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Inge
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zuletzt 7. März

Sekundärglaukom durch Trauma?

Hallo liebes tierärztliche Team, mich beschäftigt ein spezielles Thema! Ich habe meinem 14,5 Jahre alten Cairnterrier in 08/21 versehentlich ins linke Auge gepiekst, als dieser sich spontan zu mir umdrehte. Er wurde 1/2 Stde später vom TA untersucht, der eine Hornhautverletzung feststellte. Diese heilte mit entsprechenden Augensalbe u. Augentropfen nach 10 Tagen vollkommen ab. Etwa 14 Tage später verletzte ein Mann beim Streicheln das rechte Auge unseres Hundes versehentlich. Wir sind gleich zum TA, der ein Hämatom diagnostizierte. Also erhielt auch dieses Auge Augentropfen. Meine Frage bezüglich einer notwendigen Kontrolluntersuchung wurde verneint. Ich habe dem Hund in 10/21 jeweils 1 o.2x von der angebrochenen Augensalbe bzw. den Rest der Augentropfen von 08/21 zum Schutz der Hornhaut gegeben, weil ich annahm sie wäre beim Sparziergang mit den Augen an einen Strauch gekommen. Am 02.02.22 suchten wir unserenTA wegen einer anderen Geschichte auf, da wurde dann ein Glaukom an beiden Augen festgestellt. Unser Hund wird jetzt entsprechend behandelt! Kann es sich um ein Sekundärglaukom handeln? Altersbedingt liegt auch ein Grauer Star vor. Ich habe die Info, dass Cairnterrier für Sekundäres Glaukom im Alter prädestiniert sind. Bevor wir in 04/21 aus Berlin nach Bad Harzburg gezogen sind, waren wir ebenfalls regelmäßig in tierärztlicher Behandlung? Welche Ursache kommt in Frage, die Traumata-hätte doch eine Nachkontrolle stattfinden müssen, der Graue Star oder die Gabe der Augensalbe/ Augentropfen? Ich mache mir viele Gedanken und auch Vorwürfe! Für eine baldige aber auch ehrliche Antwort wäre ich sehr sehr dankbar!
 
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Inge
Beliebteste Antwort
7. März 18:44
Zunächst einmal kann ich dir Entwarnung geben. Mit den genannten Augenmedikamenten (Vitamycin und Remend) kannst du nichts verschlimmert haben! Hierbei handelt es sich um Pflegeprodukte für die Augen, welche keinen bekannten Einfluss auf die Kammerwasserproduktion haben. Eine von dir beschriebene prophylaktische Wirkung gegen Traumata bzw. Hornhautverletzungen geht hiervon aber auch nicht aus. War im 2. Fall des Hämatoms das Auge blutunterlaufen oder die Lider geschwollen und/ oder rötlich bis bläulich gefärbt? Wurde in diesem Zusammenhang der Augeninnendruck gemessen? Im Anfangsstadium ist ein Glaukom nicht unmittelbar auf einen Blick erkennbar. Anhand gezielter Fragen des Tierarztes bzw. bestimmter Beschreibung des Besitzers kann ein Verdacht bestehen, dem nachgegangen werden muss (Beispielsweise eine Empfindlichkeit bei Berührung des Kopfes oder zunehmende Orientierungslosigkeit in fremder Umgebung...). Mittels einer speziellen Augenuntersuchung mit einem sogenannten Tonometer kann der Augeninnendruck gemessen werden. Dieser sollte stets beidseitig vergleichend und mehrfach gemessen werden. Im Nachhinein ist nicht rückzuverfolgen, ob das Glaukom schon im Rahmen des Hämatoms vorhanden war, wenn keine Messung des Augeninnendrucks erfolgte. Es ist durchaus möglich, dass es sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat oder durch ein erneutes Trauma entstanden ist. So kann es sein, dass erst im Februar eine eingehende Untersuchung sinnvoll erschien. Vor einer Impfung wird stets eine Allgemeinuntersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet jedoch keine eingehende Untersuchung der Augen. Natürlich werden im Rahmen der Allgemeinuntersuchung auch die Augen angeschaut und die Farbe der Konjunktiven (Bindehäute) begutachtet. Allerdings werden standardmäßig keine weiterführenden Untersuchungen eingeleitet, wenn keine medizinische Indikation besteht. Demnach ist auch dem Tierarzt kein Vorwurf zu machen. Ein Hund sollte sein Hundeleben genießen können. Dazu gehört auch der Kontakt zu Artgenossen oder anderen Menschen, sofern dein Hund diesen gegenüber aufgeschlossen ist. Bei bestehenden Verletzungen oder sonstigen Erkrankungen kann es natürlich erforderlich sein den Hund bis zur Heilung bzw. über einen bestimmten Zeitraum zu schonen. Ich halte es aber für nicht angemessen und auch nicht möglich den Hund prinzipiell von allen potentiellen Gefahrenquellen fernzuhalten.
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Wir waren heute bei einer Tierärztin, die auf Augenkrankheiten spezialisiert ist. Die Messung ergab, dass unsere Sina zwar altersbedingt Grauen Star hat aber nicht so stark ausgeprägt, dass es sie das Augenlicht kosten wird. Ein Glaukom konnte nicht festgestellt werden, es wird lediglich zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Dagegen bekommt sie jetzt eine Augensalbe. In 14 Tagen findet eine Kontrolluntersuchung statt. Ich glaube jetzt sind wir tierärztlich in sehr guten Händen. Ich bedanke mich nocheinmal für die kompetente Begleitung- jetzt kann ich seit Wochen endlich wieder ruhig schlafen-mein Seelenfrieden ist wieder hergestellt!!!
 
