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Mel und
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zuletzt 8. Dez.

Ängste

Hallo Leute 👋 Es geht um Nios Freundin Yuna, eine Labradoodle-Hündin, unkastriert und vor kurzem 4 Jahre alt geworden. Sie hat heftigste Geräuschangst. Anfangs, als sie noch jünger war, trat diese Angst nur um Silvester herum auf, zur Knaller-Zeit. Mittlerweile ist es aber so, dass sie sowohl auf Motorräder als auch auf laute Autos – besonders mit Anhänger – oder Traktoren reagiert. Und wenn’s ganz schlecht läuft, sogar auf Fahrradfahrer. Sie springt dann an der Leine nach vorne und bellt. Man muss richtig aufpassen, dass sie nicht plötzlich auf die Straße springt. Sie ist auch schon ein paar Mal beim Gassi­gehen, während sie frei lief, bei einem lauten Geräusch einfach nach Hause gerannt – zum Glück nicht weit entfernt und in einer ländlichen Gegend, wo der Rückweg nicht ganz so gefährlich ist. Trotzdem natürlich absolut ein No-Go, ich weiß. Jetzt waren in der Nähe wieder Treibjagden auf den Feldern und es wurde geschossen. Seitdem will sie zuhause gar nicht mehr Gassi gehen. Nur mit ganz viel Glück und Überreden gelingt es an manchen Tagen überhaupt, dort eine kleine Runde zu drehen. Meist muss die Halterin sie ins Auto packen und woanders hinfahren. Dann geht’s etwas besser – aber oft auch nur wenige Minuten, und obwohl nichts zu hören ist, bekommt sie plötzlich wieder Angst und zieht panisch zum Auto zurück. Mittlerweile sind es offenbar nicht mehr nur Geräusche, sondern auch „gruselig“ aussehende Objekte. Besonders Dinge in der Luft. Heute waren wir hier bei mir zusammen Gassi (andere Stadt). Da spielen die beiden sonst immer super schön und hier knallt eigentlich nie etwas – bisher jedenfalls. Mal sehen, wie es Silvester sein wird. Aber plötzlich hat sie an den Stromleitungen diese „Dinger“ entdeckt – so flatternde Bänder, vermutlich gegen Vögel. Und zack, direkt wieder Angst: nur noch zurück zum Auto ziehen, Hecheln, Rute unten. Wir vermuten, dass das eventuell mit den Heißluftballons zusammenhängt, vor denen sie auch schon einmal panisch nach Hause geflüchtet ist. Ihre Ängste werden immer mehr, und ihre Halterin ist heillos überfordert und weiß einfach nicht mehr weiter. Sie reagiert auch auf Geräusche aus dem TV. Wenn es dort knallt, bekommt sie sofort Panik und rennt in den Keller ins Gästeklo. Deswegen denke ich, dass man wenigstens irgendeine Grundlage fürs Training hat – denn wenn sie auf TV-Geräusche reagiert, könnte man ja eigentlich mit Geräusch-Apps oder Ähnlichem arbeiten. Aber auch das klappt nicht. Sobald auch nur ansatzweise ein Knall oder Raketen-Geräusch zu hören ist, flüchtet sie. Selbst wenn es kaum hörbar ist. Es gibt einfach keinen Lautstärke-Bereich, der leise genug wäre, dass sie keine Panik hat und noch überhaupt aufnahmefähig ist. Habt ihr ähnlich ängstliche Hunde? Was sind eure Erfahrungen und Tipps in diesem Kontext?
 
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Julia 🐾Nero
7. Dez. 19:55
Sie hat ja schon eine schalldichte Box in ihrem selbstgewählten Safeplace – dem Gäste-Klo im Keller.(Hatte ich hier auch irgendwo schon geschrieben)Da geht sie auch wirklich gerne rein. Manchmal schläft sie sogar dort, auch wenn überhaupt nichts war, einfach ganz entspannt in der Nacht. Generell hat Yuna kein Problem damit, irgendwo allein zu schlafen. Sie könnte auch mit ins Schlafzimmer, macht sie auch manchmal, aber oft hat sie einfach keine Lust und pennt irgendwo allein. Kopfhörer bzw. Lärmschutz hätte ich an ihrer Stelle schon längst besorgt. Ich hatte ihr das auch schon mal vorgeschlagen. Sie hat aber Angst, dass diese Kopfhörer Yuna eher noch zusätzlich kirre machen könnten. Ich werde ihr das auf jeden Fall nochmal sagen. In eine Berghütte zu fahren wäre natürlich super – aber ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt realisierbar ist jetzt im Winter.Vermutlich eher nicht. Sie waren letztes Jahr zweimal mit Yuna an der Nord- oder Ostsee, und da war sie wohl sehr entspannt und hatte viel Spaß. Ich weiß gar nicht genau, ob es da überhaupt einen „Geräusch-Unfall“ gab.
Das sind doch auch wichtige Hinweise.
Der Hund nimmt trotz Angstverhalten Futter zuhause an (sehr ungewöhnlich, während akuter Angst und Panik Futter zu nehmen und sogar zu suchen), ist im Urlaub entspannt und hat Spaß.

