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Sylvia
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 51
zuletzt 1. Dez.

Hochsensibler Hund

Mein Hund (4) und ich machen Obedience. Mein Problem ist, dass wenn er eine Übung die er zwar verstanden hat, nicht korrekt ausgeführt, ich nicht weiß wie ich ihn maßregeln soll. Wenn ich etwas forscher bin fällt er sofort in sich zusammen und macht gar nichts mehr. So ist es auch bei alltäglichen Situationen. Aber irgendwie muss ich doch reagieren um ihm klar zu machen 'das war nicht richtig'! Wie macht ihr das?
 
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P.
2. Nov. 15:48
Ich glaube ja, der Schlüssel zu mehr "Erfolg" ist erstmal bei sich selbst anzusetzen, den Hund anders zu lesen. Es mag nur mein Eindruck sein, aber es schwingt sehr viel Ehrgeiz und Erwartung mit. Es gibt ja Hunde, die gehen selber total auf für Sport und Leistung, für die ist die Arbeit schon Belohnung. Und es gibt Hunde, die wollen ihren Besitzern gefallen, tun es ihnen zu Liebe (und bei Harmonie auch mit Freude) und haben ganz feine Antennen für jedwede Emotion ihres Halters. Bei so einer Art von Hunden kann man aber eher nicht mit Ehrgeiz und Siegesgedanken in den Sport starten. Das sind mehr Kandidaten für eine schöne Zeit der Beschäftigung miteinander. Bevor also weiter darüber nachgedacht wird, wie man den Hund hier zu einer besseren Leistung antreibt, sollte vielleicht eher darüber nachgedacht werden, ob die eigenen Erwartungen und innere Haltung zum Bedürfnis des Hundes passt. Ich wurde gefragt, wie ich es geschafft habe, eine andere Geisteshaltung anzunehmen: indem ich weggegangen bin von meinen eigenen Vorstellungen wie alles zu laufen hat und angefangen hab Wert darauf zu legen, meinen Hund und seine Persönlichkeit zu verstehen, mich darauf einzulassen und gewisse Erwartungen runter zuschrauben oder komplett ad acta zu legen. In dem, was dann essentiell übrig war, war ich einfühlsam, aber konsequent und klar. Ein fairer Sozialpartner.
Da bin ich auf jeden Fall bei dir! Ich mache mit meinem Hund zwar keinen Sport, jedoch mache ich jeden Tag die Erfahrung, dass der Sunny viel eher von sich aus was macht wenn man ihn lässt und zu nichts zwingt, was jedoch nie meine Devise war. Beziehung statt Erziehung.
 
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CAROL
2. Nov. 16:01
Ich glaube ja, der Schlüssel zu mehr "Erfolg" ist erstmal bei sich selbst anzusetzen, den Hund anders zu lesen. Es mag nur mein Eindruck sein, aber es schwingt sehr viel Ehrgeiz und Erwartung mit. Es gibt ja Hunde, die gehen selber total auf für Sport und Leistung, für die ist die Arbeit schon Belohnung. Und es gibt Hunde, die wollen ihren Besitzern gefallen, tun es ihnen zu Liebe (und bei Harmonie auch mit Freude) und haben ganz feine Antennen für jedwede Emotion ihres Halters. Bei so einer Art von Hunden kann man aber eher nicht mit Ehrgeiz und Siegesgedanken in den Sport starten. Das sind mehr Kandidaten für eine schöne Zeit der Beschäftigung miteinander. Bevor also weiter darüber nachgedacht wird, wie man den Hund hier zu einer besseren Leistung antreibt, sollte vielleicht eher darüber nachgedacht werden, ob die eigenen Erwartungen und innere Haltung zum Bedürfnis des Hundes passt. Ich wurde gefragt, wie ich es geschafft habe, eine andere Geisteshaltung anzunehmen: indem ich weggegangen bin von meinen eigenen Vorstellungen wie alles zu laufen hat und angefangen hab Wert darauf zu legen, meinen Hund und seine Persönlichkeit zu verstehen, mich darauf einzulassen und gewisse Erwartungen runter zuschrauben oder komplett ad acta zu legen. In dem, was dann essentiell übrig war, war ich einfühlsam, aber konsequent und klar. Ein fairer Sozialpartner.
👍🏻
Deswegen hatte ich ja anfangs schon gefragt, ob denn der Hund auch Spaß daran hat. Oder ob halt der eigene Ehrgeiz der Treiber ist.
 
