Aufreiten gehört zum Verhalten von Hunden, kann viele Gründe haben und ist erstmal nichts negatives.
Das Problem liegt meist beim Halter, der "so ein Verhalten" nicht dulden kann. Die wenigsten sind in der Lage, sowas erstmal laufen zu lassen und den Hunden die Chance zu geben, selber eine Lösung zu finden.
Greife ich immer sofort ein, lernt z.B. meine Hündin nicht, sich durchzusetzen. Ebenso sollte ein aufdringlicher Rüde die Erfahrung machen, dass es sehr unangenehm werden kann.
Im Rudel ist es nicht unnormal, dass dadurch der Status betont wird.
Auf Hundewiesen, wo sich unerzogene, frustrierte und hypersexuelle Hunde treffen, sieht es anders aus. Da würde ich, sofern kein Molosser einen Zwergpudel bedrängt, gut abwägen ob ich eingreife oder abwarte. Im Zweifel gehe ich dazwischen.
Hilfreich wäre, wenn sich Hundehalter generell mit Hundekommunikation beschäftigen würden 😏
Ich sehe das tatsächlich ähnlich wie du.
Ich denke das Aufreiten ist für Menschen deutlich schlimmer, als manchmal (nicht immer) für die Hunde, weil Menschen etwas unanständiges oder vulgäres darin sehen.
Aufreiten ist nicht unanständig oder vulgär, es gehört zum Verhaltensrepertoire von Hunden und ist auch nicht immer sexuell motiviert.
Gerade für die männlichen Zweibeiner scheint es ein riesen Ego Problem zu sein, wenn bei ihrem Rüden aufgeritten wird und dieser sich zu allem Übel dann nicht wehrt. Hab gesehen wie Männer da regelrecht aggressiv und beleidigt wurden.
Ich bin aber auch dagegen, Hunde das untereinander klären zu lassen. Ich würde meinem Hund einen Moment und die Chance geben, sich selbst zu wehren und wenn er das nicht tut, hole ich den Aufreiter runter. Aber ohne Wut oder sonstige Emotionen, runter und wegschicken.
Ich finde es durchaus wichtig, auch für das Selbstwertgefühl eines Hundes, ihm die Möglichkeit zu geben soziale Konflikte selbst zu lösen. Wenn er das nicht nicht kann wird natürlich unterstützt. Aber jede Interaktion oder Konflikte zu micromanagen halte ich langfristig auch nicht für produktiv.
Mein Rüde hat aktuell einen "großen Bruder" aus dem TS, der ihm Nachhilfe im Sozialverhalten gibt. Und ja meiner versucht ab und an Mal bei ihm aufzureiten. Er bekommt sofort eine konkrete Ansage und macht sich aus dem Staub, bevor er sich dann unterwürfig wieder einschleimt.
Der Rüde reagiert absolut souverän und selbstsicher, weil er ganz genau weiß, wie er das zu unterbinden hat (er wartet nämlich nicht ab, bis meiner schon drauf ist sondern erkennt die Absicht und erstickt sie sofort im Keim, sehr deutlich und hart, aber ohne unnötige Eskalation). Finde ich sehr faszinierend und überaus interessant zu beobachten. Ich würde mir natürlich wünschen, dass meiner das auch irgendwann mal kann.
Wer einen alten oder verletzten Hund hat oder der Größenunterschied kritisch ist muss da natürlich mehr auf der Hut sein.