Im Urlaub gibt es ja auch reichlich ungewohnte, unerwartete Geräusche und flatterende Dinge in der Luft.

Zuhause scheint womöglich ein Verhaltensmuster zwischen Hund und Mensch entstanden zu sein, in dem Angstverhalten eine zentrale Rolle eingekommen haben könnte.
Die Flucht in den Keller wird ja ebenfalls belohnt und gefördert. Was man in Anbetracht der Hilflosigkeit verstehen kann, aber womöglich doch eher kontraproduktiv ist.

Das soll auch keine Kritik gegen deine Freundin sein. Einfach eine andere Betrachtungsweise aufgrund einiger Faktoren, die gegen eine Angst oder Panik als Gefühl beim Hund sprechen, sondern ein ritualisiertes, erlerntes Verhalten wiederspiegeln könnten.
 
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Sonja
7. Dez. 22:08
Das sind doch auch wichtige Hinweise. Der Hund nimmt trotz Angstverhalten Futter zuhause an (sehr ungewöhnlich, während akuter Angst und Panik Futter zu nehmen und sogar zu suchen), ist im Urlaub entspannt und hat Spaß. Im Urlaub gibt es ja auch reichlich ungewohnte, unerwartete Geräusche und flatterende Dinge in der Luft. Zuhause scheint womöglich ein Verhaltensmuster zwischen Hund und Mensch entstanden zu sein, in dem Angstverhalten eine zentrale Rolle eingekommen haben könnte. Die Flucht in den Keller wird ja ebenfalls belohnt und gefördert. Was man in Anbetracht der Hilflosigkeit verstehen kann, aber womöglich doch eher kontraproduktiv ist. Das soll auch keine Kritik gegen deine Freundin sein. Einfach eine andere Betrachtungsweise aufgrund einiger Faktoren, die gegen eine Angst oder Panik als Gefühl beim Hund sprechen, sondern ein ritualisiertes, erlerntes Verhalten wiederspiegeln könnten.
Ich will das ritualisierte erlernte Verhalten hier nicht ausschließen, aber welche Emotionen hat denn der Hund in dem Moment? Es klingt irgendwie so, als hätte er dann keine Angst.
 
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Sonja
7. Dez. 22:14
Das Musik beruhigend wirken kann, kann ich bestätigen, aber ich weiß nicht, wie man die positiv in ein Training übernimmt. Ich habe ruhige Musik immer laufen lassen, als Newton noch Welpe war. Noch heute legt er sich sofort hin, sobald er die ersten Töne hört 😴
Wenn der Hund entspannt ist, macht man die Musik an. Rechtzeitig, bevor er wieder aktiv wird, macht man die Musik wieder aus.
Durch viele Wiederholungen wird die Musik mit der Entspannung verknüpft.

Es muss immer dieselbe, ruhige Musik sein.
Es gibt auch "braunes Rauschen" dass sich aufgrund seiner Frequenzen besonders gut eignet als Entspannungsmusik.
 
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Julia 🐾Nero
7. Dez. 23:05
Ich will das ritualisierte erlernte Verhalten hier nicht ausschließen, aber welche Emotionen hat denn der Hund in dem Moment? Es klingt irgendwie so, als hätte er dann keine Angst.
Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass da gar keine Angst ist. Das habe ich im ersten Beitrag ein bisschen sauberer formuliert. Eher, dass die Intensität der Angst möglicherweise nicht unbedingt mit der Intensität des Verhaltens korreliert.

Was genau los ist kann man aber wahrscheinlich eh nur durch eine Verhaltensanalyse herausfinden. Dabei wird der Hund ohne und mit Reiz beobachtet, mit und ohne Halterin usw.

Das wären ja auch spannende Fragen in diesem Zusammenhang. Wie verhält sich die Hündin, wenn sie bei jemandem anderen ist.
Bzw wie verhält sie sich überhaupt.
Vielleicht kann da ein Video helfen, in dem alles "ok" ist und eins, in dem die Hündin eine, ich nenne es mal vorsichtig, "Episode" hat. Am besten wären natürlich mehrere Videos, aber das wird die Halterin vermutlich nicht unbedingt online stellen wollen.
Wir haben ja Hundetrainer im Forum, die vielleicht eine vorsichtige Meinung abgeben können.
Aber nichts ersetzt wahrscheinlich die Analyse vor Ort.
 
