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Julia u. Oliver
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Anzahl der Antworten 5
zuletzt 13. Aug.

Ungewöhnlich gerötete Zunge mit weißen Punkten.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin selber TFA und jeder meiner Kolleginnen ist am rätseln was das sein kann. Kurze Vorgeschichte die wichtig sein kann, meine Hündin hatte am 01.07.22 eine juvenile pubische Symphysiodese. Da hat sie Twinox 250mg, Tralieve 80mg und Metamizol 500mg bekommen für 4 Tage. Am darauffolgenden Montag war Kontrolle und Antibioseumstellung auf Clavucill sowie weiter Metamizol 500 für weitere 5 Tage. Ist auch kein Medikament dabei, was die Schleimhaut angreift. Sie hatte alles super vertragen. Gestern war Fäden ziehen und Zunge anschauen, da meinte meine Kollegin das es wie Eiterstipchen sind? Oder können das die Geschmacksknospen sein? Das Immunsystem hat zurzeit sehr zutun, nach der OP und den Medikamenten und allgemein da sie noch jung ist, kommen viele Faktoren zusammen. Allgemein zur ihr: FA ist wie immer sehr gut, WA normal, KA und HA normal. Die Zunge ist nicht geschwollen, sie hat keine Schluckbeschwerden, die weißen Punkte sind keine Bläschen und nicht erhaben. Maulgeruch finde ich schon etwas anders als sonst, so dezent säuerlich, kränklich? Aber ich kann mir das auch einbilden, mein Mann findet den Geruch normal. Aufgefallen ist es uns Ende letzter Woche, eigentlich seit dem die Medikamente leer sind. Laut meinem Mann hat sie Ende letzter Woche Vogelkot gegessen und seit dem ist die Zunge so übersät mit weißen Punkten. Wurmkur (Milbemax 5-25kg) habe ich ihr vorgestern gegeben. Ich Stelle ein Bild hoch vom 29.06, als sie ein Milchzahn verloren hatte und ich es bildlich festhalten wollte, da kann man gut die Zunge vergleichen. Und 2 Bilder vom letzten Wochenende, mit den aktuellen Symptomen. Bitte nicht wundern, die Zunge ist schwarz pigmentiert. Ich freue mich sehr auf die Antworten und bedanke mich voraus. =)
 
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Julia u. Oliver
Beliebteste Antwort
12. Aug. 09:25
Eine Veränderung der Zunge habe ich so in der Form bei Hunden tatsächlich noch nicht gesehen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es sich hierbei um Geschmacksknospen handeln soll. Es sieht anhand der Fotos eher nach einer reaktiven Form der Lymphfollikel aus analog der Konjunktivitis follicularis, welche von alleine reversibel ist. Ferndiagnostisch kann natürlich keine Diagnose gestellt werden. Bei Kleinkindern äußert sich Scharlach ähnlich. Es könnte eventuell auf eine Glossitis durch Streptokokken zurück zu führen sein. Allerdings wären dann die Lymphknoten geschwollen und das Antibiotikum hier sensibel gewesen. Vermutlich hätte sie auch Fieber und ein reduziertes Fressverhalten gezeigt. Aufgrund des geschwächten Immunsystems könnte sich eine Infektion dennoch durchgesetzt haben. Über den Vogelkot könnten auch Salmonellen oder sonstige Erreger übertragen worden sein. Gegebenenfalls steckt eine Viruserkrankungen dahinter, weshalb das Antibiotikum keine Wirkung zeigt. Bei adulten Tieren kommt eine sogenannte Calcinosis circumscripta vor, welche sich an der Zunge ähnlich äußern kann. Aufgrund einer Arzneimittel Unverträglichkeit- bzw. Überempfindlichkeitsreaktion können ulzerative Veränderungen ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich nur um eine Ideensammlung. Ich habe, wie gesagt, eine solche Reaktion der Zunge noch nicht Gesehen. Sofern sie nicht darunter leidet und keinerlei Einschränkung beim Atmen, Fressen, Trinken,… zeigt, kann es durchaus zunächst beobachtet werden. Eine Blutuntersuchung könnte beispielsweise hinweisend auf einen entzündlichen Prozess, eine Stoffwechselstörung oder eine allergische Reaktion sein. Ein Abstrich bzw. eine Tupferprobe wird fragliche, nicht aussagekräftige Ergebnisse ergeben, da die Maulhöhle ja voller Keime (Kommensale der Maulhöhle) ist. Um eine aussagekräftige Diagnose zu erhalten, kann eine Biopsieprobe in ein spezielles Fremdlabor (z.B. Laboklin) zur histopathologischen Untersuchung eingeschickt werden. Alles Gute 🍀 euch beiden !🐾 Halte uns gerne auch dem Laufenden
Liebe Steffi, vielen Dank noch mal für diese sehr ausführliche Antwort! Tatsächlich hab ich den "Ball flach gehalten" und sie einfach in Ruhe gelassen. (Wobei es mir sehr schwer viel nichts zu tun 😅) Und habe regelmäßig ihre Zunge angeschaut. Sie hatte unverändert Appetit, keine Schwellungen etc., so wie gehabt. Mir ist in der Zeit aufgefallen das die weißen Pünktchen immer kleiner wurden, die starke Rötung der Zunge war nach wie vor vorhanden. Bis vorgestern, ihre Zunge ist wieder normal. Nach genau 1 Monat. 😌😌 🎉🎉 Wollte dir dieses tolle Ende nicht entgehen lassen. 🙂 Ich wünsche dir alles Gute. Vielleicht schreiben wir ja noch einmal. 🤗 Julia
 
