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Katrin
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zuletzt 17. Dez.

Qualzucht - Warum Aufklärung alleine nicht reicht

Noch nie wurde soviel Aufklärung betrieben wie heutzutage und trotzdem steigt die Anzahl an Qualzuchthunden. Durch Zufall bin ich auf einen Artikel gestoßen den ich hier gerne teilen möchte, quasi als Diskussionsgrundlage. https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/ Es ist etwas viel eröffnet einem aber eine neue Sicht auf das Problem und warum das durch einfaches Aufklären nicht lösbar ist. Mich würde interessieren ob diese Erklärung für euch nachvollziehbar ist? Welche Schlüsse ihr daraus zieht und ob sich eure Meinung über das halten von Qualzuchten dadurch ändert oder nicht? Wie immer bitte lieb und freundlich bleiben und bedenkt bitte das Qualzucht nicht nur brachyzephale Rassen betrifft. Liebe Grüße eure Katrin J. https://www.ardmediathek.de/video/story/leiden-auf-vier-pfoten-zuechten-wir-unsere-haustiere-kaputt/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNjQ4MTg
 
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Sandra
19. Sept. 16:27
Danke, ja ich denke mir auch oft, dass der ein oder andere Hund ziemlich "unrund" läuft, ohne ausmachen zu können woran es liegt. Ich bin beruflich öfter im Ausland unterwegs, und ganz besonders fällt mir das in der UK auf. Bei meinen letzten Besuchen in London, habe ich keinen einzigen Rassehund gesehen, der ein normales Gangbild hatte. Klar, die haben auch viele extreme Qualzuchten, aber das Bewusstsein dafür scheint auch bei gesunden Rassen zu fehlen. Ich war einmal im Gespräch mit einer Halterin eines jungen Beagles, der die Hinterbeine quasi nur noch abwechselnd hinterherzog. Da hiess es sinngemäß nur, ja der humpelt manchmal doof rum, ist halt so, ist von einem guten, renommierten Züchter. Wirklich durchgecheckt wurde der aber wohl nie. Aber da fand ich es auch schon immer so verdächtig, dass es so viele reinrassige Hunde betrifft, die kaum noch richtig laufen können.
Ja, ich stimme dir vollkommen zu. Wobei ich die Story mit dem armen Beagle schon mehr als fahrlässig empfinde, sondern eher als „unterlassene Hilfeleistung“ 🫣.

Dafür musst du nicht nur in London gucken gehen, da reicht Passau, Brüssel oder eine andere beliebige Stadt völlig aus. Fast nur Rassehunde, überwiegend die Top 5 bis 10 der mehr als problematischen Züchtungen (um das Wort „Qual“ jetzt bewusst zu vermeiden) und nahezu ALLE mit auffälligen Gangbildern.

Als ich aus Brüssel zurück war, hab ich in mein Netzwerk geschrieben: lasst uns alle nach Brüssel aufbrechen - da haben wir die nächsten 10 Jahre mehr als genug zu tun. Aber sowas von!

Es ist zum Weinen. Denn hinter jedem unphysiologischen Gangbild steht Leid und Schmerz.

Ein Hundekörper kompensiert sehr lange sehr viel. Bis es auffällt, ist schon im Vorfeld sehr viel „gelaufen“ und versteckt worden. Da kommt nichts „von heute auf morgen aus dem Nichts“. Weder das Gangbild noch die allzu häufigen Bandscheibenvorfälle. Die haben sämtlich einen Grund, den ein Besitzer / eine Besitzerin übersehen hat.

Ach, Sina, ich bedanke mich für deine Fragen! Denn es gibt mir die Gelegenheit, das mal sachlich in Worte zu fassen und zu begründen, worunter ich im Hinblick auf die Hundegesundheit oft leide … Es geht mir - so wie dir auch - immer um den Hund!
 
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Caro
19. Sept. 16:32
Das muss man natürlich mittels bildgebender Verfahren korrekt diagnostizieren, klar. Aber von der Symptomatik her sieht man es ganz oft schon in den Gangbildern der Hunde, der Anfangsverdacht ist schnell da. Wenn ich durch die Straßen einer Stadt laufe und „spaßeshalber“ mal nach den Hunden schaue: von so vielen Hunden (9 von 10) möchte ich behaupten, dass das Gangbild nicht physiologisch, sondern in irgendeiner Form auffällig erscheint. Und es erschreckt mich sehr. Vor allem, wenn ich dann gleichzeitig daran denke, dass die BesitzerInnen, die diese Hunde an der Leine oder auch ohne Leine führen, entweder nicht das sehen was ich sehe oder - was ich noch schlimmer finde - es nicht sehen WOLLEN, „weil nicht sein kann was nicht sein darf“. Ich kann das nicht mal am Alter der Hunde festmachen. Da sind junge wie ältere betroffen.
9 von 10 Hunden! Was ist denn das häufigste Problem, dass du so siehst?
Lucy geht zum Beispiel an der Leine öfter mal im Pass. Im Freilauf aber nicht. Physiologisch hat sie nix, ich bin eher zu langsam oder zu schnell und die Leine nervt sie an der Schulter, am Popo oder an der Rute.

Das weiß ja aber ein Außenstehender nicht, dass sie sonst ganz normal läuft.
 
