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Michaela
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zuletzt 3. Mai

Kehlkopflähmung

Liebes med. Team, ich habe eine 13jährige Labradorhündin die insgesamt noch in einer sehr guten Verfassung ist. Leider wurde jetzt vom Tierarzt eine Kehlkopflähmung diagnostiziert welche sich bei Aufregung und Anstrengung durch eine laute ziehenden Atmung äußert. Der Tierarzt meint wir kämen um eine Operation nicht herum wenn die Lebensqualität des Hundes erhalten bleiben soll. Gibt es evtl eine andere Methode statt der OP? Vielen Dank im voraus. LG M. Reinhold
 
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Steffi
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3. Mai 13:24
Hallo Michaela, zunächst einmal spreche ich euch mein Beileid für die Diagnose aus. Bei einer Kehlkopflähmung (Larynxparalyse) liegt eine vollständige oder teilweise Verengung der oberen Atemwege vor. Sie tritt vor allem bei großen Hunderassen auf und betrifft eine oder beide Seiten des Kehlkopfes. Während des Einatmens ist der Widerstand im oberen Atmungstrakt normalerweise gering. Liegt eine Verengung vor, sind die luftführenden Wege verengt. Hinter der Verengung kommt es zu Turbulenzen, wodurch das umliegende Gewebe in Schwingung versetzt wird und ein typisches Atemgeräusch (Pfeifen) entsteht. Der Luftstrom beim Einatmen zieht das schlaffe Gewebe hinterher. Durch die stärkere Reizung bzw. Beanspruchung kann es zu entzündlichen oder ödematisierten (Wassereinlagerungen) Schwellungen kommen. Bei länger bestehenden, unbehandelten Larynxparalysen entwickeln viele Hunde aufgrund der erhöhten Muskelarbeit und reduzierten Wärmeregulierung teilweise eine schwere Überhitzung (insbesondere bei den bevorstehenden Temperaturen). Außerdem kann es infolge der unzureichenden Belüftung der Lunge zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff kommen. Atemnot und Erstickungsanfälle, einhergehend mit blauen Schleimhäuten, sind die Folge. Als Ursache für eine Kehlkopflähmung liegt meist eine Störung der Nerven vor, welche die Kehlkopfmuskeln versorgen. Die Nerven lassen sich leider nicht stimulieren. Daher ist die einzig-mögliche Therapie leider ein chirurgischer Eingriff, bei dem das schlaffe Gewebe gespannt und somit der luftführende Weg erweitert wird. Da deine 13-jährige Hündin ansonsten noch sehr fit ist, hat sie eine Chance verdient. Das Alter an sich ist kein Grund von einer notwendigen Narkose abzusehen. Vor einer möglichen Narkose sollte deine Seniorhündin eingehend untersucht werden. Es sollte eine sogenannte geriatrische Blutuntersuchung erfolgen. Das Herz sollte eingehend untersucht werden und gegebenenfalls zuvor behandelt werden (bei vorliegendem Herzproblem). Alle bekannten Vorerkrankungen sollten bei der Auswahl des Narkosemittels berücksichtigt werden. Außerdem sollte eine per Spritze eingeleitete Narkose mittels Narkosegas fortgesetzt werden. Dies erfolgt über einen sogenannten Endotrachealtubus, über welchen die Atmung kontrolliert und gegebenenfalls gesteuert werden kann. Ein Venenzugang muss gelegt werden, sodass jederzeit Notfallmedikamente gegeben werden können. Es sollte ein entsprechendes Monitoring zur Überwachung des Patienten vorhanden sein. All dies kann beim Tierarzt erfragt werden. Dennoch birgt natürlich jede Narkose ein gewisses Risiko. Durch ausgiebige Voruntersuchungen, schonender, bedacht ausgewählter Narkosemittel, die entsprechende Narkoseüberwachung, sowie die Überwachung während der Aufwachphase kann das Risiko allerdings um ein Vielfaches reduziert werden. Ich wünsche euch alles Gute 🍀 🐾
 
