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Svetlana
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zuletzt 10. Juni

Was tun bei atopischer Dermatitis ?

Unter Apoquell beschwerdefrei, jedoch ist das Medikament leider krebsfördernd. Die Wirkung von Cytopoint hält nur 2 Wochen lang , dabei ist der Hund nur zu 80 % beschwerdefrei. Was kann ich noch machen ?
 
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Nora
10. Juni 10:47
Hallo Svetlana, Die Atopische Dermatitis ist eine Allergieform des Hundes. Es handelt sich hierbei um eine allergische Reaktion auf bestimmte Umweltstoffe. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem in überschießendem Maße auf einen eigentlich harmlosen Stoff (Allergen). Bei der Atopischen Dermatitis kommt dieses Allergen aus der Umgebung des Hundes. Häufig handelt es sich um Pollen, aber auch eine Allergie gegen andere Umweltstoffe, wie Hausstaub- oder Futtermilben kann vorliegen. Bei einer atopischen Dermatitis kann die Therapie auf zweierlei Arten angegangen werden: ursächlich oder symptomatisch. Bei der symptomatischen Therapie wird lediglich die Äußerung der Allergie, also der Juckreiz therapiert. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen können Immunsuppresiva wie Kortison genutzt werden. Eine dauerhafte Therapie mit Kortison sollte aufgrund der schweren Nebenwirkungen jedoch besser vermieden werden. Und auch andere Medikamente, wie Oclacitinib (Apoquel) haben leider ein erhöhtes Potenzial für Nebenwirkungen. Neuere Medikamente, wie Cytopoint, glänzen hier mit einer nahezu vollkommenen Nebenwirkungsfreiheit. Cytopoint basiert auf dem Wirkprinzip monoklonaler Antikörper. Diese Antikörper binden an die Rezeptoren der Stoffe, die für den Juckreiz verantworltich sind, und hemmen somit den Juckreiz. Bei vielen Hunden funktioniert dieses Prinzip sehr gut, doch leider schlägt das Medikament nicht bei allen Tieren an. Bei der ursächlichen Therapie wird die Entstehung der Allergie, also die überschießende Immunantwort, angegangen. Dies erfolgt im Zuge einer Desensibilisierung. Bei einer Desensibilisierung wird zunächst das auslösende Allergen mithilfe einer Blutuntersuchung oder eines Intrakutan-Tests genau identifiziert. Ist das ursächliche Allergen bestimmt, wird eine Desnsibilisierungslösung hergestellt. In dieser wird das Allergen stark verdünnt. Bei der Desensibilisierung wir deinem Hund regelmäßig über eine Injektion die Desensibilisierungslösung verabreicht. Hierdurch wird der Körper deines Hundes immer wieder einer winzigen Menge des auslösenden Allergens ausgesetzt. Auf diese Weise gewöhnt sich das Immunsystem deines Hundes Stück für Stück an das Allergen und lernt, nicht auf diesen Stoff übermäßig zu reagieren. Eine Desensibilisierung ist eine lebenslange Therapie und schlägt ebenfalls nicht bei jedem Hund an. Bei 70% der behandelten Hunde zeigt sich jedoch eine deutliche Besserung der Symptome, einige Tiere entwickeln sogar eine vollkommene Symptomfreiheit. Zusätzlich zur tierärztlichen Therapie kannst aber auch du selbst einiges zur Minderung der Allergiesymptome tun. Das Schlüsselwort ist hierbei "Allergenvermeidung". Je nach auslösendem Allergen ist dies besser oder schlechter umsetztbar. Bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben solltest du das Bett deines Hundes regelmäßig waschen und ab besten mit Milbenschutzbezügen beziehen. Außerdem solltest du deine Wohnung täglich saugen und hierbei milbenfeste Staubsaugerbeutel verwenden. Bei einer Allergie gegen Futtermilben kannst das Futter deines Hundes einfrieren, um so den Befall mit Futtermilben zu verringern. Bei einer Allergie gegen Blütenpollen solltest du die Spaziergänge auf möglichst pollenarme Zeiten legen, wie frühe Morgen- und späte Abendstunden. Nutze Regenschauer zum Lüften und einen anschließenden Spaziergang. Außerdem profitieren viele Hunde davon, nach einem Spaziergang geduscht oder feucht abgewischt zu werden. Dies entfernt Pflanzenpollen aus dem Fell. Bezüglich der tierärztlichen Therapie würde ich dir empfehlen, eine Desensibilisierung in Betracht zu ziehen. Kommt dies für dich nicht infrage, solltest du dem Cytopoint nochmals eine Chance gegeben. Cytopoint zeigt bei vielen Hunden erst ab der zweiten Anwendung eine volle Wirkung. Solltest du Cytopoint bisher nur einmalig ausprobiert haben, solltest du also einen zweiten oder dritten Behandlunsversuch starten. Auch kannst du das Medikament "Atopica" versuchen. Atopica hat ebenfalls eine Juckreiz- und Entzündungslindernde Wirkung bei Atopischer Dermatitis. Es wirkt über Cyclosporine. Cyclosporine haben eine immunsuppresive Wirkung und hemmen somit die überschießende Immunantwort. Doch auch bei Atopica können durch die Immunsuppression Nebenwirkungen auftreten. Es gibt also noch einige mögliche Optionen, die Allergie deines Hundes zu therapieren. Es lohnt sich, die Möglichkeiten auszutesten. Denn nur mithilfe einer passenden und erfolgreichen Therapie kannst du die Allergiesymptome deines Hundes lindern und somit seine Lebensqualität deutlich verbessern. Alles Gute euch beiden 🐾