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Jacqueline
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Anzahl der Antworten 81
zuletzt 25. Okt.

Hund weggelaufen...wie mache ich jetzt weiter?

Es ist passiert! Der SuperGAU und das, wovor ich die allermeiste Angst hatte: Meine Hündin, 2 Jahre alt, oft ängstlich, ist mir vorhin beim Spaziergang das allererste Mal weggelaufen. So richtig. Schwanz eingeklemmt und weg war sie. Zur Vorgeschichte: Vorgestern hat sie ein Hundekumpel, den sie eigentlich liebt, ein bisschen ZU stürmisch begrüßt (ist ein Berner Sennenhund) und sie umgerempelt. Danach war sie sehr ängstlich (hat gezittert und den Schwanz eingezogen), aber ich habe den Spaziergang durchgezogen, um das Ganze nicht auch noch zu verstärken. Gestern wars eigentlich wieder okay und wir sind wieder auf unsere Runde. Alles war gut, bis von irgendwo her Schüsse kamen. Das gleich Bild: Schwanz eingezogen, zitternd. Den ganzen Weg. Dann hab ich zu meinem Mann gesagt: Da geh ich jetzt erstmal ein paar Tage nicht mehr mit ihr. Vielleicht beruhigt es sich dann wieder. Heute ging es aber nicht anders. Wir haben auch noch ein Baby, das im Kinderwagen liegt und da kommt nur diese Strecke infrage, wo der Hund frei laufen kann. Überall anders ist Straße. Also hab ichs nochmal probiert. Ging auch alles gut. Dann waren wir auf der Hälfte des Weges an einer Pferdekoppel. Eins der Pferde hat mit dem Huf aufgestampft. Und das war der Auslöser. Weg war sie. Und nichts hat geholfen. Keine Hundepfeife, kein Rufen, kein klein machen. NICHTS! Ich muss dazusagen: Rückruf ist EIGENTLICH unser Steckenpferd. Der klappt super und andere Hundebesitzer wundern sich immer, dass sie das so toll macht. Aber diesmal war es wohl einfach zu viel des Guten. Ich hatte natürlich mega Panik, denn sie ist in Richtung Straße gelaufen und ich hab es im Kopf schon knallen und fiepen hören 😭 Ich hab sofort meinen Mann angerufen, dass er mit dem Auto in die Richtung fährt, wohin sie gelaufen ist. Und Gott sei Dank war sie schlau genug, in Richtung nach Hause (ca. 1,5km) zu laufen und nicht auf die Hauptstraße. Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht und weiß wirklich nicht, was noch passieren muss, damit ich irgendwann mal auf mein Bauchgefühl höre... Dann wären wir heute nämlich nicht dort gelaufen. Aber irgendwie muss sie ja auch lernen, dass ihr der Weg nix tut. Und den Weg ewig lange zu vermeiden wäre hier sicher das falsche. Jetzt hab ich zu meinem Mann gesagt, dass ich gern möchte, dass der Hund bis auf weiteres an der Leine läuft, bis ich mir sicher bin, dass sie diese Panikphase überwunden hat und parallel üben wir nochmal den Rückruf mit Mega-Belohnung. Er versteht das überhaupt nicht! "Der Hund will doch auch mal fetzen!" Ja klar... Am besten vors nächste Auto?! Ich hab jetzt einfach Angst nach dem Vorfall und möchte erstmal wieder etwas Sicherheit bekommen. Verständlich? Oder reagiere ich über? Was würdet ihr nun tun?
 
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Ilona
19. Okt. 16:15
Ja, wir sind eigentlich gemeinsam in der Hundeschule und arbeiten ganz viel zusammen. Das hat ihr wirklich viel Selbstbewusstsein geschenkt. Aber durch das Baby kommt das ehrlich gesagt momentan ein bisschen zu kurz. Mag auch ein Grund sein, denn eigentlich sind wir ein sehr gutes Team.
Ihr bekommt das sicherlich hin. Einfach dran bleiben und viel Geduld haben. Das ist sicherlich jetzt alkes etwas schwieriger mit Baby. Aber das wird schon.
 
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Dogorama-Mitglied
19. Okt. 16:31
Bitte trainiert ein Nothalt Signal. Das klassische Down lässt den Hund an Ort und Stelle auf den Boden legen. Es unterstützt auch bei Panik, da der Hund sich intuitiv klein macht. Es wird zudem nicht nur spielerisch aufgebaut, sondern immer durchgesetzt und festigt sich durch den Zwang. Wenn der Rückruf versagt, kann man den Hund zumindest ins Down befehlen und an Ort und Stelle abholen. Um es beim Angsthund zu festigen, würde ich auch bewußt diese Zustände der Angst und Panik provozieren und den Hund dann im Down beruhigen, beliebeln und belohnen. Häufig wiederholt und als Konflikbewältigungsstrategie gefestigt, legt der Hund sich bei Panik selbständig schon im Down ab. Ist natürlich Wunschdenken, aber funktioniert bei entsprechendem Training. Bis es soweit ist, ausschließlich an der langen Leine laufen lassen. Ist halt leider so.
 