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Steffi
3. Mai 13:24
Hallo Michaela, zunächst einmal spreche ich euch mein Beileid für die Diagnose aus. Bei einer Kehlkopflähmung (Larynxparalyse) liegt eine vollständige oder teilweise Verengung der oberen Atemwege vor. Sie tritt vor allem bei großen Hunderassen auf und betrifft eine oder beide Seiten des Kehlkopfes. Während des Einatmens ist der Widerstand im oberen Atmungstrakt normalerweise gering. Liegt eine Verengung vor, sind die luftführenden Wege verengt. Hinter der Verengung kommt es zu Turbulenzen, wodurch das umliegende Gewebe in Schwingung versetzt wird und ein typisches Atemgeräusch (Pfeifen) entsteht. Der Luftstrom beim Einatmen zieht das schlaffe Gewebe hinterher. Durch die stärkere Reizung bzw. Beanspruchung kann es zu entzündlichen oder ödematisierten (Wassereinlagerungen) Schwellungen kommen. Bei länger bestehenden, unbehandelten Larynxparalysen entwickeln viele Hunde aufgrund der erhöhten Muskelarbeit und reduzierten Wärmeregulierung teilweise eine schwere Überhitzung (insbesondere bei den bevorstehenden Temperaturen). Außerdem kann es infolge der unzureichenden Belüftung der Lunge zu einer Minderversorgung mit Sauerstoff kommen. Atemnot und Erstickungsanfälle, einhergehend mit blauen Schleimhäuten, sind die Folge. Als Ursache für eine Kehlkopflähmung liegt meist eine Störung der Nerven vor, welche die Kehlkopfmuskeln versorgen. Die Nerven lassen sich leider nicht stimulieren. Daher ist die einzig-mögliche Therapie leider ein chirurgischer Eingriff, bei dem das schlaffe Gewebe gespannt und somit der luftführende Weg erweitert wird. Da deine 13-jährige Hündin ansonsten noch sehr fit ist, hat sie eine Chance verdient. Das Alter an sich ist kein Grund von einer notwendigen Narkose abzusehen. Vor einer möglichen Narkose sollte deine Seniorhündin eingehend untersucht werden. Es sollte eine sogenannte geriatrische Blutuntersuchung erfolgen. Das Herz sollte eingehend untersucht werden und gegebenenfalls zuvor behandelt werden (bei vorliegendem Herzproblem). Alle bekannten Vorerkrankungen sollten bei der Auswahl des Narkosemittels berücksichtigt werden. Außerdem sollte eine per Spritze eingeleitete Narkose mittels Narkosegas fortgesetzt werden. Dies erfolgt über einen sogenannten Endotrachealtubus, über welchen die Atmung kontrolliert und gegebenenfalls gesteuert werden kann. Ein Venenzugang muss gelegt werden, sodass jederzeit Notfallmedikamente gegeben werden können. Es sollte ein entsprechendes Monitoring zur Überwachung des Patienten vorhanden sein. All dies kann beim Tierarzt erfragt werden. Dennoch birgt natürlich jede Narkose ein gewisses Risiko. Durch ausgiebige Voruntersuchungen, schonender, bedacht ausgewählter Narkosemittel, die entsprechende Narkoseüberwachung, sowie die Überwachung während der Aufwachphase kann das Risiko allerdings um ein Vielfaches reduziert werden. Ich wünsche euch alles Gute 🍀 🐾
 
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Michaela
3. Mai 20:38
Hallo Steffi, vielen, vielen Dank für deine ausführliche Info. Hat mir sehr geholfen. Wegen der Narkose mache ich mir die wenigstens Gedanken. Sie hatte letztes Jahr eine Kreuzband OP. Da hat sie die Narkose auch gut weg gesteckt. Meine Sorge ist eher, dass es hinterher schlechter ist wie vorher. Man hört und liest leider sehr häufig, dass es den Hunden danach eher schlechter geht. Davor habe ich die größte Sorge. Ich denke wir haben wohl keine andere Wahl. Vielen Dank nochmal. Wünsche euch auch alles Gute. 🍀🍀