Das ist jetzt ein bisschen sehr viel Text um darauf im Detail einzugehen.
Aber Hundeführung beginnt und endet doch nicht bei Schlafplatz-, Freundes- und Spazierwegwahl. Ich versteh nicht, dass dieser Krimskrams immer als Beispiel für die grosse antiautoritäre Beziehung verkauft wird. Diese Freiheiten haben doch die meisten Hunde.
Aber was ist mit den echten Themen? Darf dein Hund bei jedem Schritt an der Leine zerren? Darf er auf den Rückruf pfeifen, weglaufen und stundenlang nicht mehr kommen? Darf er den entgegenkommenden Hund oder Menschen anbellen, beissen oder besteigen? Darf er mit dem Hund raufen, der sich eurer Bank nähert? Darf er das wissen Pulver vom Boden fressen?
Das wären echte Freiheiten.
Zu dem Bild, ich weiss nicht was du damit sagen willst, aber falls dir das Untere mehr zusagt als das Obere, bist du eh beim Konzept des Führenden.
Ich hatte nie vor, meine Beispiele als antiautoritäre Beziehung zu verkaufen. Eigentlich wollte ich meinen Text nur mit Beispielen zur besseren Veranschaulichung untermalen. Und nein, leider haben viele, viele Hunde diese selbstverständlichen Freiheiten nicht. Eher ist es die Regel, dass Menschen über Spazierwege entscheiden, Menschen Plätze zuweisen und Menschen beschließen, wann es wie Futter gibt etc. Die Wahl der Hundefreunde ist auch abhängig von der Sympathie der jeweiligen Menschen und so kommt es nicht selten zu erzwungenen Kontakten und so weiter und so fort.
Für mich sind die o.g. Beispiele nicht weniger echt.
Was du nun als Fragen in den Raum stellst, finde ich ein wenig seltsam. Aber ich gehe dennoch darauf ein, vielleicht helfen die Antworten ja zum Verständnis.
Ein permanent an der Leine ziehender Hund hat vermutlich ein Problem. Ich würde der Ursache auf den Grund gehen und diese beheben. Oft stecken bei solchen Dingen Stress oder Aufregung dahinter. Manchmal auch zu wenig Leine ;-)
Ein Hund, der wegläuft, kommt bei mir ausschließlich im sicheren Rahmen von der Leine. Wenn er den Rückruf nicht wahrnimmt, dann gibt es auch dafür verschiedene Gründe. Darauf Pfeifen zählt jedenfalls nicht dazu. Und stundenlang nicht zurückkommen ist mit richtigem Management ausgeschlossen.
Ach nein, deine Fragen sind so blöd gestellt, dass ich nun doch anders darauf eingehe. Warum hast du dich für "darf er dies, darf er jenes" entschieden? Und warum hast du dann Beispiele gewählt, die vollkommen absurd sind, die schließen lassen, dass man als Mensch verantwortungs- und respektlos handelt? Ich hatte bereits geschrieben, dass ich es zu keinen Situationen kommen lasse, in denen irgendwer einer Gefahr ausgesetzt ist oder zu Schaden kommen kann. Warum dann also genau solche Fragen?
Ja, mein Hund darf auch mal an der Leine ziehen. Das ist aber nicht die Regel und ansonsten laufen sie prima.
Ja, mein Hund kann gerne zu Ende schnüffeln, eh er zurück kommt.
Nein, ich trage die Verantwortung, dass mein Hund nicht wegläuft. Dafür gibt es Leinen, Aufmerksamkeit und Umsicht.
Ja, mein Hund darf bellen, wenn ihn etwas stört. Es ist teil seiner innerartlichen Kommunikation. Ich helfe aber dabei, dass es gar nicht erst soweit kommen muss oder die Situation ein angenehmes Ende findet.
Genauso, wie ich Sorge dafür trage, dass mein Hund in keinerlei Situationen gerät, wo er andere beißen muss oder sie vor Überforderung und Stress besteigt.
