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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 18. Okt.

Geminderter Sexualtrieb bei klarem Führungsstil

Ich hab unlängst in ein Interview mit Jan Nijober reingeschaut (ich hoffe, ich verwechsle jetzt nicht die Quelle) und er sagt da in einem Nebensatz, dass der Sexualtrieb bei Rüden mäßiger ausgeprägt wird, wenn der Mensch (vereinfacht gesagt) klar die Führungsrolle übernimmt. Die Bemerkung fand ich deshalb so spannend, weil ich selbst schon überlegt hatte, ob das eventuell so sein könnte, weil ich in den meisten Belangen schon relativ deutlich "Chef" bzw Entscheidungsträger bin und sich bei Guinness alles Sexuelle, inklusive der Reaktion auf läufige Weibchen, in einem seher überschaubaren Rahmen hält. Eure Meinungen und Erfahrungen dazu...?
 
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Celine
17. Okt. 11:22
Das habe ich so tatsächlich noch nicht betrachtet..ich kann mir aber vorstellen, dass wie bei anderen Themen die Genetik, Rasse und der Charakter eine Rolle spielt. Außerdem hat vermutlich jeder Hund einen anderen Testospiegel.

Meine intakten Rüden haben bisher auch nie aufgeritten (Kissen, Spielzeug oder ähnliches) oder kamen wegen Läufigkeit nicht zur Ruhe. Ganz im Gegenteil; vor paar Wochen war Emma läufig und Gigi hat sich gut zurückgenommen. Wir hatten zu derzeit sogar 2 intakte Rüden. Aber die beiden Charaktere sind auch ähnlich.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Okt. 17:39
Also ich verstehe nicht, wieso hier so genervt und passiv aggressiv auf Joes Beiträge reagiert wird. Jeder drückt sich ja anders aus, provokativ oder "blöd" finde ich in den Argumenten nichts. Außer es wird provokativ gewertet, Aussagen als Fragen zu verpacken. Ist aber eigentlich eine Frage der Rhetorik.
Wenn man keine Lust auf Diskussion hat, muss man ja nicht mitmachen. Ist ja alles auf freiwilliger Basis. Es ist keiner gezwungen sich zu erklären, wenn man keine Lust mehr hat.
 
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Wiebke
17. Okt. 19:55
Ich finde die Frage interessant. Schade finde ich, dass man scheinbar so gar nichts dazu findet.

Grundsätzlich ist es ja so, dass in einem Rudel auch nicht jeder „ran darf“. Hier finde ich aber ganz gut dargelegt, dass das für unsere Haushunde nur noch eingeschränkt gilt: https://www.kitchenham.de/PDFe/Verhalten/2010_02_sex.pdf

Ich glaube, die Krux ist einfach, dass Rüden grundsätzlich unterschiedlich ausgeprägten Sexualtrieb haben. Man müsste meiner Meinung nach beobachten, ob ein Rüde unter der Leitung von Mensch A einen anders gearteten Sexualtrieb zeigt als bei Mensch B. Jetzt geben wir aber unsere Hunde nicht ab, um das herauszufinden 🤭

Das Argument, dass ein klar geführter Hund ausgeglichener und dadurch auch weniger reizempfindlich ist, finde ich ganz überzeugend.

Ich persönlich finde mich z.B. nicht ausgeprägt „cheffig“, aber auch Watson hat einen moderaten Sexualtrieb. Nie saß er bislang heulend zuhause oder hat das Futter verweigert. Kommt es nicht zur zu nahen Konfrontation, ist auch sein Verhalten läufigen Hündinnen ggü nicht übermäßig getrieben.
 
