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Jay
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 566
zuletzt 28. Okt.

Analyse & Interpretation von Verhalten

Auf mehrfachen Wunsch hin versuch ich hier mal einen Sammelthread zu Analysen und Interpretationen von Verhalten zu starten. Ich denk das könnte ganz spannend werden 😊 Einfach Videosequenz posten und ggf etwas Drumherum-Wissen (z.B. Alter, Geschlecht, Beziehung der Hunde untereinander etc.) posten und schauen was Andere darin sehen. Auch Sequenzen ohne große weitere Beschreibung könnten eventuell interessante Sachen hervor bringen. Bin mal gespannt ob es Anklang findet und was so bei rum kommt.
 
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Sonja
5. Okt. 20:30
Ich schließe mich da Nadines Beobachtungen an. Zudem sehe ich auch Kopfabwenden vom Großen, gesenkten Kopf vom Kleinen, die wiederholte Annäherung von unten in Richtung der Lefzen vom Kleinen zum Großen, frontale Ausrichtung des Großen und wiederholtes auf den Rücken springen mit Pfote voraus vom Großen. Auf mich wirkt der Kleine sehr beschwichtigend und überfordert mit der Begegnung. Der Große schaut auch nicht besonders glücklich mit den Kontaktaufnahmen aus und ist auch viel zu steif. Ich hätte den Kleinen da weggeholt und beiden eine schöne Ablenkung angeboten. Spätestens, als der Große dem Kleinen mit seinem Körpergewicht die Pfote auflegt, wäre mir das zu gefährlich gewesen (da ja doch ein Gewichtsunterschied vorhanden ist). Lauft lieber gemeinsam und achtet darauf, dass beide sich wohlfühlen (spätestens bei einer Hochkampfstellung ist das meist nicht mehr der Fall). Solche Interaktionen sind für beide unangenehm.
Wieso beenden die beiden das Ganze nicht viel früher, wenn es ihnen so unangenehm ist?
Spiel würde ich das zwar auch nicht nennen, aber keiner von beiden ist gezwungen, dort zu bleiben. Vielleicht ist es ja etwas dazwischen, zwischen Spiel und unangenehm.
 
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Nad
5. Okt. 20:53
Danke für Euren Input und den Zuspruch, dass es kein Spiel ist. Ich fühlte mich mit der Situation auch unwohl, vor allem die 25 Kilo Gewichtsunterschied bei einer recht körperlichen und immer gleich ablaufenden Oben/Unten Situation. Meine Begleiterin sah ein schönes Spiel zwischen Rüden, das hat mich verunsichert.
 
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Dogorama-Mitglied
5. Okt. 21:28
Wieso beenden die beiden das Ganze nicht viel früher, wenn es ihnen so unangenehm ist? Spiel würde ich das zwar auch nicht nennen, aber keiner von beiden ist gezwungen, dort zu bleiben. Vielleicht ist es ja etwas dazwischen, zwischen Spiel und unangenehm.
Ja, wenn das so einfach wäre :) Das kann man sich in ganz vielen Situationen fragen.

Tatsächlich ist es so, dass ein Hund Vertrauen in sein Gegenüber und die Situation haben muss und seine eigene Erregungslage nicht zu hoch sein darf. Fehlt es ihm an Vertrauen, so schafft er es für gewöhnlich nicht, die potentielle Gefahr aus dem Blick zu lassen und somit kommt es oft zum Fiddeln, Freeze, zum Fixieren, zu anderen Drohgebärden oder gar zur Eskalation.
Ist ein Hund zu aufgeregt, so schafft er es oft ebensowenig sich vom Auslöser abzuwenden, weil eben dieser für innere Unruhe sorgt.
Ist die eigene Individualdistanz unterschritten, so neigen viele Hunde dazu, ihr Gegenüber primär wegschicken/fernhalten zu wollen, statt sich selbst abzuwenden. Dies dient auch dem eigenen Schutz. Nicht zuletzt braucht der Hund derlei Strategien auch erst in seinem Repertoire.