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Mel und
7. Dez. 23:45
Das sind doch auch wichtige Hinweise. Der Hund nimmt trotz Angstverhalten Futter zuhause an (sehr ungewöhnlich, während akuter Angst und Panik Futter zu nehmen und sogar zu suchen), ist im Urlaub entspannt und hat Spaß. Im Urlaub gibt es ja auch reichlich ungewohnte, unerwartete Geräusche und flatterende Dinge in der Luft. Zuhause scheint womöglich ein Verhaltensmuster zwischen Hund und Mensch entstanden zu sein, in dem Angstverhalten eine zentrale Rolle eingekommen haben könnte. Die Flucht in den Keller wird ja ebenfalls belohnt und gefördert. Was man in Anbetracht der Hilflosigkeit verstehen kann, aber womöglich doch eher kontraproduktiv ist. Das soll auch keine Kritik gegen deine Freundin sein. Einfach eine andere Betrachtungsweise aufgrund einiger Faktoren, die gegen eine Angst oder Panik als Gefühl beim Hund sprechen, sondern ein ritualisiertes, erlerntes Verhalten wiederspiegeln könnten.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich so ungewöhnlich ist, dass ein Hund im Fluchtmodus trotzdem noch hastig ein Leckerli verschluckt.

Bei Yuna ist es so: Sie nimmt es hastig, schluckt es runter und zieht dann direkt weiter nach vorne. Das passiert allerdings nur draußen beim Gassi.
Ob sie Zuhause – wenn sie wegen zb Knallern richtig Panik hat und in ihre Box flüchtet – überhaupt noch Futter nehmen würde, weiß ich nicht. Kann ich mir allerdings kaum vorstellen. Das werde ich mal nachfragen.

Dass sich ein von dir beschriebenes Verhaltensmuster entwickelt haben könnte, kann ich mir durchaus vorstellen. Und ich denke, so etwas könnte vielleicht sogar auch draußen entstanden sein– nicht nur in der Wohnung.

Was die Flucht in den Keller betrifft: Ich finde nicht unbedingt, dass das gefördert oder belohnt wurde. 🤔Es wurde doch lediglich eine schalldämmende Box dort hingestellt, und genau in dieser fühlt sie sich offensichtlich am sichersten.
 
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Mel und
7. Dez. 23:52
Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass da gar keine Angst ist. Das habe ich im ersten Beitrag ein bisschen sauberer formuliert. Eher, dass die Intensität der Angst möglicherweise nicht unbedingt mit der Intensität des Verhaltens korreliert. Was genau los ist kann man aber wahrscheinlich eh nur durch eine Verhaltensanalyse herausfinden. Dabei wird der Hund ohne und mit Reiz beobachtet, mit und ohne Halterin usw. Das wären ja auch spannende Fragen in diesem Zusammenhang. Wie verhält sich die Hündin, wenn sie bei jemandem anderen ist. Bzw wie verhält sie sich überhaupt. Vielleicht kann da ein Video helfen, in dem alles "ok" ist und eins, in dem die Hündin eine, ich nenne es mal vorsichtig, "Episode" hat. Am besten wären natürlich mehrere Videos, aber das wird die Halterin vermutlich nicht unbedingt online stellen wollen. Wir haben ja Hundetrainer im Forum, die vielleicht eine vorsichtige Meinung abgeben können. Aber nichts ersetzt wahrscheinlich die Analyse vor Ort.
Eine Verhaltensanalyse kann sicher hilfreich sein, aber hier bei Dogorama ist das definitiv nicht der richtige Rahmen wie ich finde .Zumal die Halterin ja nicht einmal im Forum ist. Für mich persönlich geht das Ganze auch einfach zu weit.

Um ehrlich zu sein: Schon die vielen Rückfragen und Antworten hier bringen mich gerade an meine Grenze – ich fühle mich damit ziemlich überfordert,ist ja nicht mein Hund und wir sind halt auch nur "Gassi-Freunde."
 