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Udo
17. Okt. 21:33
Ich finde die Frage interessant. Schade finde ich, dass man scheinbar so gar nichts dazu findet. Grundsätzlich ist es ja so, dass in einem Rudel auch nicht jeder „ran darf“. Hier finde ich aber ganz gut dargelegt, dass das für unsere Haushunde nur noch eingeschränkt gilt: https://www.kitchenham.de/PDFe/Verhalten/2010_02_sex.pdf Ich glaube, die Krux ist einfach, dass Rüden grundsätzlich unterschiedlich ausgeprägten Sexualtrieb haben. Man müsste meiner Meinung nach beobachten, ob ein Rüde unter der Leitung von Mensch A einen anders gearteten Sexualtrieb zeigt als bei Mensch B. Jetzt geben wir aber unsere Hunde nicht ab, um das herauszufinden 🤭 Das Argument, dass ein klar geführter Hund ausgeglichener und dadurch auch weniger reizempfindlich ist, finde ich ganz überzeugend. Ich persönlich finde mich z.B. nicht ausgeprägt „cheffig“, aber auch Watson hat einen moderaten Sexualtrieb. Nie saß er bislang heulend zuhause oder hat das Futter verweigert. Kommt es nicht zur zu nahen Konfrontation, ist auch sein Verhalten läufigen Hündinnen ggü nicht übermäßig getrieben.
Ich sehe das auch so, die gute Bindung zu einem Hund sind die Grundlage für einen ausgeglichenen Hund der mit Reizen auch ruhig umgehen kann. Mein Chiron ist ein jähriger Border Collie, Hans Dampf in allen Gassen, er hat ein freundliches und ausgeglichenes Wesen. Bei läufigen Hündinnen macht er das was die Natur vorgesehen hat, der hat den Trieb um seine Gene zu reproduzieren, wie ich schon schrieb, wenn man es genau nimmt ist das der Zweck des Seins. Wir Hundehalter finden es nervig dass die Rüden ran wollen und die Halter von Hündinnen finden das Verhalten auch nervig. Mein Chiron reagiert auf läufige Hündinnen mit Durchfall, für Menschen riechbaren Pheromonen 😊 und Nervosität, alles im Rahmen 😉. Es soll aber auch Rüden geben die alles "anrammeln" und "aufsitzen" wollen...Kissen, Stofftiere, Menschenbeine u.v.m. Bei einem solchen Verhalten "leiden" wohl alle, und man sollte sich da dann vielleicht Gedanken machen ob eine Kastration ganz gut wäre...wie seht ihr das?
 
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Dogorama-Mitglied
17. Okt. 21:51
Naja, Pauschal finde ich nicht ganz so einfach zu sagen. "wer führt geht vorne"..sagt der Kangal 😎...bei den Wölfen, die ja nicht ganz artfremd sind 😉 ist das nicht immer so, die Leittiere (ich mag die Alpha Benennung nicht so, da es ja in der Regel die Eltern der meisten Rudelmitglieder sind) lassen auch gerne mal ein einjähriges oder zweijähriges Tier vor um z. B. Im Schnee Kraft zu sparen beim Spuren machen. Arbeitshunde, die funktionieren müssen, sollen und müssen selbstständig handeln, dafür züchtet man solche Hunde ja...dazu laufen die da wo es notwendig ist, viel wichtiger ist die Bindung zwischen Halter und Hund, dann weiß er von selbst wer "vorn" ist. Es ist meiner Meinung nach auch ein Unterschied zwischen Erziehung und Dressieren. Trieb ist irgendwie normal, da es ja der Zweck des Daseins ist...wenn wir uns Menschen da mal rausnehmen...falls ich jemanden auf den Schlips getreten bin, Entschuldigung 😊
Ich hab nur ca eine Stunde aus 2 Interviews mit Nijboer gesehen, aber ich hab ihn nicht ein mal was von Alpha sagen gehört.

Er spricht da zumindest vielmehr immer von einer Art Elternrolle, dir man dem Hund gegenüber einnimmt. Daraus ergibt sich auch das eher vorne bzw zwischen Hund und möglichen Gefahren gehen, um ihn wenn nötig lenken und schützen zu können.