Hochkampfstellung ist ein gutes Beispiel für eine physische Distanzforderung. In diesem Fall erwünschen beide Hunde, dass der jeweils andere sich entfernt. Haben nun aber beide eventuell nie gelernt, dass es möglich und erfolgreich ist, sich eigenständig abzuwenden, so ist es sehr wahrscheinlich, dass die Situation sich einfach weiter hochschaukelt.

Der größere Hund hier hat zum Ziel, den kleineren zur Ruhe zu bringen und äußert körpersprachlich auch, dass er mehr Distanz möchte. Der kleinere wirkt aufgeregt und schafft es nicht sich zu regulieren, sodass er entsprechend hektisch agiert und ebenfalls Distanz einfordert. Da der größere allerdings vergebens versucht Ruhe auszustrahlen und eher an Ort und Stelle verweilt, geht die Strategie des kleineren nicht auf und dieser wird in seinen Forderungen eher deutlicher, als dass er noch ausreichend klar denken kann und eine neue Strategie testet. Er ist einfach zu aufgeregt und die Pfoten auf seinem Rücken werden sicher auch nicht sonderlich angenehm gewesen sein, sodass er vermutlich obendrein noch weiter verunsichert wurde.

Auch wir Menschen verfolgen diverse Verhaltensmuster und für uns ist es nicht unbedingt leicht, neue Strategien zu wählen. Erst recht nicht in sehr aufregenden oder ungewohnten Situation und am allerwenigsten, wenn wir uns(er Wohlergehen) bedroht sehen. Einfach total gelassen mit allen Situationen umzugehen ist viel leichter gedacht, als getan.
 
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Pixel
5. Okt. 22:40
Ich sehe da nichts was einen der beiden unangenehm wäre. Wie schon geschrieben wurde, versucht der Große eine Grenze zu setzen und der kleine testet aus, ob die Grenze auch wirklich gesetzt ist, oder ob daran noch was zu rütteln ist. Das sagt mir eher, dass der kleine vom Charakter her eher jemand ist, der auch zu Hause im Alltag, Grenzen immer hinterfragt.
Es ist auch nicht jedem Hund, aufgrund seiner Persönlichkeit gegeben, eine "Unterhaltung", wie hier, eigeninitiativ zu beenden, wie bei uns Menschen. Es gibt souveräne und weniger souveräne Charaktere. Souveränität ist nicht trainierbar, bei uns nicht und auch bei den Hunden nicht.

Im Grunde ist der weiße hier erzieherisch und therapeutisch unterwegs, und bleibt mit Ruhe standhaft. An ihm kann man sich abschauen, was nötig ist, um beim kleinen Grenzen durchzusetzen, ein guter Lehrmeister. Mit dem würde ich öfter das Spiel, laufen lassen, da der weiße dem kleinen etwas Wichtiges beibringt, was wir Menschen so nie leisten können.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Okt. 06:22
Ich sehe da nichts was einen der beiden unangenehm wäre. Wie schon geschrieben wurde, versucht der Große eine Grenze zu setzen und der kleine testet aus, ob die Grenze auch wirklich gesetzt ist, oder ob daran noch was zu rütteln ist. Das sagt mir eher, dass der kleine vom Charakter her eher jemand ist, der auch zu Hause im Alltag, Grenzen immer hinterfragt. Es ist auch nicht jedem Hund, aufgrund seiner Persönlichkeit gegeben, eine "Unterhaltung", wie hier, eigeninitiativ zu beenden, wie bei uns Menschen. Es gibt souveräne und weniger souveräne Charaktere. Souveränität ist nicht trainierbar, bei uns nicht und auch bei den Hunden nicht. Im Grunde ist der weiße hier erzieherisch und therapeutisch unterwegs, und bleibt mit Ruhe standhaft. An ihm kann man sich abschauen, was nötig ist, um beim kleinen Grenzen durchzusetzen, ein guter Lehrmeister. Mit dem würde ich öfter das Spiel, laufen lassen, da der weiße dem kleinen etwas Wichtiges beibringt, was wir Menschen so nie leisten können.
sehe ich genauso!