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Steffi
27. Feb. 20:48
Hallo Inge, bei einem sogenannten Sekundärglaukom handelt es sich um einen erworbenen Anstieg des Augeninnendruckes. Verschiedene Ursachen können zu einem erhöhten Druck führen beispielsweise Entzündungen des inneren Auges, Blutungen in die vordere Augenkammer oder Traumata. Das sogenannte Melanozytäre Glaukom stellt eine Sonderform des Glaukoms beim Cairn Terrier dar. Hierbei lagern sich erblich bedingt pigmenttragende Zellen (Melanozyten) im Kammerwinkel ab. Infolge der dadurch entstehenden Abflussstörung des Kammerwassers steigt der Augeninnendruck an. Nach Behandlungsende bzw. vorm Absetzten der Medikamente hätte in jedem Fall eine Kontrolle des Augeninnendruckes erfolgen müssen. Allerdings hätten bei der nächsten Verletzung keinesfalls die Tropfen vom vorherigen Fall angewendet werden dürfen ohne vorherige tierärztliche Untersuchung. Welche angebrochenen Augenmedikamente hast du im Oktober angewendet (Name des Präparats)? Bei einem Glaukom handelt es sich immer um einen Notfall! Das betroffene Auge muss schnellstmöglich adäquat behandelt werden, da durch den erhöhten Druck die Netzhaut innerhalb von Stunden oder Tagen (je nach Höhe des Druckes) irreversibel geschädigt wird. Im schlimmsten Fall kann es zur vollständigen dauerhaften Erblindung kommen, wenn der Druck nicht rechtzeitig gesenkt wird!! Ob ein Erhalten des Sehvermögens möglich ist, hängt also sowohl von der Zeit als auch der Höhe des Druckes im Auge ab. Je nach Ursache muss die Therapie entsprechend eingeleitet und gegebenenfalls lebenslang verabreicht werden. In regelmäßigen Abständen sollte auch hier der Druck untersucht werden und gegebenenfalls die Therapie angepasst werden. Zusätzlich zur medikamentösen Drucksenkung muss die zugrunde liegende Ursache beseitigt werden, sofern dies möglich ist.
 