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Sandra
19. Sept. 16:34
9 von 10 Hunden! Was ist denn das häufigste Problem, dass du so siehst? Lucy geht zum Beispiel an der Leine öfter mal im Pass. Im Freilauf aber nicht. Physiologisch hat sie nix, ich bin eher zu langsam oder zu schnell und die Leine nervt sie an der Schulter, am Popo oder an der Rute. Das weiß ja aber ein Außenstehender nicht, dass sie sonst ganz normal läuft.
Wenn der Passgang tatsächlich (!?) diesen erklärlichen Grund hat, ist doch alles in Ordnung❣️

Das häufigste Problem habe ich weiter unten schon als „Lumbosacrales Syndrom“ beschrieben.

Sagen wir so: wenn ein Hund nicht alle vier Gliedmassen in einem korrekten Schritt (= Gangart) gleichmäßig belastet oder nicht über allen vier Gliedmaßen ordentlich steht (alle Beine gleichmäßig *unter* dem Körperstamm verteilt steht), dann kann man bereits von orthopädischen oder anderen Problemen ausgehen.
 
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Caro
19. Sept. 16:36
Wenn der Passgang tatsächlich (!?) diesen erklärlichen Grund hat, ist doch alles in Ordnung❣️ Das häufigste Problem habe ich weiter unten schon als „Lumbosacrales Syndrom“ beschrieben. Sagen wir so: wenn ein Hund nicht alle vier Gliedmassen in einem korrekten Schritt (= Gangart) gleichmäßig belastet oder nicht über allen vier Gliedmaßen ordentlich steht (alle Beine gleichmäßig *unter* dem Körperstamm verteilt steht), dann kann man bereits von orthopädischen oder anderen Problemen ausgehen.
Das hab ich übersehen, sorry.
 
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Sandra
19. Sept. 16:39
Das hab ich übersehen, sorry.
Ich habe meine Antwort noch einmal erweitert.

Und ich füge hinzu: bei den Kleinrassen siehst du als auffälligstes Merkmal Patellaluxationen.

Bei den Grossen ist es die Hüft- und Ellenbogendysplasie.

Ganz klassisch nach dem medizinischen Grundsatz „Häufiges ist häufig“.

Und ja, das siehst du im Gangbild. Und der Verdacht muss natürlich mittels Diagnostik erhärtet werden.
 
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Lisa
19. Sept. 16:40
9 von 10 Hunden! Was ist denn das häufigste Problem, dass du so siehst? Lucy geht zum Beispiel an der Leine öfter mal im Pass. Im Freilauf aber nicht. Physiologisch hat sie nix, ich bin eher zu langsam oder zu schnell und die Leine nervt sie an der Schulter, am Popo oder an der Rute. Das weiß ja aber ein Außenstehender nicht, dass sie sonst ganz normal läuft.
Der Passgang ist mir bei meiner Hündin an der Leine auch aufgefallen. Das macht sie nicht durchgehend, nur immer mal kurz. Ich vermute genau das gleiche, weil ich vielleicht ein blödes Tempo habe 🤷🏽‍♀️
Im Freilauf macht sie das auch überhaupt nicht.
 
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Lisa
19. Sept. 16:43
Bei Beaglen hab ich den Passgang tatsächlich schon sehr häufig und auch dauerhaft gesehen. Wir haben zwar nur zwei in unserer Umgebung und die sind nicht verwandt, aber gehen beide im Passgang und das auch immer.
 
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Caro
19. Sept. 16:44
Ich habe meine Antwort noch einmal erweitert. Und ich füge hinzu: bei den Kleinrassen siehst du als auffälligstes Merkmal Patellaluxationen. Bei den Grossen ist es die Hüft- und Ellenbogendysplasie. Ganz klassisch nach dem medizinischen Grundsatz „Häufiges ist häufig“. Und ja, das siehst du im Gangbild. Und der Verdacht muss natürlich mittels Diagnostik erhärtet werden.
Das ist interessant! Wahrscheinlich gucke ich jetzt bei jedem Hund, den ich treffe, wie er läuft 😅
 
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Sandra
19. Sept. 16:44
Der Passgang ist mir bei meiner Hündin an der Leine auch aufgefallen. Das macht sie nicht durchgehend, nur immer mal kurz. Ich vermute genau das gleiche, weil ich vielleicht ein blödes Tempo habe 🤷🏽‍♀️ Im Freilauf macht sie das auch überhaupt nicht.
Da käme jetzt von mir die Frage: wie oft zeigt der Hund tatsächlich im Freilauf den korrekten Schritt als Gangart?

Mein Hund zum Beispiel läuft „relativ sauber“ im Trab. Er kann aber keinen Schritt, er bevorzugt den Pass.

Mein Hund ist das klassische Beispiel für sämtliche orthopädischen und neurologischen Erkrankungen: HD, CEKS usw. usf.

Im Freilauf musst du schon sehr genau hinsehen, um da irgendwas zu bemerken. Im Schritt zeigen sich alle Unzulänglichkeiten.

Zweites Beispiel: mein Dreibein. Läuft im Schritt … unter aller Kanone. Lassen wir das.

Im Galopp würdest du Never ever bemerken, dass da ein Bein fehlt!
 
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Caro
19. Sept. 16:45
Bei Beaglen hab ich den Passgang tatsächlich schon sehr häufig und auch dauerhaft gesehen. Wir haben zwar nur zwei in unserer Umgebung und die sind nicht verwandt, aber gehen beide im Passgang und das auch immer.
Ich glaube, bei.manchen Rassen kommt der Passgang natürlich vor. Beim Labrador zum Beispiel. Beagle weiß ich nicht 🤷‍♀️