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Gabi
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zuletzt 20. Nov.

Hormonproblem oder blöde Angewohnheit?

Hallo, Casper wird Anfang Dezember 2 Jahre alt ursprünglich aus Rumänien, seitdem er 4,5 Monate war ist er bei uns, intakt und hat neuerdings folgendes Problem: Er piselt Möbel an. Als er in der Pubertät kam, fing er an und wollte uns "aufreiten", was ich immer versuche zu unterbinden, speziell wenn er abends auf seinem Platz auf dem Sofa noch Möhren zum knabbern bekommt. Bei meinem Mann ist es noch extremer, er setzt sich aufs Sofa und es geht los. Er liegt im Bett und bewegt die Füße, fängt Casper an, die Bettdecke weg zu ziehen, um an die Beine zu kommen und möchte dann "juckeln". Auch dies unterbinde ich. Er legt dann die Ohren nach hinten und bekommt einen komischen Blick, würde den als irr beschreiben. Lässt sich auch schwer dann davon abbringen, weil er dann versucht mich weg zu schnappen, also zu warnen, ich soll ihn lassen. Nur ich bleibe hart. Seit ca. 3 Wochen fängt er nun tagsüber an zu winseln, ohne ersichtlichen Grund. Und das schlimmste, er piselt einen Schrank und das Sofa an. Das Sofa sogar, wenn wir drauf sitzen, aber so elegant, dass es mir immer zu spät auffällt, ist auch meist nur eine kleine Menge und meist, nachdem ich das Aufreiten unterbunden habe. Am Schrank fällt es meist nur auf, weil davor dann eine Pfütze ist. Da Casper äußerst lieb zu jedem und allem ist, habe ich Angst, ihn kastrieren zu lassen. Mein letzter Rüde wurde danach aggressiv zu Artgenossen. Meine Frage nun ist, ob es vielleicht doch nur eine blöde Angewohnheit ist, oder hat das doch mit den Hormonen zu tun? LG
 
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Nora
20. Nov. 17:40
Hallo Gabi, Deiner Beschreibung nach vermute ich schon, dass Caspers Verhalten aufgrund seiner sexualhormonellen Aktivität entsteht. Man kann bei vielen intakten Rüden sehr viel mit Erziehung erreichen, doch bei einigen reicht dies leider nicht aus. Es ist und bleibt aber dennoch immer eine Abwägung, ob man einen Rüden kastriert, oder nicht. Auf der einen Seite möchte man den "natürlichen" Zustand des Hundes erhalten. Auf der anderen Seite muss man jedoch bedenken, dass der Hund sein natürliches Verhalten aber nicht ausleben kann. Der Rüde kann seinem Sexualtrieb in Form des Deckens von Hündinnen nicht nachgehen. Dies kann sehr viel psychischen Stress für den Hund bedeuten. Der "irre" Blick, den du beschreibst, deutet auf genau einen solchen Stress bei Casper hin. Ich kann verstehen, dass du aufgrund deiner Erfahrung mit deinem alten Hund vor einer Kastration zurückschreckst. Man muss jedoch sagen, dass nicht jeder Hund eine solche Verhaltensänderung nach einer Kastration zeigt, und man sollte wie oben beschrieben bedenken, welchem Stress sexual sehr aktive Hunde ausgesetzt sind. Das Urinieren an deine Möbel stellt ein klassisches Reviermakierungs-Verhalten dar. Die Unruhe entsteht vermutlich aufgrund läufiger Hündinnen in eurer Nachbarschaft. Während jedes Spaziergangs kommt Casper mit den Gerüchen dieser Hündinnen in Kontakt. Er wird umgangssprachlich gesagt "aufgegeilt". Kann ein Hund dieses Verhalten nicht ausleben bedeutet dies bei vielen Hunden puren Stress. Ich würde dir empfehlen nach Rücksprache mit deinem Tierarzt einen Kastrationschip bei deinem Hund auszuprobieren. Ein solcher Kastrationschip (Suprelorin-Implantat) ist eine hervorragende Methode um "auszutesten", wie der Rüde sich nach einer Kastration verhalten würde. Der Chip wird unter die Haut deines Hundes gesetzt. Eine Narkose ist hierfür nicht notwendig - es funktioniert prinzipiell wie eine normale Spritze. Der Chip gibt einen Wirkstoff (Deslorelin) frei, der die Sexualhormone deines Rüden unterdrückt. Casper ist dann also chemisch kastriert. Das Gute an der Verwendung des Chips ist, dass seine Wirkung nach 6-12 Monaten nachlässt und er Hund anschließend wieder im hormonell normalen Zustand ist. Du kannst mithilfe eines Kastrationschips also quasi ausprobieren, wie Casper auf eine chirurgische Kastration (Entfernung der Hoden) reagieren würde. Natürlich gibt es keine 100%ige Garantie. Aber bei den meisten Hunden zeigen sich Verhaltensänderungen aufgrund des Hormonwegfalls, wie sie ein Risiko bei einer Kastration sind, schon unter der Wirkung des Kastrationschips. Reagiert Casper gut auf den Kastrationschip, solltest du über eine chirurgische und somit dauerhafte Kastration nachdenken. Alles Gute euch beiden!
 