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Inge
27. Feb. 22:25
Danke für die schnelle Antwort! Der TA, der in 08/21 die Traumata behandelte, ordnete im 1. Fall zur Regeneration der Hornhaut u. im 2. Fall zur Behandlung des Hämatoms die Gabe von Vitamycin Salbe an. Nach dem 1. Vorfall kontrollierte der TA nach 10 Tagen den Zustand der Hornhaut, die wieder vollkommen intakt war. Nach dem 2. Vorfall wurde, wie erwähnt, meine Frage, ob eine Nachkontrolle nötig sei, verneint. Kann es sein, dass der damalige TA das evtl. schon damals vorhandene Glaukom nicht erkannt hat ? Jetzt, nachdem ich mich auch mit dem Krankheitsbild beschäftigt habe, ist es selbst für mich als Laien nachvollziehbar, dass der durch die Traumata entstandene Überdruck in den Augen hätte kontrolliert werden u. dann entsprechende Maßnahmen zur Drucksenkung eingeleitet werden müssen! Korrektur zur Verabreichung von Augensalbe u. Tropfen: Ich habe in 10/21 an 2 Tagen 1-2× die o.g. Augensalbe gegeben, da ich das remend Cornea Augenpflegegel, dass ich seit 09/21 nach Bedarf verwendete erst wieder besorgen musste ( ich habe nach den Traumata dieses prophylaktisch gegeben, da unser Hund gerne an Sträuchern schnuppert) Den letzten Inhalt dieser Flasche habe ich in 11/21 noch max.2-3 Tage 2 x mit täglich 1 Tropfen gegeben. Nach Feststellung des Glaukoms u. der Vergiftung habe ich unsere Sina meistens an der Leine - schnuppern in u. an Sträuchern ist Geschichte! Ich ärgere mich auch nachträglich, dass ich sie nach dem 1. Vorfall nicht, wie eigentlich geplant, von anderen Menschen fernhielt. Ich bin aber zur "Schadensbegrenzung" auch nach dem 2.Vorfall sofort zum TA u. habe darauf vertraut, dass unser Hund in guten Händen ist. Am 17.01.22 wurde unser Hund von unserem neuen TA geimpft. Dabei ist ihm aber auch nichts aufgefallen! Der Graue Star u. das Glaukom wurden von ihm erst am 02.02.22 diagnostiziert! Wir mussten ihn aufsuchen, da unser Hund im Park etwas total Verdorbenes gefressen hatte u. es ihm tagelang nicht gutging. Bei der daraufhin veranlassten Blutuntersuchung stellte sich heraus, dass unser Hund eine Schilddrüsenunterfunktion, sowie eine Nierenschwäche hat. Die Augen werden morgens mit Timonol, mittags mit Ocuprotect u. abends mit Xalatan behandelt. Unser TA sagte, dass unser Hund die Welt wie durch eine Milchglasscheibe wahrnimmt. Gegen die Schiddrüsenunterfunktion bekommt der Hund L-Thyroxin100 von Henning, jeweils morgens u. abends 1 Tablette. Diese Dosierung wurde nach dem 2. Blutbildergebnis festgelegt. Die Ernährung ist umgestellt auf Nierendiät in Kombination mit altersgerechtem Futter, welches der Hund allerdings schon seit Jahren erhält. Ja, ich hätte die Augensalbe u.-tropfen nicht geben dürfen! Habe ich durch die kurze Verabreichung die Verantwortung für den Verlauf zu tragen? Ich mache mir die größten Vorwürfe! Ich will nach wie vor eine ehrliche Antwort! Bitte schreiben Sie mir noch einmal! Nochmals vielen Dank! .
 
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Steffi
1. März 15:28
Zunächst einmal kann ich dir Entwarnung geben. Mit den genannten Augenmedikamenten (Vitamycin und Remend) kannst du nichts verschlimmert haben! Hierbei handelt es sich um Pflegeprodukte für die Augen, welche keinen bekannten Einfluss auf die Kammerwasserproduktion haben. Eine von dir beschriebene prophylaktische Wirkung gegen Traumata bzw. Hornhautverletzungen geht hiervon aber auch nicht aus. War im 2. Fall des Hämatoms das Auge blutunterlaufen oder die Lider geschwollen und/ oder rötlich bis bläulich gefärbt? Wurde in diesem Zusammenhang der Augeninnendruck gemessen? Im Anfangsstadium ist ein Glaukom nicht unmittelbar auf einen Blick erkennbar. Anhand gezielter Fragen des Tierarztes bzw. bestimmter Beschreibung des Besitzers kann ein Verdacht bestehen, dem nachgegangen werden muss (Beispielsweise eine Empfindlichkeit bei Berührung des Kopfes oder zunehmende Orientierungslosigkeit in fremder Umgebung...). Mittels einer speziellen Augenuntersuchung mit einem sogenannten Tonometer kann der Augeninnendruck gemessen werden. Dieser sollte stets beidseitig vergleichend und mehrfach gemessen werden. Im Nachhinein ist nicht rückzuverfolgen, ob das Glaukom schon im Rahmen des Hämatoms vorhanden war, wenn keine Messung des Augeninnendrucks erfolgte. Es ist durchaus möglich, dass es sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat oder durch ein erneutes Trauma entstanden ist. So kann es sein, dass erst im Februar eine eingehende Untersuchung sinnvoll erschien. Vor einer Impfung wird stets eine Allgemeinuntersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet jedoch keine eingehende Untersuchung der Augen. Natürlich werden im Rahmen der Allgemeinuntersuchung auch die Augen angeschaut und die Farbe der Konjunktiven (Bindehäute) begutachtet. Allerdings werden standardmäßig keine weiterführenden Untersuchungen eingeleitet, wenn keine medizinische Indikation besteht. Demnach ist auch dem Tierarzt kein Vorwurf zu machen. Ein Hund sollte sein Hundeleben genießen können. Dazu gehört auch der Kontakt zu Artgenossen oder anderen Menschen, sofern dein Hund diesen gegenüber aufgeschlossen ist. Bei bestehenden Verletzungen oder sonstigen Erkrankungen kann es natürlich erforderlich sein den Hund bis zur Heilung bzw. über einen bestimmten Zeitraum zu schonen. Ich halte es aber für nicht angemessen und auch nicht möglich den Hund prinzipiell von allen potentiellen Gefahrenquellen fernzuhalten.
 