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Steffi
13. Juli 21:26
Hallo Julia, 1. Hat dein Hund die Medikamente im nüchternen Zustand bekommen? 2. Sind die Mandibular-Lymphknoten geschwollen? 3. Ist die Zunge berührungsempfindlich? 4. Sind die „Stippchen“ von fester oder fluktuierender Konsistenz oder kann man sie eher nicht ertasten? 5. Wie sehen die Mandeln aus? 6. Sabbert sie vermehrt? 7. Was fütterst du alles? 8. Hat dein Hund seit der Medikamentengabe erbrochen? Frisst sie vermehrt Gras? 9. Kann sie sonst irgendwelche chemischen Substanzen (Säuren, Waschmittel,…) abgeleckt/aufgenommen haben? 10. Ist seither Blut untersucht worden?
 
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Julia u. Oliver
13. Juli 21:59
Hallo Julia, 1. Hat dein Hund die Medikamente im nüchternen Zustand bekommen? 2. Sind die Mandibular-Lymphknoten geschwollen? 3. Ist die Zunge berührungsempfindlich? 4. Sind die „Stippchen“ von fester oder fluktuierender Konsistenz oder kann man sie eher nicht ertasten? 5. Wie sehen die Mandeln aus? 6. Sabbert sie vermehrt? 7. Was fütterst du alles? 8. Hat dein Hund seit der Medikamentengabe erbrochen? Frisst sie vermehrt Gras? 9. Kann sie sonst irgendwelche chemischen Substanzen (Säuren, Waschmittel,…) abgeleckt/aufgenommen haben? 10. Ist seither Blut untersucht worden?
Hallo Steffi, vielen Dank für deine Antwort :-) 1. Sie hat die Medikamente während ausreichender Futteraufnahme bekommen. 2. Die mandibular Lnn. sind nicht geschwollen. 3. Die Zunge ist nicht berührungsempfindlich. 4. Die Stippchen kann man nicht ertasten. 5. Mandeln sehen normal aus. 6. Sie speichelt nicht. 7. Sie bekommt Vet-Concept Young Pack Maxi. Verträgt sie sehr gut. Und sie bekommt von VC als Leckerli Hähnchenhälse und zum trainieren VC Geflügelfleisch Leckerlie. Alles Singleprotein Geflügel. 8. Sie hat seit der Medigabe nicht erbrochen. Sie frisst kein Gras. 9. Waschmittel/Reiniger ist alles verschlossen aufbewahrt. 10. Es wurde noch kein Blut untersucht. Wäre eventuell sinnvoll? Meine Kollegin meinte gestern, dass wir das erst mal für ca. 2 Wochen beobachten sollen, da sie ja erst Antibiose bekommen hat. Ich werde täglich die Zunge anschauen. Wenn es nicht besser ist, wäre eine Blutentnahme sinnvoll. Hab einen schönen Abend.
 
