanden wird, ist der strenge Blick über den Nasenrücken, wenn er drauf und dran ist, sich etwas zu nehmen, was er nicht soll. Oder auch das "Abschnappen" kann man imitieren, um etwas für sich selbst zu beanspruchen. Raum einfordern geht als Mensch meist auch gut. Knurren und bellen eher nicht 😄
Ja das stimmt es ist definitiv ein Mittel zur Kommunikation zwischen Hunden. Ich bin nur so kritisch, weil wir als Menschen oft so unbeholfen und auch schlecht darin sind - selbst bei unserer eigenen menschlichen Körpersprache. 😃
Hunde sind so gut darin, uns zu beobachten und zu lesen, während wir oft nicht mal merken, wie widersprüchlich unsere Signale manchmal sind. 😄
Kein Wunder das manch ein Hund an seinem Menschen verzweifelt. Ja und auch umgekehrt. 😃
 
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Vivi &
22. Jan. 19:29
Ja das stimmt es ist definitiv ein Mittel zur Kommunikation zwischen Hunden. Ich bin nur so kritisch, weil wir als Menschen oft so unbeholfen und auch schlecht darin sind - selbst bei unserer eigenen menschlichen Körpersprache. 😃 Hunde sind so gut darin, uns zu beobachten und zu lesen, während wir oft nicht mal merken, wie widersprüchlich unsere Signale manchmal sind. 😄 Kein Wunder das manch ein Hund an seinem Menschen verzweifelt. Ja und auch umgekehrt. 😃
Vieles wird auch in der menschlichen Kommunikation genutzt. Präsenz aufbauen und Raum beanspruchen ist etwas was wir unbewusst andauernd machen. Hunde reagieren da sehr direkt drauf. Oder auch ein schnelles Hey / Nein könnte genau so von meinem Hund kommen. Hunde und Menschen leben schon so lange zusammen, da verwundert es nicht wirklich, dass wir uns auch ohne Worte verstehen. Es braucht keinen Schnauzengriff, Alphawurf etc, manchmal reicht es sich auf den Hund einzulassen.
Und man kann richtig viel daraus mitnehmen zurück in die menschliche Kommunikation 😅
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 19:34
Vieles wird auch in der menschlichen Kommunikation genutzt. Präsenz aufbauen und Raum beanspruchen ist etwas was wir unbewusst andauernd machen. Hunde reagieren da sehr direkt drauf. Oder auch ein schnelles Hey / Nein könnte genau so von meinem Hund kommen. Hunde und Menschen leben schon so lange zusammen, da verwundert es nicht wirklich, dass wir uns auch ohne Worte verstehen. Es braucht keinen Schnauzengriff, Alphawurf etc, manchmal reicht es sich auf den Hund einzulassen. Und man kann richtig viel daraus mitnehmen zurück in die menschliche Kommunikation 😅
Ich stimme dir zu, dass Hunde sehr sensibel auf unsere Körpersprache und Präsenz reagieren. Es ist faszinierend, wie gut sie uns beobachten und lesen können. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich bewusst mit der eigenen Körpersprache auseinanderzusetzen – nicht nur im Umgang mit Hunden, sondern auch in der menschlichen Kommunikation.

Ich denke aber, dass die Parallelen zwischen Hunde- und Menschensprache trotzdem Grenzen haben. Hunde reagieren oft instinktiv auf unsere Signale, aber für uns Menschen ist es manchmal gar nicht so einfach, diese Signale klar und konsequent zu senden.
Ich sage ja nicht das wir uns gar nicht verstehen, das macht ja keinen Sinn, aber ich wäre vorsichtig damit zu sagen, dass unsere Kommunikation so eindeutig ist.
Wie zeigt dein Hund denn „nein“? Ich würde sagen dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei uns Menschen ist es ein Wort, was teilweise nichtmal richtig verstanden wird.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 19:48
Geht mir auch so, dass dieses erst umschauen und überlegen mich manchmal nervt oder zumindest meinen Perfektionismus ankratzt, aber ich hatte bisher fast nur sehr selbstständige und selbstdenkende Hunde (aktuell HSH-Mix) und die haben das alle mehr oder weniger gemacht.

Ich achte beim Abruftraining darauf, möglichst oft in völlig langweiligen Situationen zu rufen, damit nicht die Verknüpfung entsteht Rufen = Gefahrensituation (mir fällt gerade kein besserer Ausdruck ein). Als ich fast nur gerufen habe, wenn zB ein anderer Hund kommt, Wild rum läuft, usw. war es deutlich schlimmer.

Kleiner Trost: ich kenne zwei Geschichten aus dem Bekanntenkreis bei denen der Hund von Dritten gerufen und deshalb (fast) überfahren wurde. Denkt der Hund erst darüber nach ob er wirklich darauf hört, hat man vielleicht noch eine Chance einzugreifen ...
 