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Inge
7. März 18:44
Zunächst einmal kann ich dir Entwarnung geben. Mit den genannten Augenmedikamenten (Vitamycin und Remend) kannst du nichts verschlimmert haben! Hierbei handelt es sich um Pflegeprodukte für die Augen, welche keinen bekannten Einfluss auf die Kammerwasserproduktion haben. Eine von dir beschriebene prophylaktische Wirkung gegen Traumata bzw. Hornhautverletzungen geht hiervon aber auch nicht aus. War im 2. Fall des Hämatoms das Auge blutunterlaufen oder die Lider geschwollen und/ oder rötlich bis bläulich gefärbt? Wurde in diesem Zusammenhang der Augeninnendruck gemessen? Im Anfangsstadium ist ein Glaukom nicht unmittelbar auf einen Blick erkennbar. Anhand gezielter Fragen des Tierarztes bzw. bestimmter Beschreibung des Besitzers kann ein Verdacht bestehen, dem nachgegangen werden muss (Beispielsweise eine Empfindlichkeit bei Berührung des Kopfes oder zunehmende Orientierungslosigkeit in fremder Umgebung...). Mittels einer speziellen Augenuntersuchung mit einem sogenannten Tonometer kann der Augeninnendruck gemessen werden. Dieser sollte stets beidseitig vergleichend und mehrfach gemessen werden. Im Nachhinein ist nicht rückzuverfolgen, ob das Glaukom schon im Rahmen des Hämatoms vorhanden war, wenn keine Messung des Augeninnendrucks erfolgte. Es ist durchaus möglich, dass es sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat oder durch ein erneutes Trauma entstanden ist. So kann es sein, dass erst im Februar eine eingehende Untersuchung sinnvoll erschien. Vor einer Impfung wird stets eine Allgemeinuntersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet jedoch keine eingehende Untersuchung der Augen. Natürlich werden im Rahmen der Allgemeinuntersuchung auch die Augen angeschaut und die Farbe der Konjunktiven (Bindehäute) begutachtet. Allerdings werden standardmäßig keine weiterführenden Untersuchungen eingeleitet, wenn keine medizinische Indikation besteht. Demnach ist auch dem Tierarzt kein Vorwurf zu machen. Ein Hund sollte sein Hundeleben genießen können. Dazu gehört auch der Kontakt zu Artgenossen oder anderen Menschen, sofern dein Hund diesen gegenüber aufgeschlossen ist. Bei bestehenden Verletzungen oder sonstigen Erkrankungen kann es natürlich erforderlich sein den Hund bis zur Heilung bzw. über einen bestimmten Zeitraum zu schonen. Ich halte es aber für nicht angemessen und auch nicht möglich den Hund prinzipiell von allen potentiellen Gefahrenquellen fernzuhalten.
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Wir waren heute bei einer Tierärztin, die auf Augenkrankheiten spezialisiert ist. Die Messung ergab, dass unsere Sina zwar altersbedingt Grauen Star hat aber nicht so stark ausgeprägt, dass es sie das Augenlicht kosten wird. Ein Glaukom konnte nicht festgestellt werden, es wird lediglich zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Dagegen bekommt sie jetzt eine Augensalbe. In 14 Tagen findet eine Kontrolluntersuchung statt. Ich glaube jetzt sind wir tierärztlich in sehr guten Händen. Ich bedanke mich nocheinmal für die kompetente Begleitung- jetzt kann ich seit Wochen endlich wieder ruhig schlafen-mein Seelenfrieden ist wieder hergestellt!!!