In den wenigsten Situationen ist Hundekommunikation "Spiel". Aber sie ist eben wichtig.
Man muss nicht immer ängstlich alles abbrechen.🙂
Im Gegenteil. Den aufműpfigen Youngstern műssen andere Hunde Grenzen zeigen dűrfen. Die haben auch n besseres Timing als so mancher Mensch😉
 
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Frank
6. Okt. 10:53
Ich sehe da nichts was einen der beiden unangenehm wäre. Wie schon geschrieben wurde, versucht der Große eine Grenze zu setzen und der kleine testet aus, ob die Grenze auch wirklich gesetzt ist, oder ob daran noch was zu rütteln ist. Das sagt mir eher, dass der kleine vom Charakter her eher jemand ist, der auch zu Hause im Alltag, Grenzen immer hinterfragt. Es ist auch nicht jedem Hund, aufgrund seiner Persönlichkeit gegeben, eine "Unterhaltung", wie hier, eigeninitiativ zu beenden, wie bei uns Menschen. Es gibt souveräne und weniger souveräne Charaktere. Souveränität ist nicht trainierbar, bei uns nicht und auch bei den Hunden nicht. Im Grunde ist der weiße hier erzieherisch und therapeutisch unterwegs, und bleibt mit Ruhe standhaft. An ihm kann man sich abschauen, was nötig ist, um beim kleinen Grenzen durchzusetzen, ein guter Lehrmeister. Mit dem würde ich öfter das Spiel, laufen lassen, da der weiße dem kleinen etwas Wichtiges beibringt, was wir Menschen so nie leisten können.
Natürlich ist Souveränität "trainierbar" sowohl beim Hund als auch - und erst recht - bei Menschen.

Voraussetzung ist die Vorbildfunktion / entsprechende Ausstrahlung die wir auf unsere Hunde haben.
Insofern geht es weniger ums trainieren sondern ums Zeigen, Vorleben!

Wenn das nicht funktioniert ist die Mensch-Hund-Beziehung in einer extrem anstrengenden und ungesunden Konstellation.
LG
 
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Carina
6. Okt. 13:29
Hallo zusammen, ich habe auch mal 2 kleine Videos für euch. Das war die Vergesellschaftung von Balto mit dem Welpen meines Cousins. Balto ist generell eher schwierig mit fremden Hunden (wir arbeiten daran). Bei bekannten Hunden ist er sozial und verspielt.
Bevor ich meine Interpretation dazu schreibe, hätte ich gern mal eure neutrale Einschätzung von außen. 😊
 
Beitrag-Verfasser
Olli
6. Okt. 13:52
Hallo zusammen, ich habe auch mal 2 kleine Videos für euch. Das war die Vergesellschaftung von Balto mit dem Welpen meines Cousins. Balto ist generell eher schwierig mit fremden Hunden (wir arbeiten daran). Bei bekannten Hunden ist er sozial und verspielt. Bevor ich meine Interpretation dazu schreibe, hätte ich gern mal eure neutrale Einschätzung von außen. 😊
Wie bei dem Video davor. Junger distanzoser Schnösel wird vom souveränen Altrüden eingegrenzt, gleichzeitig aber auch zum Spielen animiert.
Schön anzusehen.
 
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Dogorama-Mitglied
6. Okt. 13:55
Wie bei dem Video davor. Junger distanzoser Schnösel wird vom souveränen Altrüden eingegrenzt, gleichzeitig aber auch zum Spielen animiert. Schön anzusehen.
Finde den Kleinen nicht schnöselig, hab eher den Eindruck, dass er nicht weiß, was er machen soll. Fragt ja auch bei Frauchen an und wird wieder zurückgeschickt zum anderen Hund. Vielleicht denkt er, er müsste etwas regeln.
 
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Olli
6. Okt. 13:57
Finde den Kleinen nicht schnöselig, hab eher den Eindruck, dass er nicht weiß, was er machen soll. Fragt ja auch bei Frauchen an und wird wieder zurückgeschickt zum anderen Hund. Vielleicht denkt er, er müsste etwas regeln.
Das ist ein Welpe, natürlich weiß der nix, weshalb er sich ja ausprobiert, gleichzeitig wieder beschwichtigt, weil er noch nicht weiß, ob's zu doll war - regeln tut der nix.