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Verfasser
Katja
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 3
zuletzt 24. März

Juckreiz

Hallo, Meine fast 4 jährige Border Collie Mix Hündin kratzt sich leider sehr oft. Sie ist seit 2,5 Jahren bei mir und seitdem haben wir eigentlich das Problem. Als es mir zu Beginn auffiel, habe ich erst mal das Futter umgestellt, dass hat auch ein paar Wochen geholfen, dann ging es wieder los. Letztes Jahr wurde vom Tierarzt ein Allergietest gemacht, daraufhin wieder Futter umgestellt und es wurde besser. Nach ein paar Wochen Besserung allerdings kam der Juckreiz zurück. Sie wird natürlich entwurmt. Im Dezember war ich nochmal mit ihr beim Arzt, da wurde ihr dann ein spezielles Öl (Megaderm oder so) fürs Futter gegeben. Wieder Besserung, nach ein paar Wochen ging es wieder los. Milbenbefall usw kann auch ausgeschlossen werden. Ihre Haut schuppt auch ziemlich. Oft kratzt sie sich auch rechts mittig auf Höhe der Zitzen. Ansonsten ist die Haut unauffällig, nicht gerötet oder ähnliches. Was kann noch der Auslöser sein? Und warum wird es erst immer deutlich besser und dann wieder schlimmer? Kann das hormonell bedingt sein, wenn sie sich auf Höhe der Zitzen kratzt? Manchmal kratzt sie sich allerdings auch am Hals. Zu Zeiten der Läufigkeit kann ich allerdings auch keinen Unterschied feststellen. Danke für die Antwort!
 
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Nora
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20. März 19:23
Hallo Katja, Juckreiz kann bei Hunden verschiedene Auslöser haben. Ich habe noch einige Fragen, um das Problem deiner Hündin besser einschätzen zu können: 1. Was fütterst du deiner Hündin aktuell? 2. Erhält deine Hündin regelmäßig eine Zecken- und Flohprophylaxe? 3. Wurde zur Futtermittelallergie-Abklärung eine strikte Eliminationsdiät über min. 10 Wochen durchgeführt? 4. Beobachtest du, dass der Juckreiz in bestimmten Jahreszeiten vermehrt auftritt? 5. Kannst du das Auftreten den Juckreizes mit stressigen Situationen in Verbindung bringen (beispielswiese eine Veränderung in der Wohnung/Familie, Training, Konflikte mit anderen Hunden)?
 
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Nora
20. März 19:23
Hallo Katja, Juckreiz kann bei Hunden verschiedene Auslöser haben. Ich habe noch einige Fragen, um das Problem deiner Hündin besser einschätzen zu können: 1. Was fütterst du deiner Hündin aktuell? 2. Erhält deine Hündin regelmäßig eine Zecken- und Flohprophylaxe? 3. Wurde zur Futtermittelallergie-Abklärung eine strikte Eliminationsdiät über min. 10 Wochen durchgeführt? 4. Beobachtest du, dass der Juckreiz in bestimmten Jahreszeiten vermehrt auftritt? 5. Kannst du das Auftreten den Juckreizes mit stressigen Situationen in Verbindung bringen (beispielswiese eine Veränderung in der Wohnung/Familie, Training, Konflikte mit anderen Hunden)?
 
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Katja
21. März 19:25
Hallo Nora, Danke für die Antwort. Möchte gerne die Fragen dazu beantworten: 1. Aktuell bekommt sie pets deli Trockenfutter, Sorte Rind und superfoods 2. Ja bekommt sie regelmäßig 3. Nein, es wurde nur auf das Futter umgestellt, das die Unverträglichkeiten nicht beinhaltet 4. Nein, ist immer gleich. Nur während der Läufigkeit verliert sie mehr Fell 5. Nein, auch nicht. Liebe Grüße
 