Nein, ich bin verantwortlich dafür, dass mein Hund sich mit keinem anderen raufen muss. Zudem bin ich für das Wohlergehen meiner Hunde und der anderen Hunde verantwortlich.
Warum auf alles in der Welt sollte ich meinen Hund irgendwelche Substanzen essen lassen? Das hat nichts mit "darf er dieses, darf er jenes" zu tun, sondern mit dem klaren Menschenverstand und dem Schutz eines Hilfsbedürftigen. Das ist kein echtes Thema, das ist vollkommen absurd und an den Haaren herbeigezogen.
Das sind keine echten Freiheiten. Du führst hier so schräge Beispiele auf, die einfach nur darauf zurückzuführen sind, dass ein Mensch verantwortungs- und respektlos handelt. Es ist keine echte Freiheit, wenn man jemanden nicht davor bewahrt, Schaden zu nehmen. Es ist keine Freiheit, an einer Leine zu ziehen und auch keine Freiheit sich derart bedrängt oder überfordert zu fühlen, dass man überreagiert. Wenn in deiner Vorstellung ein Hund frei ist, wenn er wegläuft, wenn er andere angeht und wenn er aufgrund menschlichen Versagens stirbt, dann haben wir einen so extrem unterschiedliches Verständnis von Freiheit, dass wir jegliche Diskussion einfach unterlassen können.
Mir sagt das untere Bild tatsächlich mehr zu. Aber ich wollte damit ausdrücken, dass Führung von vielen missverstanden wird und diese fleißig damit beschäftigt sind, Befehle zu erteilen, statt zu unterstützen.
Was der Unterschied zu Nijober sein könnte?
Es sind ganz grundlegende Sachen.
Mir ist Beziehung wichtiger, als Erziehung.
Ich habe ganz offenbar ein anderes Verständnis von Freiheit. (Ein permanent auf sein Menschen achten müssender Hund ist ganz sicher weniger frei, als einer, der an der Schleppleine darauf vertrauen kann, dass sein Mensch geduldig an seiner Seite ist.)
Ich treffe die Entscheidungen, die ich treffen muss und überlasse meiner Hündin viele Entscheidungen, die andere ebenso zu treffen wichtig finden.
Ich entscheide das Korsett nicht enger zu schnüren. (Nicht, wie eng oder locker es sitzt.)
Ich erarbeite mir Vertrauen und keinen Gehorsam.
Was also ist der große Unterschied (basierend auf meiner Recherche)?
Nijober ist daran interessiert, Hunde gefügig zu machen. Er betrachtet sich als Führer und Hunde als Wesen, die zu folgen und sich unterzuordnen haben.
Ich bin daran interessiert, einen freundschaftlichen Weg zu gehen. Ich möchte eine verlässliche Partnerin sein, keine Befehlserteilerin.
Er blickt von oben herab auf Hunde, ich bin um Kommunikation auf Augenhöhe bemüht.
Er will sie nach seinen Vorstellungen formen, ich nehme sie wie sie sind und gehe auf die individuellen Charakterzüge und Bedürfnisse ein. (Ja, auch ich forme Hunde, jedoch nur aus Sicherheitsgründen und um ihnen ihr eigenes Leben zu erleichtern.)
Ich habe es nicht nötig, mir einen Knochen unter mein Kinn zu halten, um einem Hund zu signalisieren, dass ich etwas besseres bin und er mich als Chefin zu betrachten hat.
Ich habe erkannt, dass man auch mit anderen Arten eine Freundschaft eingehen kann und "Führungsrolle" ein flexibler (nur leider missverstandener und fehlerhaft verwendeter) Begriff ist. Schließlich lasse ich mich gerne von meiner Hündin führen, wenn sie etwas besser weiß, als ich es tue und sie lässt sich gerne von mir führen, wenn sie erkennt, dass es unserem Wohlergehen oder unseren Interessen dient.