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O
19. Okt. 16:42
Kann mich den vorherigen Kommentaren anschließen. Was ich durchaus empfehlen kann, ist ein Tracker von Tractive. Hab mir selbst einen für unseren Welpen geholt und das Ding ist super. Kostet halt einmalig in der Anschaffung und dann monatlich. Wenn du dann jährlich oder längere Zeiträume wählst wird es günstiger. Bekommst mit dem Care Paket auch bei Verlust/Diebstahl/Beschädigung einen neuen. Wenn da Interesse an dem Produkt besteht, kann ich dir gerne einen "Freundescode" schicken. Dann bekommst du 30 oder 40% Rabatt. (Keine Werbung) Ist nur meine eigene Erfahrung die mich dazu gebracht hat. Unser damaliger Hund ist auch Mal entlaufen und vermutlich von einem Auto angefahren worden, weil die Seite dick war und er sich nur mit Schmerzen bewegen konnte. Dementsprechend bei meinem jetzigen Welpen direkt das Ding drauf. Von meinem Kumpel ist der Hund auch Mal Ner anderen Hündin hinterher und durch die komplette Siedlung. Wir haben zu 4 gesucht, zu Fuß und mit Auto. Haben die beiden dann auf der Haupt-Nebenstraße gefunden. Mega Glück im Unglück. Haben beide vorher noch nie gemacht. Siedlung war bekannt. Einfach ne blöde Situation. Dementsprechend kann ich den Tracker von Tractive nur ans Herz legen. Der meldet sich sobald der Hund aus einem sicheren Bereich raus ist, sowie aktivierbares Live Tracking. Alle 2 Sekunden Standort Update. Mega genial.
 
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Katja
19. Okt. 16:56
Wir haben auch einen Hund aus Bosnien. Sie ist auch in vielen Situationen noch ängstlich. Wir haben zusätzlich noch ein Sicherheitsgeschirr, da sie sich aus dem normalen Geschirr rückwärts rausgezogen hat. Sie läuft bis jetzt nur an ner 20 Meter Schleppleine, da auch noch ein starkes Jagdverhalten gezeigt wird. Den Tracker von Tractive haben wir auch und er hat uns schon sehr geholfen als sie uns mit einem Teil der Schleppleine (ist gerissen) abgehauen ist und sich im Wald damit verfangen hatte. Sicherheitsgeschirr, Schleppleine und Tracker kann ich nur empfehlen.
 
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Nathalie
19. Okt. 18:11
In Panik bringt der Rückruf nicht viel, den zu üben hilft meiner Meinung nach für so eine Situation nicht viel. Stattdessen würde ich üben, dass sie bei dir Schutz suchen kann. Für mich heißt das auch, nicht den Spaziergang "durchzuziehen", wenn mein Hund sich unwohl fühlt. Auch mal gemeinsam und geregelt den Rückzug antreten. Gruselige Situationen und Geräusche gemeinsam einordnen. Wenn mein Hund 2x nacheinander an der gleichen Stelle mit eingezogenem Schwanz etc auf etwas reagieren würde, hätte ich ihn auch an der Leine. Die Leine ist keine Strafe, sondern eine Verbindung, die beiden auch Sicherheit geben kann. "Mal fetzen" kann der Hund dann in einem Umfeld, wo er sich wohl fühlt, ohne Angstauslöser und Gefahren in der Nähe. Wenn er sich unwohl fühlt, will er das eh nicht 😉 Ich hätte da spätestens jetzt definitiv eine Leine dran. Und die kommt auch erst dann ab, wenn der Hund sich da wieder wohlfühlt und nicht dauernd auf den nächsten Schreck wartet.
Das ist von dir eine normale Reaktion. Wenn Hunde in Panik sind bzw vor Angst weglaufen, dann haben sie einen Tunnelblick und blenden alles um sich herum aus. Ich weiß es von meiner Mutter, ihre Hündin war im Juni 5 Tage weg auch aus Angst weggelaufen ( da im Ort Schützenfest war ), sie war aber am Halsband und hat sich da irgendwie rausgezogen . Sie ist dann 2x über eine Bundesstraße etc .... Meine Mutter hatte aber Hilfe von einem Hundesichdienst... Du kannst sie etwas beruhigen, indem du ihr ein Adaptil Halsband ummachst. Gibt es bei Amazon. Das ist richtig super und funktioniert über Hormone. Ich kann es nur weiterempfehlen, wir haben es bei Leni am Anfang genutzt bis sie sicherer war .... Und dann haben wir ganz viel mit der Schleppleine geübt....
 
