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Sandra
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Anzahl der Antworten 63
zuletzt 9. März

Er hat den Nachbarhund gebissen...

…und ja, der Nachbarhund war angeleint, meiner nicht (Kurve, zu spät gesehen, wird sonst immer sofort angeleint). Ohne wenn und aber: Natürlich muss ich die Verantwortung tragen. Zum Glück ließ sich alles im Gespräch regeln, die Verletzung ist auch nicht schwer. Aber dennoch sitzt bei mir der Schock. Und jetzt hätte ich gerne euren Rat, abgesehen von Schuldsprüchen und dem Hinweis, in Kurven nicht abzuleinen! Mein Hund (Cockerpoo, 6 J., kastriert, 57 cm Schulterhöhe) hat ein Problem mit ähnlich großen, unkastrierten Rüden. (Andere Hundebegegnungen sind kein Problem.) Er pöbelt, zeigt Zähne, ist schlecht an der Leine zu halten. Bei zwei unserer Nachbarhunde rastet er immer völlig aus, wird zum Leinenrambo. Und genau einen von den beiden hat er dann heute, in diesem unglücklichen Moment als er nicht angeleint war, erwischt. Er war nicht mehr abrufbar, stürzte sich einfach drauf. Nun mein Anliegen: Kann man dieses Verhalten noch abtrainieren?
 
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Jana
9. März 16:22
Hi Sandra, einmal zu deiner Eingangsfrage, ob man das trainieren kann: Ja. Ob du ihn je wieder ableinen können wirst, ohne Angst haben zu müssen, dass er auf einen anderen Rüden draufgeht: Kann dir niemand versprechen, aber wenn man es nicht versucht, wirds nie was. Wie viele schon sagen: Such dir jemanden, der sich den Hund mal anschaut, sich mit Körpersprache auskennt und der mal abcheckt, aus welchem Grund dein Hund bei manchen anderen austickt, ob das einfach individuelle Abneigung ist, ob er kastrierte/unkastrierte Rüden kacke findet oder es an bestimmten Rassen liegt, er dich beschützen will oder oder oder Was Birgit sagt, ist auch richtig: Der Umgang allgemein mit deinem Hund sollte auch unter die Lupe genommen werden, wer bei euch Entscheidungen trifft und wie viel du dich vom Tier lenken lässt. Das sollte aber nicht hier im Forum passieren. Diese Frage/Antwortspielchen sind nur so halb zielführend, weil man trotzdem immer nur einen Bruchteil der Situation erzählt bekommt. Was ich aber auf jeden Fall erstmal machen würde, bis zu vor Ort Unterstützung hast: Den Hund sichern. Draußen an die Leine, nicht die Haustür offen stehen lassen, wenn du rausgehst und falls du einen Garten hast, ihn dort auch nicht unbeaufsichtigt laufen lassen, dass er dort auch nicht ungehenmt pöbeln kann. Und nein, einfach mal mit dem Kandidaten aufs Feld gehen, ableinen und gucken was passiert, nein. Bitte nicht. Der Nachbarhund ist kein Übungsdummy. Der hat schon zwei Angriffe erlebt, da muss der nicht nochmal als Prügelknabe herhalten, damit anschließend zwei Halter zum dritten Mal rätseln, warum das jetzt passiert ist. Das kann man auf nem Trainingsgelände machen, wenn ein Zaun dazwischen ist oder der Aggressor mit nem Maulkorb gesichert ist UND jemand anwesend ist, der die Situation anschließend analysieren kann. Ansonsten isses dem 'Opfer' gegenüber nur unfair und völlig sinnfrei. Was Katrin sagt, ist übrigens auch nicht von der Hand zu weisen: In NRW kann ein Beißvorfall (oder auch nur ein Anspringen) von einem Hund zu einer Beurteilung durchs VetAmt führen, was eine Einstufung als gefährlicher Hund bedeuten kann, mit allen von Katrin aufgelisteten Konsequenzen. Schon allein deshalb würd ich an deiner Stelle alles daran setzen, dass sich das nicht wiederholt.
Danke für deinen Beitrag. Belehrungen und Fremd-Analysen von nicht Fachleuten, die noch dazu nicht dabei waren bringen nichts.


