Von wegen! Verschiedene Fallbeispiele von Hunden und deren Untersuchungen ergaben eine Mangelerscheinung von Kalzium (und Vitamin D), die aus einer unausgewogenen und eigens zusammengestellten Ernährung resultiert.
Folgende Fälle verdeutlichen die Notwendigkeit einer ausgewogenen Ernährung.
Eine sechs Jahre alte Rottweiler-Hündin wurde aufgrund einer Darmerkrankung mit einer selbst zusammengestellten Ernährung versorgt. Diese Diät setzte sich aus 75g Fleisch, 500g Nudeln und 250g grünen Bohnen aus der Konserve zusammen, ohne dass Futterergänzungen hinzugefügt wurden.
Die Besitzer:innen baten um medizinische Hilfe aufgrund von auffälligen Schwellungen im Gesichtsbereich der Hündin sowie Problemen beim Fressen. Ihre Zähne und ihr Kiefer waren so locker, dass sie sich bereits durch leichten Druck verschieben ließen, was auf eine erhebliche Schwächung der Knochenstruktur hinwies (das Phänomen ist auch bekannt als „Gummikiefer“). Die durchgeführte Computertomographie zeigte eine starke Verringerung der Knochendichte in den Schädelknochen (siehe Video).
Ein ähnlicher Vorfall wurde bei einem West Highland White Terrier dokumentiert, dessen Ernährung sich aus 400g Kängurufleisch aus der Dose, 150g Süßkartoffeln und 20g Äpfeln zusammensetzte.
In einem weiteren Fall wurde ein Welpe mit selbstgemachtem Futter ernährt, das wichtige Mineralien nicht enthielt. Dadurch erlitt der Hund einen Oberschenkelbruch, obwohl er nur mäßig belastet wurde. Bei der Überprüfung der Futterzusammensetzung stellte sich heraus, dass wichtige Nährstoffe fehlten sowie auch ein sehr starker Mangel an Kalzium vorlag. Interessanterweise war der Kalziumwert im Blut des Hundes normal.
Nachdem das Futter um die fehlenden Mineralien und Vitamine ergänzt wurde, verbesserte sich die Gesundheit der Hunde deutlich.
Die drei Beispiele zeigen, welche drastischen Auswirkungen eine Mangelernährung bei Hunden haben kann. Das steht ganz unabhängig davon, ob das selbst zusammengestellte Futter sehr fleischlastig, vegetarisch/ vegan oder aus einer Mischkost bestehend ist. Aufgrund eines Kalziumsmangels schwand bei allen drei genannten Hunden die Knochendichte, was zu unterschiedlichen Beschwerden führte.
Die erfolgreiche Behandlung der Hunde durch eine angepasste Diät bestätigt die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung. Auch bei sehr bemühten Hundehalter:innen kann es zu einer mangelhaften Versorgung mit Kalzium kommen, die ernsthafte Probleme wie Lahmheit, Fehlstellungen der Gliedmaßen oder spontane Knochenbrüche verursachen kann.
Wenn man einen Zusammenhang zwischen Ernährung und gesundheitlichen Problemen vermutet, ist eine Überprüfung des Futters der beste Weg, um das festzustellen, und kann nicht einfach durch Bluttests ersetzt werden. Wenn eine Überprüfung des Futters einen Kalziummangel bestätigt, muss das Futter angepasst werden, ohne dabei die empfohlenen Mengen zu überschreiten. Außerdem ist es wichtig, dass die Tiere regelmäßig, idealerweise täglich, Kalzium erhalten, anstatt nur einmal pro Woche, wie es bei manchen Rohfutterdiäten (BARF) der Fall ist.
Sowohl Hundehalter:innen, deren Hunde spezielle Diäten benötigen, als auch diejenigen, die kein Fertigfutter verwenden möchten, benötigen Unterstützung bei der Zusammenstellung ausgewogener und bedarfsgerechter Futterrationen. Ernährungsberater:innen mit einer fundierten Ausbildung können hier eine große und wichtige Unterstützung sein.
Es zeigt sich einmal wieder: egal, ob Nassfutter, Trockenfutter, Rohfutter oder sonstige Mischkost - entscheidend ist die Zusammensetzung der Ernährung und dass dein Hund alle Nährstoffe erhält, die er benötigt.
Hast du schon einmal von so schlimmen Fällen aufgrund von Fehlernährungen gehört?
Quellen:
Dr. Marie Nitzschner (@hund.und.wissenschaft), Instagram (2024).
de Fornel-Thibaud, P., Blanchard, G., Escoffier-Chateau, L., Segond, S., Guetta, F., Begon, D., Delisle, F. & Rosenberg, D. (2007). Unusual case of osteopenia associated with nutritional calcium and vitamin D deficiency in an adult dog. Journal of the American Animal Hospital Association, 43(1), 52-60.
Becker, N., Kienzle, E., & Dobenecker, B. (2012). Kalziummangel-bei wachsenden und ausgewachsenen Hunden ein Problem. Tierärztliche Praxis Ausgabe K: Kleintiere/Heimtiere, 40(02), 135-139.