Aber er sagt gleichzeitig, dass das nicht dogmatisch angewendet werden darf, weil der Hund sich ja entfalten können soll.
Der Fokus auf eine Nachahmung der gemeinsamen Jagd mag ein bisschen seltsam anmuten, ist im Grundgedanken aber wirklich nicht verkehrt. So gut wie Alles, womit Hunde sich gerne beschäftigen, bzw womit wir als gute Halter sie beschäftigen und bespassen sollen, hat im Ursprung mit der Jagd zu tun.
Schnüffeln, Suchen, Gehen, Rennen, Graben, über Hürden klettern, Apportieren, Zergeln...alles mögliche Teile einer Jagd. Nur weil wir es jetzt schick Agility, Mantrailing, Canicross und nicht "Jagdausflug" nennen, ändert das nichts am Hintergrund.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Okt. 21:56
Ich sehe das auch so, die gute Bindung zu einem Hund sind die Grundlage für einen ausgeglichenen Hund der mit Reizen auch ruhig umgehen kann. Mein Chiron ist ein jähriger Border Collie, Hans Dampf in allen Gassen, er hat ein freundliches und ausgeglichenes Wesen. Bei läufigen Hündinnen macht er das was die Natur vorgesehen hat, der hat den Trieb um seine Gene zu reproduzieren, wie ich schon schrieb, wenn man es genau nimmt ist das der Zweck des Seins. Wir Hundehalter finden es nervig dass die Rüden ran wollen und die Halter von Hündinnen finden das Verhalten auch nervig. Mein Chiron reagiert auf läufige Hündinnen mit Durchfall, für Menschen riechbaren Pheromonen 😊 und Nervosität, alles im Rahmen 😉. Es soll aber auch Rüden geben die alles "anrammeln" und "aufsitzen" wollen...Kissen, Stofftiere, Menschenbeine u.v.m. Bei einem solchen Verhalten "leiden" wohl alle, und man sollte sich da dann vielleicht Gedanken machen ob eine Kastration ganz gut wäre...wie seht ihr das?
Grundsätzlich stimme ich dir zu, wobei das bei Guinness nochmal etwas gedämpfter zu sein scheint.

Kastration gegen Rammeln fänd ich allerdings vorschnell und womöglich sogar kontraproduktiv.
Da müsste man wirklich erstmal genau schauen, was die Gründe des Verhaltens sind.
 
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Dogorama-Mitglied
17. Okt. 22:35
Ich sehe das auch so, die gute Bindung zu einem Hund sind die Grundlage für einen ausgeglichenen Hund der mit Reizen auch ruhig umgehen kann. Mein Chiron ist ein jähriger Border Collie, Hans Dampf in allen Gassen, er hat ein freundliches und ausgeglichenes Wesen. Bei läufigen Hündinnen macht er das was die Natur vorgesehen hat, der hat den Trieb um seine Gene zu reproduzieren, wie ich schon schrieb, wenn man es genau nimmt ist das der Zweck des Seins. Wir Hundehalter finden es nervig dass die Rüden ran wollen und die Halter von Hündinnen finden das Verhalten auch nervig. Mein Chiron reagiert auf läufige Hündinnen mit Durchfall, für Menschen riechbaren Pheromonen 😊 und Nervosität, alles im Rahmen 😉. Es soll aber auch Rüden geben die alles "anrammeln" und "aufsitzen" wollen...Kissen, Stofftiere, Menschenbeine u.v.m. Bei einem solchen Verhalten "leiden" wohl alle, und man sollte sich da dann vielleicht Gedanken machen ob eine Kastration ganz gut wäre...wie seht ihr das?
Ich habe leider manchmal den Eindruck, dass Besitzer von Hündinnen Rüden als förmliche Triebtäter sehen und dem natürlichen sexuellen Verhalten eine viel zu vermenschlichte Moral aufdrücken.