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Sonja
2. Nov. 16:02
Da bin ich auf jeden Fall bei dir! Ich mache mit meinem Hund zwar keinen Sport, jedoch mache ich jeden Tag die Erfahrung, dass der Sunny viel eher von sich aus was macht wenn man ihn lässt und zu nichts zwingt, was jedoch nie meine Devise war. Beziehung statt Erziehung.
Absolut. Irgendwie kam mir gerade wieder ein Video in den Sinn, was ich vor einiger Zeit mal gesehen hab und das mich total begeistert hat. Aber nicht wegen klassischer Leistung, sondern wegen der Beziehung:
Die erste Sequenz war ein Border, der einen Agilityparcour durchgeballert ist wie man es kennt und bewundert. Schnell, wendig, einfach irre zu sehen (also wow) - aber halt auch sehr hoch geheizt im Trieb und ohne Kontakt/Verbindung zu Halter. Er hat seine Strecke abgespult wie eintrainiert, so schnell und so richtig wie nur möglich. Kann man auch toll finden, klar. Was ich aber viel geiler finde, war die zweite Sequenz: ein HSH(Mix?)!!!, der diese Strecke viel langsamer abschritt, allerdings mit Bedacht und immer wieder Verbindung zum Halter. Man konnte eine gemeinsame Aufgabe beobachten, nicht schnell, aber akkurat 😂 Herrchen war superstolz und hinterher wurde geknutscht. Sicherlich gab es dafür nur einen der letzten Plätze, aber für mich wäre es der erste gewesen. Die beiden waren einfach nur cool und so eine Art von Hund in Größe und Veranlagung von so einer Aufgabe zu überzeugen, zeugt von ganz viel Kunst und Beziehung 🫶
 
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Anna
2. Nov. 20:37
Wenn du es nicht belonen kannst dann belohnt du es nicht und Versuche halt neutral zu bleiben
 
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Ulrike
2. Nov. 21:00
Um die Pylonengruppe und die Box. Er hinterfrägt. Er rennt los bleibt dann stehen, dreht sich um und schaut mich an.
Ich würde die Übung Einfacher machen bis sie klappt. Also z. B. Näher an die Box. Hund schicken. Klappt das schrittweise die Entfernung steigern. Dann aus der anderen Richtung genauso aufbauen. Egal was du brauchst, langsam steigern und aufpassen ob und wie du Körperhilfen gibst und die auch abbauen. Ich habe von Obidienceregeln keine Ahnung, vielleicht darfst du ja auch Körperhilfen geben.
 
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Heidrun
3. Nov. 16:58
Die wichtigste Frage ist: Hat er denn Spaß am Obedience? Verstehen und gern machen sind ja zwei unterschiedliche Dinge. Generell ist strafen und maßregeln eh kein brauchbares Konzept. Zu sagen „finde ich Sch****“, wenn der Hund was richtig Doofes macht, ok. Zu sagen „machen wir nochmal“, auch ok. Strafe aber geht gar nicht. Wofür? Dafür dass der Hund etwas nicht (richtig) macht, was du Mensch von ihm erwartest, was aber gar nicht vorkommt in seiner nativen Hundewelt? Und wenn der Hund sensibel ist, wird er sich irgendwann nichts mehr trauen.
Danke für deinen Beitrag! Sehe ich genau so, habe es aber nicht formulieren können 😉
 