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Sonja
8. Dez. 00:13
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich so ungewöhnlich ist, dass ein Hund im Fluchtmodus trotzdem noch hastig ein Leckerli verschluckt. Bei Yuna ist es so: Sie nimmt es hastig, schluckt es runter und zieht dann direkt weiter nach vorne. Das passiert allerdings nur draußen beim Gassi. Ob sie Zuhause – wenn sie wegen zb Knallern richtig Panik hat und in ihre Box flüchtet – überhaupt noch Futter nehmen würde, weiß ich nicht. Kann ich mir allerdings kaum vorstellen. Das werde ich mal nachfragen. Dass sich ein von dir beschriebenes Verhaltensmuster entwickelt haben könnte, kann ich mir durchaus vorstellen. Und ich denke, so etwas könnte vielleicht sogar auch draußen entstanden sein– nicht nur in der Wohnung. Was die Flucht in den Keller betrifft: Ich finde nicht unbedingt, dass das gefördert oder belohnt wurde. 🤔Es wurde doch lediglich eine schalldämmende Box dort hingestellt, und genau in dieser fühlt sie sich offensichtlich am sichersten.
Bei Ella ist es so, dass sie in Angst und Panik kein Leckerli wahrnimmt. Da ist alles ausgeblendet außer der Flucht.
Da sie nun schon mehr Vertrauen hat, kommt das nur noch selten vor. Aber wir hatten es gerade Samstag wieder. Es war Jagd, also hörten wir immer wieder Schüsse. Ella im Rückwärtsgang, wollte panisch weg. Wir geben dem dann nur so weit nach, dass die Leine zwischendurch auch mal kurz locker wird. Gleichzeitig locken wir sie zu uns, in der Hocke, um ihr Schutz zu bieten. Dadurch dass die Leine nicht unter Dauerspannung steht, muss sie nicht permanent ziehen. Es ermöglicht ihr, auf uns zu zu gehen. In dem Moment kann sie ein Leckerli annehmen. Um im nächsten Moment wieder zu flüchten, wenn sie etwas dazu veranlasst, das kann zum Beispiel eine zu schnelle Bewegung von uns sein.

Daher würde ich sagen, ein Hund im Tunnel von Angst und Panik kann kein Lecken nehmen. Wenn sie in der Lage ist, ein Leckerli zu nehmen, hat sie Momente, wo die Angst in den Hintergrund tritt. Aber das können ganz kurze Augenblicke sein.
Es ist aber gut, dass es diese Augenblicke gibt, denn das sind die Momente, wo man zu ihr durchdringen kann.
 
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Mel und
8. Dez. 00:16
(ich hatte es in Joches Antwort schon geschrieben.) Beim ersten Silvester hat Yuna wegen ihrer starken Panik dieses Medikament bekommen – „Sileo“, wenn ich mich richtig erinnere. Das lähmt ja den Körper, der Hund wirkt äußerlich ruhig, kann sich aber kaum bewegen, während die Angst im Kopf weiter voll da ist.

Für mich klingt das nach etwas, das richtig traumatisch gewesen sein muss. Gut möglich, dass so ein Erlebnis ihre Ängste zusätzlich verstärkt hat?!
 
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Sonja
8. Dez. 00:19
Eine Verhaltensanalyse kann sicher hilfreich sein, aber hier bei Dogorama ist das definitiv nicht der richtige Rahmen wie ich finde .Zumal die Halterin ja nicht einmal im Forum ist. Für mich persönlich geht das Ganze auch einfach zu weit. Um ehrlich zu sein: Schon die vielen Rückfragen und Antworten hier bringen mich gerade an meine Grenze – ich fühle mich damit ziemlich überfordert,ist ja nicht mein Hund und wir sind halt auch nur "Gassi-Freunde."
Du hast den Thread zwar erstellt, und es gab wirklich gute Beiträge aber nun hast Du das Problem, wie Du der Halterin die Lösungsansätze näher bringen kannst. Schwierig.

Trotz all der guten Vorschläge hier wäre mein Lösungsvorschlag tatsächlich auch ein Profi vor Ort.
 
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Sonja
8. Dez. 00:22
(ich hatte es in Joches Antwort schon geschrieben.) Beim ersten Silvester hat Yuna wegen ihrer starken Panik dieses Medikament bekommen – „Sileo“, wenn ich mich richtig erinnere. Das lähmt ja den Körper, der Hund wirkt äußerlich ruhig, kann sich aber kaum bewegen, während die Angst im Kopf weiter voll da ist. Für mich klingt das nach etwas, das richtig traumatisch gewesen sein muss. Gut möglich, dass so ein Erlebnis ihre Ängste zusätzlich verstärkt hat?!
Ja, das ist gut möglich. Aber sie ist jetzt 4, und das Problem hat sich permanent verschlimmert oder?
Es ist zwar gut zu wissen, dass es wahrscheinlich ursprünglich von dem Sileo kam, aber das erklärt nicht alles.