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Vivi &
22. Jan. 20:04
Ich stimme dir zu, dass Hunde sehr sensibel auf unsere Körpersprache und Präsenz reagieren. Es ist faszinierend, wie gut sie uns beobachten und lesen können. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich bewusst mit der eigenen Körpersprache auseinanderzusetzen – nicht nur im Umgang mit Hunden, sondern auch in der menschlichen Kommunikation. Ich denke aber, dass die Parallelen zwischen Hunde- und Menschensprache trotzdem Grenzen haben. Hunde reagieren oft instinktiv auf unsere Signale, aber für uns Menschen ist es manchmal gar nicht so einfach, diese Signale klar und konsequent zu senden. Ich sage ja nicht das wir uns gar nicht verstehen, das macht ja keinen Sinn, aber ich wäre vorsichtig damit zu sagen, dass unsere Kommunikation so eindeutig ist. Wie zeigt dein Hund denn „nein“? Ich würde sagen dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei uns Menschen ist es ein Wort, was teilweise nichtmal richtig verstanden wird.
Mein Hund hat viele Wege Nein zu sagen. Der häufigste ist bei ihm weg zu gehen. In anderen Situationen würde er sich steif machen und Raum einnehmen, das passiert gegenüber Hunden die das Raum machen nicht so wahr nehmen. Gegenüber Menschen unterwirft er sich. Dazwischen gibt es noch ganz viele Nuancen und Varianten.

Ich finde es interessant, dass du beim Menschen "Nein" direkt mit dem Wort verbindest. Es gibt so viele Möglichkeiten Nein zu sagen und die meisten beinhalten nicht das Wort. Und auch wenn einige Menschen mit dieser weniger direkten Kommunikation Probleme haben, ist der nonverbale Part doch ein wichtiger Teil unserer Kommunikation.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 20:12
Mein Hund hat viele Wege Nein zu sagen. Der häufigste ist bei ihm weg zu gehen. In anderen Situationen würde er sich steif machen und Raum einnehmen, das passiert gegenüber Hunden die das Raum machen nicht so wahr nehmen. Gegenüber Menschen unterwirft er sich. Dazwischen gibt es noch ganz viele Nuancen und Varianten. Ich finde es interessant, dass du beim Menschen "Nein" direkt mit dem Wort verbindest. Es gibt so viele Möglichkeiten Nein zu sagen und die meisten beinhalten nicht das Wort. Und auch wenn einige Menschen mit dieser weniger direkten Kommunikation Probleme haben, ist der nonverbale Part doch ein wichtiger Teil unserer Kommunikation.
Ich denke, dass das Wort ‘Nein’ in der Mensch-Hund-Kommunikation oft benutzt wird, weil es für uns einfacher und klarer erscheint. 70% unserer aktiv ausgeübten Kommunikation steuern wir verbal.

Aber du hast absolut recht: Nonverbale Signale spielen eine riesige Rolle – bei Hunden sowieso, aber auch bei uns Menschen. Allerdings muss man sagen, dass viele Menschen, und leider nicht nur einige, oft Schwierigkeiten haben, diese Signale bewusst wahrzunehmen oder gezielt einzusetzen.
 
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Kirsten
22. Jan. 22:05
Was mir noch eingefallen ist:
Ankündigungen haben bei uns die Zeit dieser Orientierungsreaktion enorm verkürzt oder den Zeitdruck herausgenommen, weil Mira schon früher mit dem Einschätzen beginnen kann, und ich so weniger in die Verlegenheit komme, das unterbrechen zu müssen, weil die Situation zu schnell brisant wird.

Außerdem weiß sie dann ja schon, worauf sich mögliche zukünftige Reaktionen meinerseits beziehen und sie muss nicht wie wild die Gegend ,auf der Suche nach dem Kontext, abscannen, weil ich ihr diese Info schon ungefragt zur Verfügung stelle ☺️

Gerade im Bezug auf andere Hunde war das für uns seeeeehr hilfreich.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 22:15
Bei uns ist es öfter so, dass Hund noch mal irgendwo hin pinkeln muss bevor sie dann mal schneller mal langsamer kommt. Bei Spaziergängen mit weiteren Zweibeinern kommt es öfter vor, dass meine Worte nicht unbedingt zählen. Ob es an meiner Ausstrahlung liegt oder was es ist, muss ich noch genauer beobachten. Deswegen bleibt dort immer öfter die Leine dran oder ich versuche sie näher bei uns zu behalten und, wenn ich merke, dass unsere(oder meine) Konzentration nachlässt, kommt die Leine wieder dran. Trotzdem passiert es, dass der Hund irgendwo weiter weg steht, mich zwar anschaut, nachdenkt und sich dann manchmal gegen mich entscheidet. Gemeinsame Spaziergänge sind allerdings selten. Was bei uns sicher dagegen hilft, weiß ich noch nicht. Ich verstehe deinen Ärger und das Bedürfnis, dass es klappt. Mir geht es teilweise ähnlich, deswegen gibt es bei mir auch nur selten ausgewählten Freilauf.
Ja, die beiderseitige Konzentration, das Aufregungsniveau etc richtig einzuschätzen und dementsprechend vernünftig zu entscheiden, ist auch nochmal eine eigene Herausforderung.

Ich hab ja tatsächlich teilweise das (absurde ???) Gefühl, dass umso mehr "Kontrolle" möglich ist, je mehr man los lässt.

Das geht mir immer mal wieder schön daneben, aber noch viiiiiiiel häufiger hat es sich tatsächlich bestätigt.