Hallo Heike,
Ein alleiniger Allergie-Bluttest gibt leider keine sichere Aussage darüber, ob dein Hund unter einer Allergie leidet und auf was er allergisch reagiert. Die Tests sind sehr fehleranfällig und machen erst ab einem bestimmten Punkt in einer Allergieabklärung und hier auch nur bei spezifischer Interpretation Sinn.
Heißt also im Klartext: Vielleicht ist die "festgestellte" Allergie gegen Hausstaubmilben und Co. garnicht das Problem deines Vierbeiners.
Um dir das Problem der Allergie etwas besser erklären zu können habe ich dir einige Infos und den richtigen Weg einer Allergieabklärung im Folgenden zusammengefasst.
Bei einer Allergie handelt es sich um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf einen bestimmten Stoff (Allergen). Ca. 10-15% aller Hunde leiden unter einer Allergie. Das Immunsystem des Hundes sieht hierbei einen eigentlich harmlosen Stoff (Allergen) als körperfremd an und beginnt, diesen zu bekämpfen. Hierdurch entsteht die typische Symptomatik einer Allergie, bei der v.a. der Juckreiz im Vordergrund steht. Es können aber auch weiterführende Symptome, wie Haut- und Fellveränderungen, Beknabbern der Pfoten, wiederkehrende Ohrenentzündungen oder Hot-Spot im Rahmen einer Allergie auftreten.
Bei einer Allergie kann zwischen verschiedenen Allergieformen, wie einer Kontaktallergie, einer Flohspeichelallergie, einer Umweltallergie und einer Futtermittelallergie unterschieden werden. Vor allem die Umweltallergie (Atopische Dermatitis/Atopie) sowie die Futtermittelallergie spielen bei vielen Hunden eine Rolle.
Bei einer Atopischen Dermatitis reagiert der Körper auf Stoffe aus der Umwelt, wie beispielsweise Gräser, Pollen oder Hausstaubmilben. Häufig tritt eine Atopische Dermatitis nur zu bestimmten Jahreszeiten auf (Blühzeitpunkt bestimmter Pflanzen), sie kann aber auch das ganze Jahr über auffällig sein (Hausstaub-, Futtermilbenallergie).
Bei einer Futtermittelallergie stellt ein Futterbestandteil, zumeist eine bestimmte Proteinart, das auslösende Allergen dar. Eine Futtermittelallergie wird gelegentlich von weiteren Symptomen, wie Durchfall oder Erbrechen begleitet. Sie kann sich aber auch nur in Form von Juckreiz, ganz ohne Gastrointestinale Symptome bemerkbar machen.
Die Diagnose "Allergie" ist eine Ausschlussdiagnose. Um eine Allergie zu diagnostizieren müssen also zunächst alle anderen Krankheiten, die zur selben Symptomatik führen können, ausgeschlossen werden. Hierfür wird zunächst die Haut des Hundes mithilfe einer genauen Adspektion sowie verschiedener Hautproben auf Parasiten wie Flöhe oder Milben untersucht. Und auch eine bakterielle Infektion der Haut sowie ein Pilzbefall wird kontrolliert. Zudem wird eine umfangreiche Blutuntersuchung durchgeführt, denn auch organische Erkrankungen oder eine hormonelle Imbalance können mit Hautveränderungen und daraus resultierendem Juckreiz einhergehen.
Sind diese Untersuchungen unauffällig, festigt sich der Allergieverdacht. Nun muss überprüft werden, um welche Allergieform es sich handelt. Hierfür wird zunächst eine strikte Eliminationdiät über min. 8 Wochen durchgeführt. Sinn dieser Diät ist es, neuwertige Proteine und Kohlenhydrate zu füttern, um eine Reaktion des Körpers auf bisherige Proteine- und Kohlenhydrate zu überprüfen. Wichtig ist, dass während der Diät ausschließlich das verschriebene Futter gefüttert wird und der Hund nichts außer der Reihe erhält! Außerdem muss für die Eliminationsdiät auf spezielle tiermedizinische Hypoallergen-Futter oder eine genaustens zusammengestellte, selbstgekochte Diät zurückgegriffen werden. Herkömmliche Futtermittel, die mit „Singleprotein“ werben, sind aufgrund verschiedener Verunreinigungen zur Diagnose einer Futtermittelallergie nicht geeignet.
Bessert sich die Symptomatik unter der Diät, und tritt nach Gabe des herkömmlichen Futters wieder auf (Provokationsprobe), kann die Diagnose "Futtermittelallergie" gestellt werden. Mithilfe verschiedener Futterproben kann im Anschluss an die Diagnose der genaue Auslöser der Allergie herauskristallisiert werden. So kann dem Hund langfristig ein Futter gefüttert werden, dass keines der auslösenden Allergene enthält und somit vom Hund gut vertragen wird.
Bessert sich die Symptomatik unter der Eliminationsdiät nicht, kann die Diagnose "Atopische Dermatitis" gestellt werden. Bei einer Atopischen Dermatitis hat man zwei therapeutische Möglichkeiten: Eine symptomatische Therapie oder eine Desensibilisierung.
Für eine Desensibilisierung wird ein Allergietest (in Form eines Hauttests oder eines Bluttests) angefertigt. Dieser muss durch einen erfahrenen Tiermedizinischen Dermatologen genau interpretiert werden und gibt dann Aufschluss über die auslösenden Allergene. Mithilfe speziell angefertigter Desensibilisierungslösungen wird der Körper des Hundes während der Therapie an diese Allergene gewöhnt. Ziel ist es, dass der Körper des Hundes anschließend nicht mehr auf die Allergene reagiert. Eine Desensibilisierung bringt bei ca. 70% der Hunde eine deutliche Besserung. Bei einigen Hunden verschwindet die Symptomatik sogar komplett.
Achtung! Allergietests sind nicht zur Diagnosestellung einer Allergie geeignet. Man kann mithilfe eines Allergietests also nicht herausfinden, ob ein Hund eine Allergie hat, oder nicht. Die Tests sind leider sehr unspezifisch und fehleranfällig. Nur, wenn eine Atopische Dermatitis wie oben beschrieben bereits diagnostiziert wurde, können Allergietests helfen um im Rahmen einer kritischen Auswertung das auslösende Allergen zu bestimmen.
Bei einer symptomatischen Therapie wird lediglich der Juckreiz des Hundes unterdrückt. Dies erfolgt durch die lebenslange Therapie mit juckreizunterdrückenden Medikamenten wie Apoquel® oder Cytopoint®.
Die Diagnose "Allergie" ist leider ein längerer und natürlich auf finanziell aufwendiger Weg - aber er lohnt sich, um dem Hund dauerhaft zu helfen. Ich würde dir deshalb empfehlen eine umfassende Allergieabklärung bei deinem Vierbeiner vornehmen zu lassen.
Viel Erfolg euch beiden 🐾