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Gabi
20. Nov. 20:22
Hallo Gabi, Deiner Beschreibung nach vermute ich schon, dass Caspers Verhalten aufgrund seiner sexualhormonellen Aktivität entsteht. Man kann bei vielen intakten Rüden sehr viel mit Erziehung erreichen, doch bei einigen reicht dies leider nicht aus. Es ist und bleibt aber dennoch immer eine Abwägung, ob man einen Rüden kastriert, oder nicht. Auf der einen Seite möchte man den "natürlichen" Zustand des Hundes erhalten. Auf der anderen Seite muss man jedoch bedenken, dass der Hund sein natürliches Verhalten aber nicht ausleben kann. Der Rüde kann seinem Sexualtrieb in Form des Deckens von Hündinnen nicht nachgehen. Dies kann sehr viel psychischen Stress für den Hund bedeuten. Der "irre" Blick, den du beschreibst, deutet auf genau einen solchen Stress bei Casper hin. Ich kann verstehen, dass du aufgrund deiner Erfahrung mit deinem alten Hund vor einer Kastration zurückschreckst. Man muss jedoch sagen, dass nicht jeder Hund eine solche Verhaltensänderung nach einer Kastration zeigt, und man sollte wie oben beschrieben bedenken, welchem Stress sexual sehr aktive Hunde ausgesetzt sind. Das Urinieren an deine Möbel stellt ein klassisches Reviermakierungs-Verhalten dar. Die Unruhe entsteht vermutlich aufgrund läufiger Hündinnen in eurer Nachbarschaft. Während jedes Spaziergangs kommt Casper mit den Gerüchen dieser Hündinnen in Kontakt. Er wird umgangssprachlich gesagt "aufgegeilt". Kann ein Hund dieses Verhalten nicht ausleben bedeutet dies bei vielen Hunden puren Stress. Ich würde dir empfehlen nach Rücksprache mit deinem Tierarzt einen Kastrationschip bei deinem Hund auszuprobieren. Ein solcher Kastrationschip (Suprelorin-Implantat) ist eine hervorragende Methode um "auszutesten", wie der Rüde sich nach einer Kastration verhalten würde. Der Chip wird unter die Haut deines Hundes gesetzt. Eine Narkose ist hierfür nicht notwendig - es funktioniert prinzipiell wie eine normale Spritze. Der Chip gibt einen Wirkstoff (Deslorelin) frei, der die Sexualhormone deines Rüden unterdrückt. Casper ist dann also chemisch kastriert. Das Gute an der Verwendung des Chips ist, dass seine Wirkung nach 6-12 Monaten nachlässt und er Hund anschließend wieder im hormonell normalen Zustand ist. Du kannst mithilfe eines Kastrationschips also quasi ausprobieren, wie Casper auf eine chirurgische Kastration (Entfernung der Hoden) reagieren würde. Natürlich gibt es keine 100%ige Garantie. Aber bei den meisten Hunden zeigen sich Verhaltensänderungen aufgrund des Hormonwegfalls, wie sie ein Risiko bei einer Kastration sind, schon unter der Wirkung des Kastrationschips. Reagiert Casper gut auf den Kastrationschip, solltest du über eine chirurgische und somit dauerhafte Kastration nachdenken. Alles Gute euch beiden!
Hallo Nora, danke für die ausführliche Erklärung 🤗 Was mich halt irritiert ist, dass er sonst keine Symptome wegen einer läufigen Hündin hat. Draußen ist alles wie immer und ich kann gar nicht sagen, ob wir überhaupt eine im Moment im Dorf haben. Für ihn sind alle Hunde einfach nur Spielkameraden. Komisch auch, dass er es hauptsächlich macht, wenn er abends Möhren als Knabberei bekommen hat. Aber ich werde das auf jeden Fall noch mit der Tierärztin besprechen und den Chip mal probieren.😊