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Leah
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zuletzt 8. Mai

Wieso ist meine Hündin so schlapp?

1 Jahr alte Hündin, Labrador Mischling, nicht kastriert, keine Vorerkrankungen Meine Hündin ist seit Donnerstag sehr schlapp, atmet schnell und flach und tropft aus der Nase klar. Sie schläft fast den ganzen Tag nur und ist auch beim Spaziergang eher schlapp aber läuft normal mit. Fressen und trinken tut sie normal. Der Hunger ist beim Labbi ja eh immer sehr groß. Ich mache mir sorgen, da sie sonst sehr aufgeweckt und munter ist. Sie hat seit ca 2 Wochen das Zeckenhalsband Scalibor um, könnte sie das nicht vertragen? Außerdem war sie vor ca 1 Monat läufig und ihre Zitzen sind immernoch etwas angeschwollen. Kann die Abgeschlagenheit auch daher sein? Fieber hat sie nicht. Wie soll ich vorgehen? Vielen Dank!
 
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Nora
8. Mai 14:06
Hallo Leah, Einen Zusammenhang mit dem Zeckenhalsband halte ich für unwahrscheinlich. Sollten Nebenwirkungen auftreten, zeigen sich diese typischerweise unmittelbar nach dem Anlegen. Ich vermute aufgrund deiner Schilderung eher, dass deine Hündin scheinträchtig ist. Bei einer Scheinträchtigkeit spielt der Körper deiner Hündin ihr vor, sie sei trächtig, obwohl sie nicht trächtig ist. Dieser Zustand wird durch eine Hormonumstellung hervorgerufen. Gegen Ende der Läufigkeit kommt es zu einem Abfall des Progesteron-Spiegels. Progesteron ist ein Hormon, das vom Gelbkörper produziert wird. Mit abfallendem Progesteronspiegel kommt es zu einem Anstieg des Prolaktin-Spiegels. Prolaktin führt zur Anbildung des Gesäuges und Milcheinschuss. Wie stark die Scheinträchtigkeit in Erscheinung tritt, ist v.a. davon abhängig, wie stark der Progesteronspiegel abfällt und wie schnell das Prolaktin ansteigt. Je steiler der Abfall bzw. Anstieg ist, desto wahrscheinlicher kommt es zur Ausprägung einer Scheinträchtigkeit. Eine Scheinträchtigkeit zeigt sich ca. 3-12 Wochen nach der Läufigkeit durch körperliche und psychische Auffälligkeiten. Neben der Anbildung des Gesäuges, teilweise begleitet von Milcheinschuss, kommt es zumeist zu einem sehr anhänglichen Verhalten der Hündin. Sie quietsch vermehrt, möchte ständig in der Nähe des Besitzers sein und fordert Streicheleinheiten. Außerdem kann es zu einem verminderten Appetit und Nestbauverhalten kommen. Dieses zeigt sich zumeist durch Herumtragen und Bemuttern von Kuscheltieren und Spielzeugen oder Zusammenscharren von Decken im Körbchen. Doch auch Lustlosigkeit und Müdigkeit können einen Scheinträchtigkeit anzeigen. Eine Scheinträchtigkeit stellt für Hündin und Besitzer meist eine große Belastung dar. Um die Scheinträchtigkeit möglichst schnell zu überwinden ist es wichtig, die "Triggerpunkte", die das scheinträchtige Verhalten unterstützen, zu entfernen. Beseitige hierfür alle Spielzeuge, Kuscheltiere und Decken, die von der Hündin als "Pseudowelpen" genutzt werden könnten. Dies solltest du am besten tun, wenn deine Hündin durch einen Spaziergang mit einer anderen Person oder durch Fressen abgelenkt ist. Entferne die Pseudowelpen niemals aus dem Korb, während sich deine Hündin darin befindet. Auch ansonsten sehr liebe und umgängliche Hündinnen können hierbei mit aggressivem Verhalten reagieren. Außerdem solltest du es vermeiden, das Gesäuge deiner Hündin zu berühren oder ihren Bauch zu streicheln. Durch Berührungen wird die Anbildung des Gesäuges und der Milcheinschuss zusätzlich stimuliert. Dies gilt es zu vermeiden. Von großer Bedeutung ist außerdem eine ausreichende Auslastung und Ablenkung deiner Hündin. Lange Spaziergänge, Denk- und Suchspiele bringen deine Vierbeinerin auf andere Gedanken und sorgen für körperliche wie geistige Beschäftigung. Eine Scheinträchtigkeit ist keine Erkrankung, sondern ein Zustand, in dem sich der Körper der Hündin befindet. Sollte die Scheinträchtigkeit sehr stark ausgeprägt sein oder trotz der oben genannten Tipps nicht abklingen, ist dennoch ein Tierarztbesuch angeraten. Behalte deine Hündin und ihr Verhalten gut im Auge. Oft sind typische Scheinträchtigkeitsanzeichen schwer von wirklichen Krankheitssymptomen abzugrenzen. Eine starke Schwellung und Rötung sowie Schmerzhaftigkeit des Gesäuges deuten auf eine Entzündung der Milchdrüsen hin. Absolute Futterverweigerung, Lethargie und Fieber können eine Pyometra (Eiteransammlung in der Gebärmutter) anzeigen. Sollte deine Hündin einen kranken Eindruck machen oder solltest du unsicher sein, ob es sich um Veränderungen im Zuge der Scheinträchtigkeit oder aufgrund einer Krankheit handelt, ist im Zweifelsfall ein Tierarztbesuch angeraten. Wiederkehrende Scheinträchtigkeiten begünstigen das Auftreten von Folgeerkrankungen, wie Tumoren der Gesäugeleiste, Ovarialzysten oder das Auftreten einer Pyometra. Sollte es nach jeder Läufigkeit zu einer ausgeprägten Scheinträchtigkeit kommen oder sich eine andauernde Scheinträchtigkeit entwickeln, solltest du eine Kastration deiner Hündin kritisch in Betracht ziehen. Alles Gute euch beiden 🐾