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Friedel
3. Nov. 17:48
Würde ich genauso tun, schlechtes Verhalten ignorieren und gutes Verhalten loben.
Und evtl. die Übung erleichtern, in der Anforderung zurückschrauben. Und nochetwas: filme dich mit Hund dabei. Ich habe gerade heute bei der Analyse einer Fütterungsroutine festgestellt, dass ich völlig unbeabsichtigt bei der Freigabe körpersprachlich mit meinem Hund richtig heftig Tacheles geredet hatte, so dass er erstmal beschwichtigend zur Seite geschaut hat, als ich vermeintlich die einladende Handgeste machte. Ich hatte die Verzögerung nicht einmal in meiner Selbstwahrnehmungen mitbekommen und erst im Video nach mehrmaligem Ansehen mitbekommen und erst beim ganz langsamen Abspielen habe ich meinen unabsichtlichen Übergriff gesehen, aber Moppy hat punktgenau sehr sensibel reagiert und erst als ich meinen Körper und meine Blick wegdrehte, war es ihm möglich meiner Einladung zum Futternapf zu folgen: Video ist stark verlangsamt. Das Ganze dauer nur ca. 2-3 Sekunden.
Ich hatte mit der Freigabe gewartet (selbst zur Deeskalation in die Gegend rumschauend), bis er ein Deeskaltionssignal zeig, hier das Senken des Kopfes (evtl. sogar, weil ich gerade zu ihm blickte?). Bloß ich habe mich mit steifen Knien/Beinen zu ihm rübergebeugt und die Hand nach ihm hingestreckt, was in der Hundesprache in Richtung Raumforderung/Angriff geht. Moppy reagiert zur Deeskalation prompt mit Züngeln und Wegdrehen des Kopfes auf meinen vermeintlichen Angriff. Erst als ich mich mit Körper und Blick von ihm wegdrehte (in Richtung Futternapf), konnte er nach kurzer Rückfrage (er dreht kurz seinen Kopf noch mal zu mir) die Einladung/Freigabe des Futter annehmen.
Es ist nur zur Demonstration gedacht, wie die Selbstwahrnehmungen einen täuschen kann und durch Videoanalyse so manche eigene Ungeschicklichkeiten aufdecken kann.
 
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Katharina
3. Nov. 18:39
Maßregeln tut man nicht. Maßregel dich. 🙂 Überlege wo bist du ein Schritt zu schnell gegangen, dass es der Hund nicht geschafft hat und Versuch es nochmal in kleineren Schritten…
 
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Irene
3. Nov. 21:47
Wenn er es nicht korrekt macht lobst du ihn nicht und belohnst ihn auch nicht sondern wiederholst die Übung einfach. Wenn es dann geklappt hat gibt es natürlich den Jackpot und Du freust Dich wie ein Gartenzwerg! So mache ich es bei meinen Hunden. Und ja es geht um korrekte Ausführung! Aber dennoch sollen ja Hund und Mensch Freude daran haben. Es gibt Tage da klappt alles super und es gibt Tage da denkt man man steht das erste Mal auf dem Platz. Wenn ich merke dass meine Hunde sich überhaupt nicht konzentrieren(können) dann gehe ich aus dem Training raus, mache noch eine oder zwei Übungen die sie gut können und zu denen sie auch Lust haben und lobe sie dann sehr überschwänglich. Mir persönlich ist es wichtig dass die Hunde Spaß am Training haben und darum versuche ich es auch immer positiv zu beenden- aufhören wenn es am schönsten ist- damit der Spaß erhalten bleibt.
Richtig👍🏼
 
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Gerd
11. Nov. 15:23
Ich mache Rally Obedience mit meinen Hunden. Wenn eine Übung nicht korrekt ausgeführt wurde warte ich einen Moment ob der Hund sich selbst korrigiert. Falls nicht wiederhole ich die Übung einfach und lobe den Hund dann überschwänglich wenn es klappt.
Seh ich genau so.

So wird das bei einem sehr empfindlichen Hund am ehesten was werden.

Geduld und das Positive Ergebnis besonders schön belohnen, anstatt durch "Bestrafung" - also eine deutlich negative Reaktion - kann einen Hund auch etwas sicherer werden lassen.

Viel Glück.