Ab 15. April 2025 verboten: Österreich setzt ein klares Zeichen für mehr Tierschutz und verbietet künftig das Beiß- und Angriffstraining für private Hundehalter:innen. Ein Schritt, der für viel Aufsehen sorgt – auch bei uns in Deutschland. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Training? Warum glauben manche Menschen, es sei notwendig? Und welche Alternativen gibt es für ein sicheres und artgerechtes Training?
Beim Beiß- und Angriffstraining werden Hunde gezielt darauf konditioniert, auf Kommando Menschen oder Tiere anzugreifen – meist unter Einsatz von Schutzanzügen oder sogenannten Beißkissen. Oft wird dieses Training mit Schutzdienst-Elementen aus dem Hundesport verwechselt, bei dem der Hund lernt, unter strengen Regeln zu "stellen und verbellen" oder den "Ärmel" zu fassen. Während dies bei Dienst- und Schutzhunden von Polizei oder Militär bestimmten Regularien unterliegt, nutzen auch Privatpersonen – also Hundehalter:innen – immer wieder ähnliche Methoden, häufig ohne ausreichende fachliche Begleitung oder rechtliche Grundlage.
Genau hier setzt das österreichische Verbot an: Hunde dürfen ab dem 15. April 2025 nicht länger für den privaten Gebrauch auf Angriff oder Biss trainiert werden. Ausgenommen bleiben Einsatzhunde von Polizei, Militär oder Rettungsdiensten.
Befürworter:innen argumentieren oft mit dem Sicherheitsaspekt. Gerade bei großen oder als potenziell gefährlich eingestuften Hunderassen glauben Menschen, sie könnten durch gezieltes Angriffstraining Kontrolle und Schutz gewinnen – sei es zum Schutz von Hab und Gut oder als vermeintliche „Versicherung“ gegen Angriffe von außen.
Auch in der Szene der sogenannten „Personal Protection Dogs“ – also privat gehaltener Schutzhunde – wird gezielt damit geworben, dass ein Hund Angriffe abwehren kann. Oft werden dabei jedoch die Risiken und Gefahren für Mensch und Tier verschwiegen.
Studien und Expert:innen warnen: Werden Hunde gezielt auf Beißverhalten trainiert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch in Alltagssituationen schneller in den Aggressionsmodus schalten – schlimmstenfalls ohne eindeutiges Kommando. Besonders gefährlich wird es, wenn Hundeeltern die Signale ihres Hundes falsch deuten oder in Stresssituationen die Kontrolle verlieren. Die Folgen können fatal sein.
Dazu kommen gravierende tierschutzrechtliche Bedenken: Das sogenannte Beiß- und Angriffstraining geht häufig mit erheblichem psychischen und physischem Stress für die Hunde einher. Die Tiere werden wiederholt in Situationen gebracht, die Angst, Unsicherheit und Stress auslösen. Besonders problematisch: Oft wird die natürliche Hemmschwelle des Hundes, einem Menschen ernsthaften Schaden zuzufügen, systematisch abtrainiert.
PETA kritisiert zudem, dass solche Trainingsformen die artgerechte Haltung und das Wohlbefinden der Hunde massiv beeinträchtigen. Hunde, die gelernt haben, auf Kommando Menschen zu attackieren, leben ständig in einem Spannungsfeld zwischen Gehorsam und Aggressionsbereitschaft – ein Zustand, der dauerhaft belastend ist und sie krank machen kann.
Am Ende gefährdet dieses Training nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch das Tier selbst.
Das neue Gesetz in Österreich ist ein klares Signal: Solche Trainingsmethoden sind mit einem modernen Tierschutz nicht vereinbar. PETA begrüßt das Verbot ausdrücklich und fordert auch andere Länder – allen voran Deutschland – dazu auf, nachzuziehen.
„Hunde sind unsere Familienmitglieder, unsere Freunde und keine Waffen. Dass sie oftmals mit tierschutzwidrigen Hilfsmitteln auf Menschen gehetzt werden und sich in Körperteilen verbeißen müssen, ist mit dem Tierschutz nicht vereinbar“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, den eigenen Hund als Schutzpartner:in auszubilden, sollte sich bewusst machen: Echte Sicherheit entsteht nicht durch Aggression, sondern durch Erziehung, Vertrauen und Kontrolle. Dafür gibt es zahlreiche tierschutzkonforme Alternativen:
Ein gut sozialisierter Hund, der sicher und ruhig auf Umweltreize reagiert, ist der beste Schutz. Trainingsziele sollten sein:
Hunde, die in ihrer Bindung zu ihren Bezugspersonen gefestigt sind, reagieren auch in bedrohlichen Situationen besonnener. Anti-Angst-Trainings helfen dabei, dass der Hund lernt, Reize nicht vorschnell als Bedrohung einzuordnen.
Statt auf Aggression zu setzen, können Hundeeltern ihren Vierbeiner zu einem geprüften Begleithund ausbilden lassen. So zeigt der Hund kontrolliertes Verhalten und Souveränität – ein echtes Aushängeschild im Alltag.
Für den Schutz von Haus und Hof eignen sich moderne Alarmsysteme und Überwachungstechnik weitaus besser als ein Hund, der zum Beißen ausgebildet wurde.
Sportarten wie Mantrailing, Agility oder Obedience fördern die Bindung und den Gehorsam – und machen Mensch und Hund als Team stark.
Das österreichische Verbot ist ein starkes Signal für mehr Tier- und Menschenschutz. Es zeigt: Hunde sind unsere Partner:innen – keine Waffen. Wer Schutz möchte, sollte auf Erziehung, Bindung und gemeinsame Erfahrungen setzen – nicht auf Aggressionstraining.
Deutschland könnte sich an diesem Vorbild orientieren und damit nicht nur Hunde schützen, sondern auch potenziell gefährliche Situationen verhindern.
Quelle: PETA: Verbot von Beiß- und Angriffstraining: Österreich setzt wichtiges Zeichen für mehr Tierschutz, 07.03.25.