In den vergangenen Jahren hat sich eine besondere Hunderasse, der American XL Bully, in das Zentrum der Aufmerksamkeit und Kontroverse gerückt. Nachdem England und Wales bereits ein Verbot für diese Hunde erlassen haben, steht nun auch Schottland kurz davor, eine ähnliche Regelung umzusetzen. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen auf: Ist das Verbot gerechtfertigt? Und ist die Rasse wirklich so gefährlich, wie manche behaupten?
Der schottische Regierungschef Humza Yousaf kündigte im Regionalparlament in Edinburgh an, dass Schottland in die Fußstapfen von England und Wales treten und ein Verbot für den American XL Bully erlassen werde. Die Entscheidung folgt auf vermehrte Vorfälle, bei denen Hunde dieser Rasse nach Schottland gebracht und teilweise ausgesetzt wurden. Zudem gab es in Großbritannien eine Zunahme tödlicher Beißattacken durch diese Hunderasse.
Interessant ist der Blick auf die Herkunft des American XL Bully. Dieser Hund entstand Ende der 1980er Jahre in den USA aus einer Kreuzung von American Pit Bull Terrier und American Staffordshire Terrier. Ziel war es, einen noch muskulöseren Hund zu züchten. Erst um 2014 oder 2015 kam diese Rasse im Vereinigten Königreich auf und erlebte während der Pandemie einen raschen Anstieg in der Beliebtheit.
Der American Bully XL, als größter der vier American Bully-Typen, ist bekannt für seinen muskulösen Körper und starken Biss. Diese physischen Eigenschaften haben dazu geführt, dass er oft als gefährlich eingestuft wird. In England führten mehrere tödliche Beißattacken zu einem Verbot ab 2024, wobei strenge Auflagen für die Halter:innen festgelegt wurden.
Die Gruppe „Bully Watch“ vertritt die Ansicht, dass der American Bully XL von Natur aus gefährlich sei. Sie argumentieren, dass die genetische Prädisposition und die Züchtung auf Größe und Muskulatur zu einem erhöhten Beutetrieb und einer niedrigeren Erregungsschwelle führen.
Dagegen stellen Expert:innen fest, dass es keine rassespezifische Aggression gibt und das Verhalten eines Hundes nicht genetisch fixiert ist.
Rassenverbote basieren oft auf Vorurteilen gegenüber bestimmten Hunderassen. Dies kann zu einer ungerechtfertigten Stigmatisierung von Hunden führen, die auf ihrem Aussehen basiert, anstatt auf ihrem tatsächlichen Verhalten oder Temperament. Solche Ansätze ignorieren die Tatsache, dass Verhalten und Temperament eines Hundes stark von seiner Umgebung, Erziehung und Behandlung durch den Menschen beeinflusst werden.
Einige Expert:innen und Tierschutzorganisationen argumentieren, dass ein zielgerichteter Ansatz, der sich auf das Verhalten des einzelnen Hundes und die Verantwortung der Halter konzentriert, effektiver sein könnte als ein pauschales Rassenverbot. Dies könnte Schulungen für Hundebesitzer, Verhaltensbewertungen für Hunde und strengere Regulierungen für die Hundezucht umfassen. Solche Maßnahmen würden sich nicht nur auf eine spezifische Rasse konzentrieren, sondern auf alle Hunde, unabhängig von ihrer Rasse.
Das potenzielle Verbot des American Bully XL in Schottland öffnet die Tür für eine breitere Diskussion über das Zusammenleben von Mensch und Hund. Es verdeutlicht die Notwendigkeit, individuelles Verhalten und die Rolle des Menschen bei der Prägung dieses Verhaltens zu berücksichtigen.
Glaubt ihr, dass das Verbot einer spezifischen Hunderasse wie des American Bully XL ein effektiver Weg ist, um die Sicherheit der Öffentlichkeit zu gewährleisten? Warum oder warum nicht?
Quellen:
Petbook.de: Sind American Bullys XL wirklich so gefährlich? Das sagt eine Expertin (14.01.2024)
Web.de: Nach XL-Bully-Verbot in England: Viele Tiere nach Schottland gebracht (11.01.2024)