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Steffi
14. Juli 21:52
Eine Veränderung der Zunge habe ich so in der Form bei Hunden tatsächlich noch nicht gesehen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es sich hierbei um Geschmacksknospen handeln soll. Es sieht anhand der Fotos eher nach einer reaktiven Form der Lymphfollikel aus analog der Konjunktivitis follicularis, welche von alleine reversibel ist. Ferndiagnostisch kann natürlich keine Diagnose gestellt werden. Bei Kleinkindern äußert sich Scharlach ähnlich. Es könnte eventuell auf eine Glossitis durch Streptokokken zurück zu führen sein. Allerdings wären dann die Lymphknoten geschwollen und das Antibiotikum hier sensibel gewesen. Vermutlich hätte sie auch Fieber und ein reduziertes Fressverhalten gezeigt. Aufgrund des geschwächten Immunsystems könnte sich eine Infektion dennoch durchgesetzt haben. Über den Vogelkot könnten auch Salmonellen oder sonstige Erreger übertragen worden sein. Gegebenenfalls steckt eine Viruserkrankungen dahinter, weshalb das Antibiotikum keine Wirkung zeigt. Bei adulten Tieren kommt eine sogenannte Calcinosis circumscripta vor, welche sich an der Zunge ähnlich äußern kann. Aufgrund einer Arzneimittel Unverträglichkeit- bzw. Überempfindlichkeitsreaktion können ulzerative Veränderungen ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich nur um eine Ideensammlung. Ich habe, wie gesagt, eine solche Reaktion der Zunge noch nicht Gesehen. Sofern sie nicht darunter leidet und keinerlei Einschränkung beim Atmen, Fressen, Trinken,… zeigt, kann es durchaus zunächst beobachtet werden. Eine Blutuntersuchung könnte beispielsweise hinweisend auf einen entzündlichen Prozess, eine Stoffwechselstörung oder eine allergische Reaktion sein. Ein Abstrich bzw. eine Tupferprobe wird fragliche, nicht aussagekräftige Ergebnisse ergeben, da die Maulhöhle ja voller Keime (Kommensale der Maulhöhle) ist. Um eine aussagekräftige Diagnose zu erhalten, kann eine Biopsieprobe in ein spezielles Fremdlabor (z.B. Laboklin) zur histopathologischen Untersuchung eingeschickt werden. Alles Gute 🍀 euch beiden !🐾 Halte uns gerne auch dem Laufenden
 
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Julia u. Oliver
12. Aug. 09:25
Eine Veränderung der Zunge habe ich so in der Form bei Hunden tatsächlich noch nicht gesehen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es sich hierbei um Geschmacksknospen handeln soll. Es sieht anhand der Fotos eher nach einer reaktiven Form der Lymphfollikel aus analog der Konjunktivitis follicularis, welche von alleine reversibel ist. Ferndiagnostisch kann natürlich keine Diagnose gestellt werden. Bei Kleinkindern äußert sich Scharlach ähnlich. Es könnte eventuell auf eine Glossitis durch Streptokokken zurück zu führen sein. Allerdings wären dann die Lymphknoten geschwollen und das Antibiotikum hier sensibel gewesen. Vermutlich hätte sie auch Fieber und ein reduziertes Fressverhalten gezeigt. Aufgrund des geschwächten Immunsystems könnte sich eine Infektion dennoch durchgesetzt haben. Über den Vogelkot könnten auch Salmonellen oder sonstige Erreger übertragen worden sein. Gegebenenfalls steckt eine Viruserkrankungen dahinter, weshalb das Antibiotikum keine Wirkung zeigt. Bei adulten Tieren kommt eine sogenannte Calcinosis circumscripta vor, welche sich an der Zunge ähnlich äußern kann. Aufgrund einer Arzneimittel Unverträglichkeit- bzw. Überempfindlichkeitsreaktion können ulzerative Veränderungen ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich nur um eine Ideensammlung. Ich habe, wie gesagt, eine solche Reaktion der Zunge noch nicht Gesehen. Sofern sie nicht darunter leidet und keinerlei Einschränkung beim Atmen, Fressen, Trinken,… zeigt, kann es durchaus zunächst beobachtet werden. Eine Blutuntersuchung könnte beispielsweise hinweisend auf einen entzündlichen Prozess, eine Stoffwechselstörung oder eine allergische Reaktion sein. Ein Abstrich bzw. eine Tupferprobe wird fragliche, nicht aussagekräftige Ergebnisse ergeben, da die Maulhöhle ja voller Keime (Kommensale der Maulhöhle) ist. Um eine aussagekräftige Diagnose zu erhalten, kann eine Biopsieprobe in ein spezielles Fremdlabor (z.B. Laboklin) zur histopathologischen Untersuchung eingeschickt werden. Alles Gute 🍀 euch beiden !🐾 Halte uns gerne auch dem Laufenden
Liebe Steffi, vielen Dank noch mal für diese sehr ausführliche Antwort! Tatsächlich hab ich den "Ball flach gehalten" und sie einfach in Ruhe gelassen. (Wobei es mir sehr schwer viel nichts zu tun 😅) Und habe regelmäßig ihre Zunge angeschaut. Sie hatte unverändert Appetit, keine Schwellungen etc., so wie gehabt. Mir ist in der Zeit aufgefallen das die weißen Pünktchen immer kleiner wurden, die starke Rötung der Zunge war nach wie vor vorhanden. Bis vorgestern, ihre Zunge ist wieder normal. Nach genau 1 Monat. 😌😌 🎉🎉 Wollte dir dieses tolle Ende nicht entgehen lassen. 🙂 Ich wünsche dir alles Gute. Vielleicht schreiben wir ja noch einmal. 🤗 Julia
 
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Steffi
13. Aug. 12:39
Hallo Julia, Vielen Dank für das Update! Es freut mich natürlich sehr, dass diese ominöse Veränderung der Zunge nun nicht mehr besteht. Alles Gute weiterhin!