Hallöchen, wann war denn die letzte Läufigkeit? Hündinnen können sich danach in vielen Bereichen verändern.
Ich würde an dem Thema "Vertrauen" arbeiten und einen Sicherheitsanker aufbauen. Derzeit flüchtet sie ja und das anscheinend Richtung Zuhause. Das hat man aber nun mal nicht immer mit dabei, sodass ich einen Sicherheitsanker aufbauen würde, den man immer dabei hat. Die Lösung der Hündin ist ja weglaufen. Es ist ja gut, dass sie das zeigt. So kann man ihre Lösung in ein Training übernehmen. Am schönsten ist, wenn die Hundeführerin selber dieser Sicherheitsanker ist, sodass die Hündin zu ihr flüchten und bei ihr Entspannung und Sicherheit finden kann. Das würde auch der Hundeführerin Sicherheit geben, da sie für diese Situation eine Lösung bereit hat. Darüber hinaus gilt es m. E. Vertrauen aufzubauen. Irgendwas scheint zwischen den Beiden nicht im Gleichgewicht zu sein.
Wir haben Situationen gesucht, in denen unsere Hündin Unsicherheiten (keine Angst) zeigte. Diese Situationen haben wir dann gemeinsam gemeistert. Beispiel: Unsere Hündin hatte Angst vor Kartons sowie vor allem was raschelte wie Tüten, Zeitungspapier ... Also bin ich hingegangen und habe bewusst einen Karton aufgestellt und habe ihn interessant gemacht (aber nicht bewegt ...), sondern dran vorbei gelaufen, angefasst, einen Fuß reingestellt und unsere Hündin fing an mich zu beobachten (war aber weit weg davon, daran vorbei zu gehen). Gleichzeitig habe ich ein anderes Training aufgebaut: Ein Wäschekorb war für sie kein Problem (warum auch immer). Mit diesem habe ich dann ein reinsteigen positiv trainiert. Das fand sie mega cool und hatte Spaß dabei. U. A. habe ich da Leckerchen reingeworfen. Nun habe ich den ersten Trigger in dieses Training eingebaut. Ein zerknüddeltes Zeitungspapier sowie Leckerchen in den Wäschekorb gelegt. Und nun habe ich sie denken lassen. Das Leckerchen und der Wäschekorb waren extrem positiv für sie, aber dieses Stück Zeitungspapier (das vorher Geräusche gemacht hatte), war ein Problem. Daran sieht man, wie sensibel Hunde auf kleine Veränderungen reagieren. Unser Mittel war nun Shaping. Ich hatte ein Markerwort (Clicker) aufgebaut und so jeden Blick Richtung Zeitungspapier gemarkert. Irgendwann erinnerte sie sich daran, dass man in den Wäschekorb steigen kann. Das habe ich gemarkert und sie IM Wäschekorb belohnt und Feierabend gemacht. Mit jeder Wiederholung über mehrere Tage wurde sie mutiger. Der Blick ging aber immer Richtung diesem Zeitungspapier und sie zeigte, dass sie das störte. Doch dann kam der Moment, in dem sie ihren ganzen Mut rausholte und das Leckerchen unter dem Zeitungspapier rausfischte. Ich markerte das neutral (ohne große Freude) und an dieser Stelle gab es noch mehr Leckerchen. Als sie das am nächsten Tag wieder machte, freute ich mich zusätzlich. Nun fand sie dieses Stück Zeitungspapier interessant. Nun legte ich mehrere zusammengeknuddelte Zeitungspapierstücke in den Wäschekorb plus Leckerchen. Sie fing an in dem Zeitungspapier mit der Nase zu wühlen, um die Leckerchen rauszufischen. Ziel erreicht. Sie kletterte in den Wäschekorb ubd buddelte in Zeitungspapier. Dies habe ich nun auf einen Karton übertragen. Wäschekorb neben den Karton gestellt. Ich habe sie in den Wäschekorb klettern lassen und dann den Karton mit eingebaut, indem ich die Leckerchen darin platzierte. Nachdenken lassen, neugierige Blicke gemarkert und sie kletterte rein 🥹. Dann noch das Zeitungspapier langsam mit ins Training eingebaut und heute findet sie es super in einen Karton zu klettern ubd zwischen dem raschelnden Zeitungspapier die Leckerchen zu suchen. Dieses "kleine" Training hat Vertrauen aufgebaut. Gemeinsam ein riesengroßes Problem gelöst. Das war der Anfang. Hat sie vor etwas Angst, wo man reinklettern kann oder draufsteigen könnte (haben wir auch so aufgebaut), packe ich genau diese "Kommandos" aus und hat uns schon in ganz vielen Situationen geholfen. Also positiv Bekanntes mit dem Blöden Teil oder Geräusch verknüpft.
