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Verfasser
Franziska
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1
zuletzt 26. Juni

Zittern des Hundekopfs

Hallo, wir mussten heute Nacht mit unserem Hund (Mischling Mops/ engl. Bulldogge, 15 Monate) zum Tierarzt. Er schlief gestern Abend und dann fing sein Kopf ganz heftig an zu zittern (kein Träumen). Das wiederholte sich dann mit zeitlichem Abstand noch zweimal . Der Tierarzt hat Vitamin B gegeben, sonst keine Aufgälligkeiten festgestellt. Er vermutete dass es eine Nebenwirkung der Zeckentablette sein könnte. Ich habe nun im Internet recherchiert und gefunden, dass es ein Head Bobbing Syndrom gibt, dass besonders auch bei Bulldoggen auftritt, Das stimmt eigentlich alles in der Beschreibung. Liegen wir mit der Vermutung richtig und was können wir tun?
 
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Nora
26. Juni 11:34
Hallo Franziska, Für das Kopfzittern deines Hundes, auch als Kopftremor bezeichnet, kommen prinzipiell mehrere Auslöser infrage. Wie du schon richtig recherchiert hast, kommt bei Bulldoggen gehäuft das sogenannte "Head Bobbing Syndrom" vor. Hierbei zeigt der Hund ein Zucken oder Schütteln des Kopfes, welches unterschiedlich lang anhalten kann. Der Zustand ist für den Hund vollkommen schmerzlos. Woher das Head Bobbing kommt, ist leider bisher noch nicht geklärt. Da es bei bestimmten Rassen häufiger vorkommt als bei anderen, wird aber eine genetische Komponente vermutet. Plötzliche Zuckungen oder Krämpfe einzelner Körperbereiche können aber auch auf eine neurologische Störung im Sinne eines Epileptischen Anfalls hindeuten. Epileptische Anfälle können generalisiert oder fokal auftreten. Beim generalisierten epileptischen Anfall zeigt der Hund am ganzen Körper Muskelkrampfen. Der Hund liegt auf der Seite, rudert und krampft, ist nicht ansprechbar und verliert häufig während des Krampfens Kot und Urin. Epileptische Anfälle können aber auch fokal, also begrenzt auf eine Körperregion auftreten. Bei einem fokalen epileptischen Anfall zeigt der Hund in einem bestimmten Körperbereich Zuckungen oder sich wiederholende Bewegungen. Ein fokaler epileptischer Anfall ist somit meist wesentlich unauffälliger als ein generalisierter Anfall. Die möglichen Ursachen eines Kopftremors voneinander abzugrenzen ist in den meisten Fällen leider nicht so einfach. Es gibt bestimmte Charakteristika, die für und gegen eine Ursache sprechen. Beim Head Bobbing Syndrom ist der Hund während des Kopfzuckens ansprechbar. Er reagiert also auf seine Umwelt, und lässt sich beispielsweise durch Leckerchen oder Spielzeug ablenken. Das Kopfzittern lässt sich also unterbrechen. Zudem kann das Kopfzittern einige Sekunden, mitunter aber auch mehrere Stunden andauern. Die Bewegung des Kopfes erfolgt beim Head Bobbing horizontal oder vertikal. Bei einem fokalen epileptischen Anfall nimmt der Hund seine Umgebung während des Anfalls nicht wahr. Er reagiert also nicht auf Ansprache oder Ablenkung, und der Anfall kann nicht unterbrochen werden. Zudem dauern epileptische Anfälle typischerweise ca. 1-3 Minuten. Vor und nach einem epilteptischen Anfall zeigen die betroffenen Hunde häufig typische Verhaltensmuster. Vor dem Anfall zählen hierzu beispielsweise Unsicherheit, vermehrtes Schnüffel oder Lecken. Nach dem Anfall entwickeln viele Hunde einen starken Appetit, sind desorientiert oder zeitweise blind. Nicht immer können diese Kriterien glasklar erkannt und gegeneinander aufgewogen werden. Zudem können auch andere Erkrankungen für den Kopftremor deines Hundes verantwortlich sein. Ich würde dir empfehlen, beim nächsten Auftreten des Kopfzitterns deinen Hund zu filmen. Stell dich hierfür einige Schritte entfernt von deinem Hund auf und achte darauf, dass der ganze Hund auf dem Video erkennbar ist. Nicht nur der zitternde Kopf, sondern auch das Verhalten des restlichen Körpers können wichtige Hinweise geben. Zeige dieses Video deinem Tierarzt oder einem Kleintier-Fachtierarzt/Fachtierärztin für Neurologie. In vielen Tierkliniken gibt es solche neurologischen Fachtierärzte. Diese können anhand der Charakteristika des Verhaltens die Ursache eingrenzen und vielleicht schon durch das Video eine erste Verdachtsdignose stellen. Anschließend sind wahrscheinlich jedoch noch weitere Untersuchungen, wie eine neurologische Untersuchung und eine Blutuntersuchung notwendig, um dem Kopfzittern deines Hundes weiter auf den Grund zu gehen. Viel Erfolg und alles Gute euch beiden 🐾