Ich würde eine Kastration nie kategorisch ausschließen.
Es sollte auf jeden Fall kein Ersatz für Erziehung sein.
Unsichere Hunde werden nach der Kastration auch manchmal aggressiv, das sollte man im Hinterkopf haben.
Ansonsten sollte man sich sicher sein, dass das unerwünschte Verhalten wirklich sexueller Natur ist.
Rammeln und aufreiten können auch stressbedingt sein.
Manchmal muss man der Sache auch einfach Zeit geben und mit Abschluss der Pubertät verringern sich hormonelle gesteuerte Verhalten von ganz allein.
Die ersten drei Lebensjahre gelten bei Rüden ja allgemein hin als die schlimmsten. Proll und Imponiergehabe, Stress mit anderen Rüden, aber auch übermäßiges Interesse an Hündinnen können mit dem Alter abnehmen.
 
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Udo
18. Okt. 04:20
Ich habe leider manchmal den Eindruck, dass Besitzer von Hündinnen Rüden als förmliche Triebtäter sehen und dem natürlichen sexuellen Verhalten eine viel zu vermenschlichte Moral aufdrücken. Ich würde eine Kastration nie kategorisch ausschließen. Es sollte auf jeden Fall kein Ersatz für Erziehung sein. Unsichere Hunde werden nach der Kastration auch manchmal aggressiv, das sollte man im Hinterkopf haben. Ansonsten sollte man sich sicher sein, dass das unerwünschte Verhalten wirklich sexueller Natur ist. Rammeln und aufreiten können auch stressbedingt sein. Manchmal muss man der Sache auch einfach Zeit geben und mit Abschluss der Pubertät verringern sich hormonelle gesteuerte Verhalten von ganz allein. Die ersten drei Lebensjahre gelten bei Rüden ja allgemein hin als die schlimmsten. Proll und Imponiergehabe, Stress mit anderen Rüden, aber auch übermäßiges Interesse an Hündinnen können mit dem Alter abnehmen.
Für mich hast Du mit dieser Antwort den Nagel auf den Kopf getroffen, so habe ich es gemeint 😊
 
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Dogorama-Mitglied
18. Okt. 05:53
Ich habe leider manchmal den Eindruck, dass Besitzer von Hündinnen Rüden als förmliche Triebtäter sehen und dem natürlichen sexuellen Verhalten eine viel zu vermenschlichte Moral aufdrücken. Ich würde eine Kastration nie kategorisch ausschließen. Es sollte auf jeden Fall kein Ersatz für Erziehung sein. Unsichere Hunde werden nach der Kastration auch manchmal aggressiv, das sollte man im Hinterkopf haben. Ansonsten sollte man sich sicher sein, dass das unerwünschte Verhalten wirklich sexueller Natur ist. Rammeln und aufreiten können auch stressbedingt sein. Manchmal muss man der Sache auch einfach Zeit geben und mit Abschluss der Pubertät verringern sich hormonelle gesteuerte Verhalten von ganz allein. Die ersten drei Lebensjahre gelten bei Rüden ja allgemein hin als die schlimmsten. Proll und Imponiergehabe, Stress mit anderen Rüden, aber auch übermäßiges Interesse an Hündinnen können mit dem Alter abnehmen.
Also ich als Besitzerin eines Weibchen würde Rüden nicht als Triebtäter sehen sondern die Besitzer sind es die lästig sind 😅
So wie bei vielen Konflikten.

Ich glaube auch das zu 90% nicht der natürliche Trieb das Problem ist und Hunde das mit dem Alter auch erlernen können sich zurückzuhalten.
 
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Udo
18. Okt. 06:11
Also ich als Besitzerin eines Weibchen würde Rüden nicht als Triebtäter sehen sondern die Besitzer sind es die lästig sind 😅 So wie bei vielen Konflikten. Ich glaube auch das zu 90% nicht der natürliche Trieb das Problem ist und Hunde das mit dem Alter auch erlernen können sich zurückzuhalten.
Hallo Julia, würdest Du das bitte erklären was Du unter "lästig" verstehst...ja betroffene Hunde bellen 😂. Ich als Besitzer eines Rüden will ja nicht lästig sein, und kann ja vielleicht auch mein Fehlverhalten (wenn auch bei mir vorhanden) korrigieren 😊