Unser Sicherheitsanker ist übrigens, dass sie ihren Kopf unter meinem Arm steckt (sie zeigte das mal, als wir auf der Couch saßen und kuschelten und das haben wir dann z. B. beim Tierarzt mit übernommen). Ein weiterer Sicherheitsanker ist meine rechte Seite. Diesen Bereich habe ich extrem positiv aufgebaut und wenn ihr etwas nicht geheuer ist, stellt sie sich dort hin und wir können gemeinsam ihr Problem (früher andere Hunde) angehen. Mit jedem Erfolg hat das auch unser Vertrauen gestärkt.
Vielleicht da noch den Tip: Es gilt Unbekanntes vor Bekanntes. Das Unbekannte ist das Geräusch, der Gegenstand und das Bekannte ist der positive Sicherheitsanker. Manchmal muss man den Hund dann auch mal nachdenken lassen.
Vieles regelt sich nun im Alltag. So werfe ich nicht einfach ein Spielzeug von mir weg und sie rennt hinterher, sondern wir spielen gemeinsam. Wenn ich nun ein Spielzeug werfe, wartet sie, wir rennen z. B. gemeinsam hin und sie bringt es dann, um mit mir zu spielen und nicht, damit ich es wieder wegwerfe.
Ich hoffe, ich konnte unseren Weg einigermaßen verständlich erklären.
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, das ist wirklich interessant und gibt viele gute Ansätze.
Ich stimme dir völlig zu, dass Vertrauen und ein Sicherheitsanker entscheidend sind. Genau das ist bei Yuna aktuell das große Problem: Sie hat bisher keinen verlässlichen Anker, zu dem sie flüchten und sich stabilisieren kann, außer das Zuhause oder ihr Rückzugsort im Keller.
Einen immer verfügbaren Sicherheitsanker aufzubauen – idealerweise die Halterin selbst – wäre ein sehr sinnvoller Schritt, um ihr in akuten Momenten Sicherheit zu geben.
Dein Trainingsbeispiel mit Wäschekorb und Karton zeigt schön, wie man Schritt für Schritt Vertrauen aufbaut, kleine Reize positiv verknüpft und den Hund zum aktiven Denken bringt. Genau so müsste man es langfristig auch bei Yuna machen – sehr behutsam, unterhalb der Panikgrenze, mit klaren positiven Verstärkern.
Die Frage ist nur ob die Halterin das schafft/ dazu bereit ist .
Das Problem bei ihnen ist aktuell, dass Training momentan kaum möglich ist, weil Yuna schon bei minimalen Reizen panisch wird. Deshalb steht zunächst Reizreduktion, Stressabbau und Aufbau eines Entspannungssignals („Alles gut“) im Vordergrund, bevor man in kleinen Schritten positives Training starten kann.
Dein Ansatz zeigt sehr schön, wie langfristig Sicherheit, Vertrauen und Selbstwirksamkeit aufgebaut werden können – genau das wird auf Dauer auch Yuna helfen können denke ich .