Meine Tierheimhündin wurde von der Zweithündin 3 mal gebissen, so dass sie behandelt werden musste. Als ich sie übernommen habe, hatte sie 9 Metallklammern. Versuche dieses Trauma seit 2 Jahren in den Griff zu bekommen. Habe bereits 1.500 € in Tiertrainer investiert. Und ja es wird besser.

Bitte hol dir kompetente Hilfe vor Ort!!!
 
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Sandra
9. März 16:29
Also rechtlich ist die Sache klar: bei Anzeige der Nachbarin würde dein Hund jetzt als Gefährder eingestuft. Dazu gibt es einige Vergleichsurteile (https://www.tierrecht-anwalt.de/gefaehrlicher-hund/einstufung-als-gefaehrlicher-hund.html). Lass dir von den üblichen Trollen hier also nicht den Mut nehmen, jetzt auch zu Maulkorb und Leine zu greifen. Und zwar immer! Immerhin ist das der mildeste Ausgang eines solchen Verfahrens und du willst ja nicht noch Schlimmeres erleben. Ich würde ebenfalls zum professionellen Hundetraining raten und mit den zwei Hunden (oder auch anderen Hunden) bis dahin keine Experimente machen. Das ist einfach auch kein guter Rat - was, wenn dabei etwas schief läuft? Das ist definitiv etwas für einen Profi! Toi toi toi 🙏
Danke dir! Natürlich bin ich rechtlich gesehen nochmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Ich möchte auch wirklich keine Wiederholung in dieser Richtung.
 
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Dogorama-Mitglied
9. März 16:30
Was das Thema Maulkorb angeht ... Wenn du deinen Hund an der Leine halten kannst und Wege wählst, auf denen Ausweichen möglich ist, dann würde ich an deiner Stelle diese Gelegenheiten nutzen, auch ohne MK zu üben. Manche Hunde können sehr gut unterscheiden, ob sie einen Korb drauf haben oder nicht. Dann laufen sie mit Korb wie ein Lamm und ohne Korb wird dann trotzdem wieder die Chance ergriffen. Daher parallel ohne Korb üben, sofern du auch ohne Korb sicherstellen kannst, dass keine Gefahr für andere Hunde besteht UND (ganz wichtig!) du dich sicher fühlst. Wenn dir die Düse geht, weil du bei der nächsten Hundebegegnung das nächste Desaster befürchtest, setz lieber erstmal einen MK drauf, bis du wieder sattelfest bist, aber sobald es wieder geht, ohne MK üben, wo es gefahrlos(!) möglich ist. Nur ableinen halt auf keinen Fall draußen, bis das Thema geklärt ist.

Aber verteufeln will ich den Maulkorb auch nicht. Es ist praktisch, wenn der Hund dran gewöhnt ist, falls er zB mal bei Verletzungen/großen Schmerzen aggressiv reagiert, dass man ihn trotzdem versorgen kann, ohne dass er vom TA gleich in Narkose gelegt werden muss. Auf einer Wanderung zB muss man auch erstmal zum TA hin und den Transport irgendwie wuppen. In der DB ist er auch Pflicht. Also auch neben Bissigkeit gibt es Situationen und Örtlichkeiten, bei denen es praktisch ist, wenn das Tier den Korb kennt.
 
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Sandra
9. März 16:38
Sandra, super, denn Selbsteflektion ist der erste Schritt in die richtige Richtung 👍 Ich wünsche dir einen Menschen, der dir helfen kann, damit du weißt was zu tun ist, dann wird dein Hund in vielen Bereichen besser zu handeln sein. Von ganzem Herzen viel Glück.
Danke! Natürlich besteht Handlungsbedarf! Du hast mich nochmal erinnert, dass ich auch zu Hause wieder mehr auf die Einhaltung der „Regeln“ achten muss. Es stimmt, das habe ich etwas schleifen lassen. Dein Hinweis, dass mein Hund die Entscheidung übernommen hat, hat ins Schwarze getroffen. Das ging mir heute auf! Manchmal braucht man das! Danke für deine guten Ratschläge!
 