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Nora
24. März 19:36
Hallo Katja, Juckreiz kann vielerlei Ursachen bei unseren Hunden haben. Oft spielen Parasiten, wie Flöhe oder Milben eine Rolle. Aber auch bakterielle oder Pilzinfektionen kommen infrage. Ein sehr häufiger und typischer Auslöser von Juckreiz ist jedoch auch die Allergie. Bei einer Allergie handelt es sich um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf einen bestimmten Stoff (Allergen). Ca. 10-15% aller Hunde leiden unter einer Allergie. Das Immunsystem des Hundes sieht hierbei einen eigentlich harmlosen Stoff (Allergen) als körperfremd an und beginnt, diesen zu bekämpfen. Hierdurch entsteht die typische Symptomatik einer Allergie, bei der v.a. der Juckreiz im Vordergrund steht. Bei einer Allergie kann zwischen einer Umweltallergie (Atopische Dermatitis/Atopie), einer Futtermittelallergie und einer Kontaktallergie unterschieden werden. Bei einer Atopischen Dermatitis reagiert der Körper auf Stoffe aus der Umwelt, wie beispielsweise Gräser, Pollen oder Hausstaubmilben. Häufig tritt eine Atopische Dermatitis nur zu bestimmten Jahreszeiten auf (Blühzeitpunkt bestimmter Pflanzen), sie kann aber auch das ganze Jahr über auffällig sein (Hausstaub-, Futtermilben). Bei einer Futtermittelallergie stellt ein Futterbestandteil, zumeist eine bestimmte Proteinart, das auslösende Allergen dar. Eine Futtermittelallergie wird oft von weitere Symptome, wie Durchfall oder Erbrechen begleitet. Sie kann sich aber auch nur in Form von Juckreiz, ganz ohne Gastrointestinale Symptome bemerkbar machen. Bei einer Kontaktallergie reagiert der Körper auf eine Substanz, mit der er in Kontakt kommt. Häufig handelt es sich um Bestandteile des Halsbandes oder das Waschmittel, mit dem die Hundedecken gewaschen werden. Nun zu deinem Hund und deinen Möglichkeiten: Die Diagnose "Futtermittelallergie" kann leider nur über eine konsequente Ausschlussdiät über mindestens 10 Wochen gestellt werden. Eine Blutuntersuchung ist zwar bei einer Umweltallergie zielführend, bei einer vermuteten Futtermittelallergie hat sie aber leider keine Aussagekraft. Somit besteht bei deinem Hund nach wie vor der Verdacht, dass er auch auf andere Futtermittel allergisch reagiert. Neben einer Futtermittelallergie könnte aber auch eine Atopische Dermatitis, beispielsweise auf Futtermilben oder Hausstaubmilben Auslöser für den Juckreiz deines Hundes sein. Um der Ursache weiter auf den Grund zu gehen, würde ich dir zu einer umfassenden Allergieabklärung raten. Die Diagnose "Allergie" ist eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, es müssen zunächst alle anderen Möglichkeiten, die zur selben Symptomatik führen könnten, ausgeschlossen werden. Hierfür werden mithilfe spezieller Hautuntersuchungen bakterielle Infektionen oder ein Pilzbefall ausgeschlossen und durch ein Blutbild eine hormonelle oder organische Problematik überprüft. Sind diese Untersuchungen unauffällig, festigt sich der Allergieverdacht. Nun muss überprüft werden, um welche Allergieform es sich handelt. Hierfür wird zunächst nun die angesprochene strikte Eliminationdiät über ca. 10 Wochen durchgeführt. Sinn dieser Diät ist es, neuwertige Proteine und Kohlenhydrate zu füttern, um eine Reaktion des Körpers auf bisherige Proteine- und Kohlenhydrate zu überprüfen. Wichtig ist, dass während der Diät ausschließlich das verschriebene Futter gefüttert wird und der Hund nichts außer der Reihe erhält! Bessert sich die Symptomatik unter der Diät, kann von einer Futtermittelallergie ausgegangen werden. Hier wird im Anschluss mithilfe von Provokationsproben der genaue Auslöser herauskristallisiert. Bessert sich die Symptomatik unter der Eliminationsdiät nicht, hat man die Diagnose "Atopische Dermatitis". Bei einer Atopischen Dermatitis hat man zwei therapeutische Möglichkeiten: Eine symptomatische Terapie oder eine Desensibilisierung. Für eine Desensibilisierung wird ein Allergietest (in Form eine Hauttests oder eines Bluttests) angefertigt. Dieser muss durch einen erfahrenen Tiermedizinischen Dermatologen genau interpretiert werden und gibt dann Aufschluss über die auslösenden Allergene. Mithilfe speziell angefertigter Desensibilisierungslösungen wird der Körper des Hundes während der Therapie an diese Allergene gewöhnt. Ziel ist es also, dass der Körper des Hundes anschließend nicht mehr auf die Allergene reagiert. Eine Desensibilisierung bringt bei ca. 70% der Hunde eine deutliche Besserung. Bei einigen Hunden verschwindet die Symptomatik sogar komplett. Bei einer symptomatischen Therapie wird lediglich der Juckreiz des Hundes unterdrückt. Dies erfolgt durch die lebenslange Therapie mit juckreizunterdrückenden Medikamenten wie Apoquel oder Cytopoint. Die Diagnose "Allergie" ist leider ein längerer und natürlich auf finanziell aufwendiger Weg - aber er lohnt sich, um dem Hund dauerhaft zu helfen. Ich würde dir somit empfehlen bei einem erfahrenen dermatologischen Tierarzt eine weitreichende Dermatologische Untersuchung und Allergieabklärung durchführen zu lassen. Auf diesem Weg kannst du den Juckreiz deines Hundes hoffentlich bald langfristig lindern. Alles Gute euch beiden 🐾