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Angelika
19. Okt. 18:41
Gott sei Dank ist sie wieder retour. Ich würde auch mal eine Leine drann machen. Ich habe vor kurzem mal, glaub bei Martin Rütters Team eine Folge gesehen, wo auch ein sehr ängstlicher Hund war. Die haben zuerst lange zu Hause im Garten geübt, wo sie den Laut (war glaub ich so ein Verpackungsmaterial was beim zusammendrücken etwas knackst) mit Leckerlies positiv verknüpft haben, aber ganz vorsichtig. Vielleicht ist die Folge ja noch zum Nachsehen bei RTL+ glaub ich. Holt vielleicht einen Trainer der auch auf Verhalten und Ängste spezialisiert ist….
 
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Leila
19. Okt. 19:17
Wir hatten im März eine ähnliche Situation mit meiner Angsthündin. Ab April war hier eh Leinenpflicht, also hatte ich eh nicht die Wahl ob Leine dran oder ab. Sie blieb dementsprechend dran. Sie hat sich auch geweigert wieder zu der Wiese zu gehen wo das passiert ist. Wir haben es also eine ganze Zeit lang gemieden, das hat ihr sehr geholfen (Gras über die Sache wachsen lassen) und ich habe größtenteils an unserer Beziehung gearbeitet, dass wenn sie in Panik gerät (das passiert leider sehr oft), dass sie Schutz bei mir sucht und ich ihr den auch gebe, egal wie ich die Situation bewerte. Ich habe auch das Gefühl, dass ihr selber die Leine Sicherheit gibt, weil sie weiß wir sind verbunden dadurch und ich stehe für sie ein. Ist aber mein persönliches Empfinden. Und was ich wirklich von Herzen empfehlen kann, ein GPS Tracker !!! Wir haben den von Fressnapf, keine monatlichen Kosten, macht sein Job wunderbar. Durch den Tracker lebe ich viel entspannter und ich habe das Gefühl das überträgt sich auch auf sie. Fühle ich mich sicher, tut sie das auch. Fühle ich mich unsicher, ist sie es gleichermaßen und versucht im Schlimmstfall alleine aus der Situation zu flüchten die ihr Angst bereitet. Deswegen wäre mein Rat: Leine dran, den Ort erstmal meiden und wenn ihr wieder entspannter dahin könnt kleinschrittige Übungen wie Rückruf, Ruhe etc. und am allerwichtigsten Beziehungsarbeit!! 😊
 
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Dogorama-Mitglied
19. Okt. 21:08
Ich würde den Hund auch erstmal an der Leine lassen! Und ganz wichtig ist, dass du dir keine Vorwürfe machst und auch selbst versuchst den Schock zu überwinden. Es ist ja alles nochmal gut gegangen und jetzt lernst du aus der Situation! :)
 
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Jacqueline
19. Okt. 22:01
Solang der Hund nicht sicher freilaufen kann muss er an der Leine bleiben, da sind die Gründe ganz egal und ein Hund muss nicht fetzen bzw nicht ständig. Ich würde erstmal ganz viel Ruheübungen machen, vielleicht auch auf dem Weg das üben, sich Stück für Stück ranarbeiten sodass sie es noch schaffen kann entspannt zu bleiben und gucken das man sie nicht überfordert.
Tatsächlich läuft sie eigentlich sehr sicher frei... Deswegen hat mich das heute ja so erschreckt... Aber ja. Sie kommt jetzt definitiv erstmal an die Leine und wir schauen, dass sie die Angst verliert. Es ist auch nicht nur der Weg... Wir waren vorhin die Abendrunde auf einer anderen Route. Da war sie auch sehr unsicher...
 
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Jacqueline
19. Okt. 22:02
Hallo, gut ist doch erstmal das Loni wieder da und nix passiert ist. Wir haben auch das Problem mit Schüsse, Gewitter und Feuerwerk. Nach Silvester bleibt Roxy für ca 1 Woche an der Leine/ Schleppleine. Es geht mir darum nicht den Hund mit der Leine zu begrenzen sondern sie einfach zu schützen vor ihrem eigenem Handeln in einer Paniksituation. Roxy hört sehr gut auf mich wenn sie aber in Panik ist komme ich nur sehr schwer zu ihr durch. Man kann den Hund auch an der Leine auslasten ohne das er wie verrückt von A nach B rennt. Die Leine sehe ich nicht als Strafe und der Hund im Freilauf muss einfach sicher gewährleistet sein. Für den eigenen Hund und jedes andere Lebewesen. Stell deinem Mann doch mal die Frage was denn alles passieren könnte wenn dein Hund in Panik über die Straße rennt und ein Autofahrer von der Straße ab kommt. Ob es das wert wäre?
Ja, das hab ich getan. Hat ihn glaub ich auch zum nachdenken gebracht...