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Sandra
9. März 16:47
Hallo Sandra, meine Erfahrung ist, dass bei Baustellen außen , der Lösungsansatz innen zu suchen sind. Wenn dein Hund nicht abrufbar war, hat er entschieden, dass dein Kommando zu ignorieren ist. Ich würde an deiner Stelle daran arbeiten, deine Position/ Wertigkeit zu erhöhen. Erst wenn sich da etwas verändert hat würde ich am eigentlichen Problem unkastrierte Rüden arbeiten. Trainer finde ich sinnvoll, aber einen der ganzheitlich arbeitet. Bevor ich mit jemandem außen gearbeitet habe, hab ich mir immer erst die Situation innen angeschaut. Aber ihr bekommt das hin, viel Erfolg.
Hallo Sandra! Ja, er hat (gestern und wohl auch manches andere Mal) entschieden, mein Kommando zu ignorieren. „Position erhöhen“ war auch immer der Tipp unseres Hundetrainers! Daran erinnere ich mich jetzt. (Ich habe auch schon Kontakt zu ihm aufgenommen.) Danke!
 
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Sandra
9. März 16:55
Liebe Dogorama-Community! Ich habe nicht mit so vielen tollen und hilfreichen Antworten gerechnet und möchte mich dafür bei euch allen bedanken, aber gleichzeitig auch das Thema hier schließen. Ihr habt mich an Einiges aus unsere Hundeschulzeit erinnert und mir auch ein bisschen den Kopf gewaschen! Gut so! Ich habe schon Kontakt zu unserem ehem. Hundetrainer aufgenommen und mich wieder bei ihm angemeldet.
Und jetzt gehe ich gassi, an der Leine!!! 😉
 
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Susann
9. März 17:33
Okay, du hast gesagt " Maulkorb " Ich muss ehrlich gestehen, wenn einmal gebissen worden ist, egal welcher Anlass, würde ich erstmal hinterfragen warum? Maulkorb schön und gut, aber man muss erstmal den Grund, warum und wieso ist diese Eskalation entstanden und danach kann man handeln. Aber nicht einmal gebissen sofort Maulkorb. Das ist meine Meinung
Der Maulkorb-Hinweis kam m. E. für den Neuanfang aus Sicherheitsgründen komplett richtig in dieser Angelegenheit vor 19 Stunden von Heiner und Katrin hat vor 20 Stunden doch bereits das Thema gut eingeleitet?! Lies doch bitte erst einmal genau, bevor Du los schimpfst. Ich finde es klasse von Sandra, dass Sie den Beitrag gebracht hat und würde die "Neu-Begegnung" beider Hunde ebenfalls auf neutralem, für beide neuem Territorium ausschließlich mit erfahrenem Hundetrainer angehen, zumal es mit 1 Mal wohl aufgrund der Historie nicht erledigt sein wird. Wünsche gutes Gelingen, damit sich alle bald wieder entspannt treffen können 🍀
 
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Anna
9. März 17:36
Ich würde dir einen guten Trainer ans Herz legen
 
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Dogorama-Mitglied
9. März 17:38
Ich würde dir einen guten Trainer ans Herz legen
Wie oft sollte die Posterin noch schreiben, dass sie einen Termin mit ihrem früheren Trainer ausgemacht hat?
 
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Frida
9. März 17:40
Das Problem kennen wir zu genüge. Mein Zwergpudel leinenrambo zeigt diese Verhalten fast nur bei seinen üblichen Runden. Das finde ich so stressig weil ich mich nimm umsehen muss ob nicht ein "Feind" kommt. Ich habe ihn noch nie angeleint und solche Situationen erlebt. Wünsche mir da auch Hilfe