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Nala
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zuletzt 11. Sept.

Plötzliche Inkontinenz bei einer Hündin

Hallo zusammen! Unsere Hündin (9 Jahre alt, bereits seit einigen Jahren kastriert) scheint seit einiger Zeit insbesondere im Liegen Urin zu verlieren. Erstmals ist es uns aufgefallen, als sie vom Schlafen aufstand und eine große Pfütze hinterließ sowie ihre Hinterläufe nass und tröpfelnd waren. Nun scheint sie sich immer wieder im Liegen einzupinkeln und - wenn sie dann losläuft - noch weiter zu „tropfen“. Sie zeigt allerdings keinen vermehrten Handrang und keinen blutigen Urin, wie es bei einer Blasenentzündung der Fall wäre. Ebenso trinkt sie nicht mehr als sonst, sondern eher zu wenig, seit unser zweiter Hund verstorben ist (daran arbeiten wir allerdings und es bessert sich). Sie hatte vor einigen Wochen lediglich eine Scheidenentzündung, die nun abgeklungen ist. Ansonsten ist sie völlig gesund und fit. Diese Inkontinenz scheint nur zwei- bis maximal dreimal pro Woche aufzutreten. Die restliche Zeit uriniert sie ganz normal; macht also bei ihren regelmäßigen Spaziergängen oder zeigt es deutlich an, wenn sie zwischendurch nochmal raus muss. Unser Tierarzt hatte bereits auf eine Kastrationsinkontinenz hingewiesen und wollte eine genauere Untersuchung veranlassen, sofern es sich manifestieren sollte. Was mich nun stutzig macht: Auf einem Video konnte ich nun zufällig festhalten, wie sie sich von der Seite auf den Bauch dreht und dann kurz Inne hält, bevor sie schnell losläuft - bei genauerem Hinsehen erkannt man dann die Pfütze an Urin, die sie dabei hinterlassen hat. Scheinbar merkt sie also, wenn sie Urin verliert. Nun habe ich schon aus dem Familienkreis gehört, dass meine Hündin absichtlich auf ihre Decke pinkeln würde und man sie nur genügend maßregeln sollte, wenn sie sich einpinkelt. Dem kann und will ich aber nicht zustimmen: Wieso sollte sie absichtlich im Liegen pinkeln, wenn sie sonst auch auf Spaziergängen macht oder im Garten? Und wieso sollte sie so oft drin liegen bleiben? Oder ihre Hinterläufe dabei bewusst anpinkeln? Sie tritt sonst in keine Regenpfütze, ist teilweise angeekelt von ihren eigenen Urinlachen und würde sich doch niemals in ihren eigenen Urin legen! Das Baden im Anschluss macht ihr ja auch keinen Spaß. Ich möchte nicht, dass sie ständig Ärger für etwas bekommt, das sie nicht kontrollieren kann. Wie ist Ihre Einschätzung dazu (auch vor dem Hintergrund des Videos)? Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort und bedanke mich schonmal im Voraus!
 
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Steffi
11. Sept. 16:35
Hallo Nala, Eine Harninkontinenz, welche sich durch Harnträufeln und unkontrollierten Harnabsatz äußert, kann auf verschiedene Ursachen zurück zu führen sein. Eine neurogene Ursache, wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall, halte ich bei eurer Hündin für eher unwahrscheinlich. Im Video ist zu erkennen, dass sie ohne Probleme läuft. Die Pause nach dem Aufrichten im Liegen könnte darauf hinweisen, dass sie den Füllungsgrad ihrer Blase merkt und versucht den Harn anzuhalten. Bei mittelgroßen bis großen Hündinnen kommt es gelegentlich im Rahmen der Kastration mit zunehmendem Alter zu einer Blasenschwäche. Der Hormonmangel (Östrogenmangel) beeinflusst die Kontraktionskraft (das Zusammenziehen) des Schließmuskels im Übergang der Blase zur Harnröhre. Die gute Nachricht ist, dass diese Art der Inkontinenz in den meisten Fällen (bei bis zu 90% der Hündinnen) erfolgreich therapierbar ist. Nach Diagnosestellung beim Haustierarzt kann zur Stimulation der Blasenmuskulatur ein Medikament verabreicht werden (z.B. Propalin/Vetoqinol). Dennoch sollte eine Entzündung der harnableitenden Wege, sowie eine Blasenentzündung und Blasensteine mittels Harnuntersuchung und/oder Ultraschall der Blase ausgeschlossen werden.