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Verfasser
Christin
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1
zuletzt 1. Juli

juckende,rote Hautstellen

Hallo, Mein fast 8jähriger Boxer Rüde, hat seit geraumer Zeit am Brustkorb und in den Achselhölen rote, juckende Stellen, auch seine Pfoten sind zwischen den Zehen gerötet. Könnte es damit zusammenhängen das er Ende letzten Jahres kastriert werden musste, er dadurch zugenommen hat? Also Grassmilben schließe ich aus, denn die hatten wir schon, das waren Symtome etwas anders. Mfg und danke für Antworten Ihrerseits
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nora
1. Juli 21:15
Hallo Christin, Juckreiz und Hautrötungen sind typische Anzeichen einer Allergie. Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Stoff. Dieser Stoff wird auch als Allergen bezeichnet. Allergien treten beim Hund häufig in Form einer Futtermittelallergie oder einer Umweltallergie auf. Die auslösenden Allergene befinden sich hierbei also entweder im Futter (zumeist die Proteinquelle) oder in der Umwelt (Pollen, Hausstaubmilben oder Ähnliches). Doch auch Kontaktallergien als Reaktion auf einen reizenden Stoff, der sich beispielsweise im Halsband oder im Hundebett befindet, sind häufig zu sehen. Hierbei beschränken sich die Symptome jedoch zumeist auf den Körperbereich, der mit dem auslösenden Allergen in direkten Kontakt kommt (beim Halsband beispielsweise der Hals). Um deinen Hund auf eine Allergie (Umwelt- und Futtermittelallergie) zu testen, sollte eine ausführliche Allergiediagnostik durchgeführt werden. Hierbei steht an erster Stelle die Untersuchung deines Hundes auf andere Erkrankungen, die die Symptome auslösen könnten. Hierzu zählen beispielsweise ein Befall mit Hautparasiten, wie Flöhen oder Milben. Weiter wird die Haut deines Hundes auf eine Infektion mit Bakterien oder Pilzen untersucht. Und auch eine Blutuntersuchung sollte durchgeführt werden, um mögliche hormonelle oder organische Erkrankungen, die ebenfalls zu Hautveränderungen führen können, auszuschließen. Sind alle Untersuchungen unauffällig, verhärtet sich der Verdacht einer Allergie. Mit Hilfe einer Eliminationsdiät wird im nächsten Schritt das Vorliegen einer Futtermittelallergie überprüft. Hierbei erhält dein Hund über mindestens 8 Wochen ein spezielles Futter. Das Futter enthält einen für deinen Hund neuwertige Proteinquelle, also eine Fleischsorte, die er bisher noch nie gefressenen hat. Ergänzt wird diese mit einer Kohlenhydratquelle. Der Tierarzt/die Tierärztin oder eine erfahrene Futterberatung stellen hierbei die Diät genau zusammen. Alternativ kann zu einer kommerziell erhältlichen, veterinärmedizinischen Diät gegriffen werden. Während der Eliminationsdiät darf dein Hund ausschließlich dieses Futter erhalten. Auch Leckerchen oder Kleinigkeiten nebenbei sind tabu. Bessert sich die Symptomatik nach der achtwöchigen Diät, wird anschließend eine sogenannte Provokationsprobe durchgeführt. Hierbei wird dem Hund wieder sein altes, herkömmliches Futter gefüttert und abgewartet, ob die Symptome wieder auftreten. Ist dies der Fall, kann die Diagnose „Futtermittelallergie“ gestellt werden. Durch anschließendes „Ausprobieren“ weiterer Proteinquellen und Futtermittel können die Allergie-auslösenden Inhaltsstoffe nach und nach eingegrenzt werden. So kann schließlich ein Menüplan für deinen Hund zusammengestellt bzw. Futtermittel herausgesucht werden, die dein Hund gut verträgt. Besser dich die Symptomatik unter der Eliminationsdiät nicht, ist von einer Umweltallergie (Atopische Dermatitis) auszugehen. Dein Hund reagiert dabei also auf einen Stoff seiner Umgebung, wie beispielsweise Pollen oder Hausstaubmilben. Bei der Umweltallergie kann entweder die Symptomatik mithilfe von Medikamenten unterdrückt, oder aber die Allergie selbst mithilfe einer Desensibilisierung angegriffen werden. Bei einer Desensibilisierung wird zunächst das auslösende Allergen bestimmt. Hierbei kommen Allergietest zum Einsatz, die vom Tierarzt genau interpretiert werden müssen. Anschließend wird der Körper mithilfe der Desensibilisierung an das Allergen gewöhnt. Hierfür wird deinem Hund in regelmäßigen Abständen eine kleine Menge des auslösenden Allergens gespritzt. So hat der Körper die Möglichkeit, das Allergen nach und nach kennenzulernen und somit nicht mehr übermäßig darauf zu reagieren. Eine Desensibilisierung erzielt bei ca. 70% der Hunde eine deutliche Besserung. Einige Hunde zeigen dank der Desensibilisierung sogar ein vollständiges Verschwinden der Allergie. Natürlich können die Symptome deines Hundes auch durch eine andere Ursache entstehen. Die Kastration als Auslöser halte ich jedoch für eher unwahrscheinlich. Die hormonelle Umstellung könnte aber die Entstehung einer Allergie oder einer anderen Erkrankung unter Umständen begünstigt haben. Alle möglichen Ursachen werden aber im Rahmen der Allergiediagnostik mit untersucht. Ich würde dir also empfehlen, bei deinem Hund eine ausführliche Allergiediagnostik durchführen zu lassen. Nur so kann der Auslöser der Symptome sicher erkannt und für deinen Hund eine langfristige Besserung erzielt werden. Viel Erfolg euch beiden 🐾